Reitsport Das Ratibor-Rennen mit Geisterkulisse

Krefeld · Sieben Rennen starten am Sonntag um 13.15 Uhr im Stadtwald. 88 Pferde gehen an den Start. Doch wegen des Lockdowns sind Besucher nicht zugelassen. Gewettet wird übers Internet.

Virginia Storm (links) mit Andrasch Starke gewann in Düsseldorf gegen Novellini (rechts). Beide laufen morgen erneut gegeneinander.

Foto: Klaus-Joerg Tuchel

Die Geschichte der Galopprennen in Krefeld ist reich an kuriosen Ereignissen. Bei den sieben Rennen am Sonntag ab 13.15 Uhr ist es noch kurioser als das bisherige Geschehen. Es gibt volle Starterfelder mit 88 Pferden, ein gut besetztes Hauptrennen um das mit 55 000 Euro (davon 35 000 Euro dem Sieger) dotierte Herzog von Ratibor-Rennen auf Europa-Gruppe III-Ebene mit den Stadtwerken Krefeld als Partner des Renn-Clubs. Aber es wird vor weitgehend leeren Rängen galoppiert und es gibt keine Wettkasse auf der Bahn.

Qualität der Live-Übertragungen sind erheblich verbessert

Wegen der Corona-Pandemie sind nur die unmittelbar mit dem Rennbetrieb beschäftigen Personen zugelassen, dazu pro Pferd zwei als Besitzer registrierte Personen. Es sind Geister-Rennen, die im Stadtwald stattfinden. Bundesweit ist das seit dem 7. Mai üblich, zwischendurch gab es Lockerungen bis zu 3000 Besuchern in Hoppegarten, doch die aktuellen Corona-Zahlen haben solche Hoffnungen des Krefelder Vorstandes für den einzigen Renntag des Jahres rüde zerstört. Jetzt bleibt den Freunden dieses Sports nur der Weg über die Internet-Übertragungen. Der Dachverband Deutscher Galopp hat die Qualität der Live-Übertragungen aber erheblich verbessert. Die Rennen sind über diesen Weg besser zu verfolgen als mit dem bloßem Auge von der Tribüne und die Informationen zum Wetten sind auch für Laien gut verständlich. Das Ratibor-Rennen hat allein schon wegen der Sieger der beiden letzten Jahre neun Zweijährige der Spitzenklasse vieler Klassetrainer angelockt. 2018 hat die Stute Donjah gewonnen, in diesem Jahr triumphierte sie sensationell im Preis von Europa in Köln. Im Vorjahr hieß der Sieger Wonderful Moon. Als Favorit scheiterte er (als Fünfter) im Derby an der 2400m-Distanz, hat kürzlich aber auf passender 2000m-Distanz wieder gewonnen. Donjah und Wonderful Moon wurden von Henk Grewe trainiert.

Der vom Niederrhein stammende, amtierende und auch kommende Championtrainer ist mit dem Favoriten Virginia Storm mit Andrasch Starke und Dolcetto mit Michael Caddedu vertreten. Virginia Storm überzeugte beim Sieg in Düsseldorf. Zu seinem guten Ruf hat zudem seine ältere Schwester Virginia Joy beigetragen. Nach einigen Spitzenleistungen verkaufte das Gestüt Auenquelle sie für 975 000 Euro über eine Auktion in Paris in die USA. Ohnehin sind in letzter Zeit viele deutsche Rennpferde hochpreisig ins Ausland transferiert worden. Virginia Storm wird an der Wettbörse kurz (um die 28:10) stehen, eine Sieggarantie ist das keineswegs.

Gerade im Herbst und auf dem dann oft vorhandenen weichen Geläuf sind Überraschungen üblich. Von den neun Startern ist keiner ein chancenloser Feldfüller. Auch der Hengst Sporting nicht, den der 77-jährige Trainer Hans-Jürgen Gröschel aus Hannover bei seinem Abschied in Krefeld sattelt. Er übergibt den Stall schweren Herzen 2021 an Janina Reese. Im Sattel von Sporting sitzt die Schweizerin Sibylle Vogt. Vor zwei Jahren begann in Krefeld im Busch-Memorial mit Winterfuchs ihr Aufstieg. In dieser Saison hat sie 32 Rennen im Inland und erstaunliche 18 Rennen in Frankreich gewonnen. Das alles mit einem logistischen Aufwand mit Tausenden von Kilometern und Schlafpausen auf den Autobahnen. „Ich kenne meinen Körper“ sagt sie zu diesen Kraftakten. Vogt hatte ein Angebot vom Asterblüte-Stall des Trainers Peter Schiergen in Köln. Dort schlägt zu Saisonbeginn 2021 der in dieser Saison schon in 116 Rennen siegreiche Bauyrzhan Murzabayev auf. Morgen reitet er noch für seinen derzeitigen Arbeitgeber Andreas Wöhler den chancenreichen Hengst Novellini. Am 22. November tritt der 28-jährige Kasache seine zweite längere Sperre wegen Peitschenmissbrauchs an.