Wohnungsbau Beim Wohnungsbedarf für Krefeld scheiden sich die Geister

Dass Krefeld mehr Wohnungen braucht, ist bei Fraktionen und Eigentümerverband unbestritten. Aber die Anzahl, das Wie und Wo sind Streitfragen.

Angesichts der Leerstände auf der Hochstraße wird in dem Gutachten von Junker und Kruse der Umbau von Geschäften in Wohnungen vorgeschlagen.

Foto: ja/Bischof, Andreas (abi)

Krefeld braucht zusätzlich neuen Wohnraum. Darin sind sich alle Fraktionen, der Verein Haus & Grund und die Verwaltung einig. Die Bezirksregierung geht im Regionalplanentwurf bis 2040 für Krefeld von 11 300 Wohnungen aus. Doch nicht nur bei dieser Zahl gehen die Meinungen auseinander; auch bei der Frage nach der Form des Wohnraums und des Flächenpotenzials. In der jüngsten Ratssitzung hat sich die Mehrheit aus SPD, CDU und Grünen der Verwaltungsvorlage angeschlossen und die von der Bezirksregierung vorgeschlagenen zusätzlichen Siedlungsflächen abgelehnt. Durch die heutige Planung der Stadt könne der prognostizierte Bedarf schon verwirklicht werden.

Das sagt die CDU dazu

„Krefeld muss sich entscheiden: Will die Stadt wieder mehr Mitbürger gewinnen oder mag sie lieber im Status Quo verharren?“, fragt Fraktionsvorsitzender Philibert Reuters. Die von Oberbürgermeister Frank Meyer zitierte Zahl von 4700 Wohneinheiten, die sich in laufenden Genehmigungsverfahren befinden und zunächst einmal gebaut werden sollten, hält die CDU mittelfristig für zu niedrig. Um einerseits die Nachfrage am Wohnungsmarkt zu bedienen und andererseits die Angebote und Dienstleistungen der Stadt künftig finanzieren zu können, spricht die CDU in den kommenden 15 Jahren von zusätzlich 7000 neuen Wohnungen, in einem Mix aus Ein- und Zweifamilienhäusern sowie an bedarfsgerechtem Geschosswohnungsbau.

Das sagt die SPD dazu

Die SPD vertritt wie der OB die Auffassung, dass sich die Stadt auf die möglichen 4700 neuen Wohneinheiten zunächst konzentrieren soll. Sollte der Druck in den kommenden Jahren steigen, im Regierungsbezirk Düsseldorf weiteren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sollte die Bezirksregierung Vorschläge für geeignete Flächen erarbeiten. Die Bezirksregierung geht für Krefeld in ihrem Entwurf zum Regionalplan von 11 300 zusätzlichen Wohnungen aus.

Das sagen die Grünen dazu

Angesichts der großen Flächenversiegelung in Deutschland (60 Hektar pro Tag statt maximal 30 Hektar) sprechen sich die Grünen weitestgehend gegen Neubaugebiete aus, vor allem dann, wenn dort überwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut werden sollen. „Das widerspricht der Zunahme von Ein- und Zwei-Personen-Haushalten sowie der im Vergleich zu heute mit 226 700 abnehmenden Zahl der Einwohner auf 223 400 in 2040“, sagt Fraktionsgeschäftsführerin Anja Cäsar. Die Grünen gehen von einer Wohnraumbedarf von 5637 bis 2040 aus. Sie sprechen sich für bezahlbaren Wohnraum, für neue Sozialwohnungen und Bauen im Bestand aus. Laut Cäsar gebe es in Krefeld zwischen 5000 und 7000 leerstehende Wohnungen, die zunächst wieder bewohnbar gemacht werden sollten.

Das sagt die FDP dazu

„Krefeld braucht mehr Einwohner, um als Großstadt attraktiv für Wohnungssuchende, Handel und Unternehmen wie auch Besucher zu bleiben“, sagt Joachim C. Heitmann für die FDP. Die Zahl von 4700 neuen Wohnungen hält er für zu gering; er geht von 9900 Wohneinheiten aus. Dabei rechnet er – wie im Regionalplanentwurf – mit 9900 neuen Wohnungen für Krefeld (3100 allein für Wohnungssuchende aus dem Düsseldorfer Raum). Er ärgert sich über die Aussage der Stadt, dass es Nachverdichtungsflächen in Krefeld für 2900 Wohnungen gebe, aber sie nicht sage, wo. Auch würden Zahlen aus dem Flächenutzungsplan mit eingerechnet, wie zum Beispiel in Hüls-Südwest, wo derzeit überhaupt nicht die Absicht bestehe, dort zu überplanen. „Das ist nicht sauber“, kommentiert Heitmann. Wenn die Stadt zum Regionalplan so nicht sage, müsse sie umgekehrt aber auch sagen, wie sie es machen will.

Das sagt Haus und Grund dazu

Der Eigentümer-Verein Haus und Grund sieht neuen Wohnbedarf für Krefeld. Geschäftsführer Michael Heß spricht sich nicht obligatorisch gegen Neubaugebiete aus, wünscht sich aber eine stärkere Konzentration auf die Innenstadt bei der Schaffung von neuem Wohnraum. Statt einzelner großer Investoren wie bei Neubaugebieten, seien hier die einzelnen Hauseigentümer gefordert. „Die müsste die Stadt viel stärker unterstützen“, sagt Heß, und dazu das Hof- und Fassaden-Programm ausbauen, das Stadtumbaubüro ausweiten und die Vorschläge aus dem Innenstadtgutachten von Junker und Kruse, zum Beispiel die Umwandlung leer stehender Ladenlokale in Wohnraum, zügig umsetzen.