Stadtplanung Der neue Krefelder Hof kann in zweieinhalb Jahren fertig sein

Krefeld · Der Planungsausschuss stimmt dem Bauvorhaben zu, am Donnerstag soll der Rat entscheiden.

Die Draufsicht zeigt unten die beiden Gebäudekomplexe des Hotelneubaus, in den bestehenden Baumbestand des Areals werden die Gebäude mit den rund 170 Wohnungen integriert.

Foto: Architektenbüro formA/formA architekten Köln

Vielleicht ist die Animation von Architekt Helmut Rübsamen vom Kölner Büro formA, die er am Dienstag den Mitgliedern des Planungsausschusses präsentierte, das Treffendste, um zu veranschaulichen, um welche Dimensionen es geht. Damit der Gast im Krefelder Hof seinen ausgesuchten Wein serviert bekommt, muss der Kellner rund 200 Meter im Gebäude zurücklegen, um die ausgewählte Flasche aus dem Weinkeller zu holen. Wenn beim Wein oftmals das Alter ein Qualitätsmerkmal beschreibt, diente das Beispiel Rübsamens dazu, den Mitgliedern klarzumachen – mit dem Hotel kann es so nicht weitergehen. Und so wird es eben auch nicht weitergehen. Der Ausschuss segnete mit großer Mehrheit den vorhabenbezogenen Bebauungsplan südlich der Uerdinger Straße ab, wie es auf der Tagesordnung unter Punkt acht hieß, ebenso wie die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit an der Bauleitplanung. Eine Zustimmung des Rates in der Sitzung am Donnerstag ist sicher.

Die Animation von formA zeigt: So sieht die geplante Bebauung im Schnitt aus.

Foto: Architektenbüro formA/formA architekten Köln

Erst wird das Hotel neu gebaut, dann die Wohnungen errichtet

Damit wäre der Krefelder Hof in der jetzigen Form am jetzigen Platz Geschichte. 1968 wurde das Hotel errichtet, 52 Jahre später sein Ende besiegelt. Zuvor hatte es seinen Platz am Ostwall, Ecke St. Anton-Straße. Winston Churchill, Theodor Heuss, Konrad Adenauer und Helmut Kohl, George Bush Senior oder Dwight David Eisenhower haben dort schon übernachtet, ebenso wie Stars: Sir Laurence Olivier, Joachim Fuchsberger, Heino, Roy Black, Heidi Kabel, Katarina Witt oder Costa Cordalis. Eigentlich, so Rübsamen, wäre das Hotel längst geschlossen. Durch eine Kapitalerhöhung und großes Engagement sei es gelungen, es fortzuführen. 47 Personen arbeiten im Traditionshaus. Wird der aktuelle Entwurf umgesetzt, rechnet Rübsamen mit einer Realisierung des neuen Hotels in etwa zweieinhalb Jahren – zum Jahreswechsel 2022/23.

Wegen der Kommunalwahl und der neu zu besetzenden Ausschüsse würden erst um den Jahreswechsel weitere politische Entscheidungen fallen können. Sollte im Sommer 2021 alles abgesegnet sein, könne der Bauantrag gestellt werden. Baubeginn wäre um den Jahreswechsel 2021/22, die Bauzeit für das Hotel läge bei rund einem Jahr. Zum Jahreswechsel 2022/23 könnte der Vier-Sterne-Komplex fertig sein. Dann würde an einem Wochenende umgezogen. Denn der Betrieb im aktuellen Krefelder Hof läuft so lange weiter, bis das neue Gebäude bezogen ist. Erst danach wird der aktuelle Baukörper abgerissen, dann erst mit dem Bau der Wohnungen begonnen. Bis zur Realisierung des gesamten Baukomplexes rechnet Rübsamen mit einer Bauzeit bis Mitte 2024. Insgesamt werden 175 Wohnungen entstehen.

Die Wohnbebauung wird
in die Grünfläche integriert

Heute dominiert das Haus die private Parkanlage mit zwei achtgeschossigen Zimmerhäusern und aufwendigen Außenanlagen. Die Möglichkeit der Verlegung des Hotelgebäudes aus der Mitte des Parks zum westlichen Rand entlang der Uerdinger Straße bietet für das Gesamtareal mehrere interessante Perspektiven. Das Hotel wird stärker in den gesamtstädtischen Focus gerückt, rund 7000 Quadratmeter versiegelte Fläche wird aufgenommen und begrünt. Die beiden Hotelbaukörper sind durch einen gläsernen Zwischenbau verbunden. Es verbleiben zwei kleine Stichstraßen an der nördlichen und südlichen Grundstücksgrenze von der Uerdinger Straße aus zu den Tiefgaragenrampen. Durch den Rückbau der bestehenden, weitläufigen Hotelanlage sowie der angrenzenden, ebenerdigen Parkplätze entsteht die Möglichkeit, ein vollständig autofreies Quartier zu entwickeln, das die Grünraumqualitäten der Parkanlage nutzt und die bisher privaten Freiflächen zwischen der Tiergartenstraße und der Uerdinger Straße für die Krefelder Bevölkerung öffnet.

Bei dem Vorschlag von formA handelt es sich vornehmlich um eine Quartiersentwicklung für Wohnungsbau. Dabei sind unterschiedliche Formen des Wohnungsbaus denkbar und werden derzeit auf ihre Markttauglichkeit überprüft. In der vorliegenden Planungsidee macht sich das Kölner Büro die Sichtweise von Giovanni Battista Nolli zu eigen und überträgt sie auf die Bewertung der Freiflächen des Parks: Die Wahrnehmung des Plangebiets wird eindeutig und unstrittig von den vorhandenen Grünstrukturen bestimmt. Giovanni Battista Nolli war ein italienischer Ingenieur, Architekt und Kartograf. Nicht vorrangig die bestehenden Häuser wurden in den Karten verzeichnet, sondern vielmehr die für jedermann öffentlich zugänglichen Räume. Die Art und Weise seiner Kartierung drehte damit das bis dahin herrschende Prinzip der Bauaufnahme bestehender Häuser um und wandte sich in der Gewichtung vielmehr der Räume zwischen den Gebäuden zu.