Buch-Vorstellung Das Rascheln der Berührung
Krefeld · Ellen Korth widmet sich künstlerisch der Unterwäsche
Das Rascheln eines seidenen mit Spitzen besetzten Unterkleides ist edel und erotisch zugleich, und es besitzt auch einen Hauch von Sex, das hauchzarte „Darunter“. Seidig-glänzend war das „Unterzeug“ nicht immer. Es gab im Laufe der Zeit auch Langärmeliges in Batist oder wenig ansehnliche graue Männerunterhosen. Die niederländische Künstlerin Ellen Korth hat sich dieser körpernahen Kleidung intensiv gewidmet. In ihrer historischen Arbeit erfasste sie hauchzarte Dessous, Korsetts oder Unterröcke aus den Jahrhunderten, hat sie wie kleine Kunstwerke einzeln arrangiert, fotografiert und mit Zitaten versehen. Sieben Historiker, darunter Christoph Dautermann, kommissarischer Leiter des Museums Burg Linn, haben Texte zum Thema verfasst.
Das Ergebnis ist das äußerst sehenswerte, handsignierte und limitierte Buch „The Rustle of Touch“. Im Februar kuratiert Korth mit ihren Fotografien zusätzlich eine Ausstellung im Deutschen Textilmuseum in Linn, die ergänzt wird mit Objekten aus dem Haus. Museumsleiterin Annette Schieck sagt über die Bildende Künstlerin, die sich mit Fotografie beschäftigt: „Es sind sensible Arbeiten, die in großen Abzügen zu sehen sind. Sie zeigt ästhetisch und erotisch die Leichtigkeit der Unterwäsche.“
„The Rustle of Touch“ übersetzt die Künstlerin mit: „Das Rascheln der Berührung“. Die reinweiße Schutzhülle des ebenso weißen Werkes mutet bereits wie ein zerknitterter Seidenstoff an. Um es vorweg zu sagen: Die Bücher von Ellen Korth sind selbst preisgekrönte Kunstwerke.
Nun hat sie sich mit Unterwäsche befasst, die die Mutter einst gebügelt hat. „Daran und an das Geräusch erinnere ich mich genau“, sagt die Künstlerin bei der Präsentation des Werkes. „Das gab den Ausschlag.“
Ein früheres Kindermädchen ebnet den Weg
Für ihre Arbeit durfte sie nach langem Hin und Her und viel Glück in die alten Schränke des niederländischen Schlosses Twickel schauen und deren Textilschatz für ihre Arbeit heben. „Ich habe zufällig ein früheres Kindermädchen der Schlossherren getroffen, das mir den Weg geebnet hat. Danach bin ich jahrelang durchs Schloss gelaufen“, berichtet Korth. So fand sie dort auch alte Möbel und Gegenstände, mit denen sich die Unterwäsche bestens präsentieren lässt. Oftmals hängen die hauchzarten Teile aber auch nur an einem dünnen Metall-Bügel oder füllen zwei Seiten ohne schmückendes Beiwerk, sprechen für sich selbst.
Für Dautermann war die Arbeit zunächst gewöhnungsbedürftig: „Ich habe zuerst passende Literatur gesucht und wurde in der umfangreichen Bibliothek des Textilmuseums fündig. Es gab eine ganze Menge zu forschen mit Spaß und Erkenntnisgewinn.“ Er habe festgestellt: „Es war alles schon da. Die Zwänge des Korsetts mit seiner Körpermodellierung, die dem Schönheitsbild im zwölften Jahrhundert und auch demjenigen heutzutage wieder entspricht, samt der prompten Befreiung aus der Schnürung danach.“ cf