Gastbeitrag … den Menschen seines Wohlgefallens
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens (Lukas 2, 14)
So loben die Engel in ihrem Gesang Gott für die Geburt von Jesus in der Krippe in Bethlehem.
Eben das tun Christen auch dieses Jahr wieder an Heiligabend mit ihren Weihnachtsliedern bei den Krippenspielen, in Christvespern und Metten. Vor allem hören wir an Weihnachten dann von dem Frieden, der von dem neu geborenen Christuskind ausgeht für die Welt. „Und Friede auf Erden.“ Eine zentrale Botschaft in unsere so unfriedliche Welt hinein.
Etwas hinten runter fällt häufig der Nachklapp „bei den Menschen seines Wohlgefallens“. Obwohl uns das heute umtreibt. Gefallen wollen wir doch alle. Uns selbst, wenn wir in den Spiegel sehen, und anderen. Zu gefallen, anzukommen, dazuzugehören, darum dreht sich so vieles. Da wird das Passbild per Fotoshop aufgehübscht, im Kennenlernportal ein anderes Foto eingestellt, die zehnte Abnehmkur ausprobiert oder per Schönheits-Operation der eine oder andere Makel geglättet. Wir wissen nur zu gut: Wer ein angenehmes Äußeres hat und smart daher kommt, hat es leichter im Leben. Und nun hören wir in dem ersten Weihnachtslied der Engel: Die weihnachtliche Friedensbotschaft gilt den Menschen und sie gefallen Gott. Ein Grund mehr für echte Weihnachtsfreude.
Lange hat man mit dem Blick auf die Menschen übersetzt „bei den Menschen guten Willens.“ Das betont: Weihnachten wird es für die, die sich anstrengen und willig sind, die daran arbeiten, dass es Frieden wird. Bei denen kehrt auch Frieden ein. Die haben ihn sich verdient. Ihnen gilt die Weihnachtsbotschaft. Die neuere Übersetzung bezieht das Wohlgefallen nicht auf das, was Menschen tun. Sie bezieht es auf Gott. Sie beschreibt die Perspektive Gottes: Gott findet an den Menschen Gefallen. Deshalb schenkt er ihnen dieses Kind in der Krippe. Deshalb schenkt er ihnen Frieden. Und das ist durchaus universal gedacht. Dieser Friede gilt allen. Hören wir doch den Engel sagen: Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Und so blickt Gott auch mit Wohlgefallen auf alle Menschen. Er ist zu mir gekommen und zu den Menschen um mich herum. Auch zu denen, die nicht dem momentanen Schönheitsideal entsprechen. Jeder Mensch ist in den Augen Gottes schön und gefällt ihm. Auch die Menschen, die bei anderen nicht auf Anhieb Gefallen finden und sympathisch rüberkommen. Auch die, mit denen ich gar nicht kann, weil sie so anders sind, anders aussehen oder anders glauben oder anders leben oder ganz woanders herkommen. Gerade sie. In der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium hören die frohe Botschaft als erstes die Hirten, die gesellschaftlich weit unten rangieren. Ihnen ist zuerst der Friede verheißen. Und so gehört auch zu der frohmachenden Weihnachtsbotschaft: Auch und gerade die, die sich selbst nicht gefallen und meinen, partout nicht liebenswert zu sein, gefallen Gott.
Was, wenn wir uns bei den Familientreffen an Heiligabend und Weihnachten mal mit den wohlgefälligen Augen Gottes ansehen? Die Paare einander, die Eltern die Kinder und Schwiegerkinder und umgekehrt, die Geschwister einer den andern. Dann kann es nicht anders sein, dann entsteht Friede unterm Weihnachtsbaum. Dann breitet sich der göttliche Weihnachtsfrieden unter uns aus. Und was, wenn wir im neuen Jahr mit dieser Perspektive durch die Welt gehen: auch der Mensch findet Wohlgefallen bei Gott, mit dem ich so gar nicht kann. Dann wird die Weihnachtsbotschaft das ganze Jahr über wahr: Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.