Sanierung 100 Jahre Ter-Meer-Siedlung

Krefeld · Der Platz und der Brunnen in Uerdingen werden saniert und neu gestaltet.

Ter Meer beauftragte den renommierten Krefelder Architekten Heinrich Oediger (1865-1938) mit der Planung einer Arbeitersiedlung, die nicht nur genügend Wohnraum für die Familien der Betriebsangehörigen bieten sollte, sondern auch Flächen zur Selbstversorgung umfasste.

Foto: abi/Andreas Bischof

Die Ter-Meer-Siedlung wird im nächsten Jahr 100 Jahre alt und für das Jubiläumsjahr soll ihr zentraler Platz neugestaltet und richtig schön werden. Während es noch nicht genau feststeht, wie der gesamte Bereich hergerichtet wird, ist als erste Maßnahme nun die Säule des Flora-Brunnens in Arbeit.

Ein auf Denkmalschutz spezialisierter Steinmetz aus Erkelenz hat zunächst die Bronzefigur „Flora“, die dem Wasserspiel ihren Namen gibt, vorsichtig von der Säule abgehoben. Danach wurde auch die Brunnensäule aus Muschelkalk abgebaut. „Zuvor hatte sich herausgestellt, dass sie nicht mehr sicher auf ihrem Gründungssockel stand“, berichtet ein Stadtsprecher. „Deshalb wurde sie demontiert und dann zum Betriebshof am Bruchweg transportiert.“

Dort wird die in der Säule geführte, verrostete Wasserleitung, einschließlich der Leitungen zu den drei Speiern nun in Kunststoff erneuert. Sie versorgt dann die Löwenkopfreliefs auf der Säule mit Wasser. Inzwischen wurde auch die Basisfläche des Säulenschaftes begradigt, damit beim Aufsetzen eine schlüssige Verbindung hergestellt werden kann.

1921 wurde die Uerdinger Siedlung gegründet

Der Platz an der Kreuzung Ter Meer-/Weilerstraße ist mit 55 mal 49 Meter ein verhältnismäßig großer Mittelpunkt der in vier Blöcken angelegten Arbeitersiedlung. In die Achse der Weilerstraße wurde das sechseckige Brunnenbecken aus Kirchheimer Muschelkalk gestellt. Das Becken ist mit Reliefdarstellungen von Fischen geschmückt. In der Brunnenmitte steht die Säule mit der „Flora“. Sie entspricht dem Gartenstadtgedanken aus der Gründerzeit.

Die Gründung des Ter-Meer-Platzes ist an der Jahreszahl 1921 am Torhaus ersichtlich. Ihr Namensgeber ist der promovierte Chemiker und Kommerzienrat Edmund Ter Meer (1852-1931). Er gründete 1877 die Teerfarbenfabrik „Dr. E. Ter Meer & Cie“.

Die Anlage von Plätzen als zentrale Orte für Freizeit und Kultur war im Siedlungsbau der Zwischenkriegsjahre verbreitet. Der Ter-Meer-Platz bestand in seiner ursprünglichen Fassung aus einer regelmäßigen Anordnung schirmförmiger Dachplatanen, die teilweise bis heute erhalten sind, sowie aus Rasenflächen, die von niedrigen Hecken eingefasst sind.

Ter Meers Erfolg bestand darin, einen neuen gelben Farbstoff entwickelt zu haben. 1896 verband er seinen Betrieb mit dem seines Studienkollegen Julius Weiler, der daraufhin seine Produktionsstätten von Köln nach Uerdingen verlegte. Aus diesem Betrieb entstand letztendlich das ehemalige Bayer-Werk, der heutige Chemiepark, der mit seinen Fabrik- und Kaianlagen die Uerdinger Rheinfront dominiert.

Die Industriellen dieser Zeit erscheinen aus heutiger Sicht sehr sozial geprägt. Sie kümmerten sich um die Verbesserung der Bildungs- und Gesundheitssysteme und engagierten sich oft im Wohnungsbau für ihre Mitarbeiter. Ter Meer beauftragte den renommierten Krefelder Architekten Heinrich Oediger mit der Planung einer Arbeitersiedlung, die nicht nur genügend Wohnraum für die Familien der Betriebsangehörigen bieten sollte, sondern auch Flächen zur Selbstversorgung umfasste.

Wegen der sich immer weiter verschlechternden wirtschaftlichen Lage der Nachkriegsjahre wurde die Siedlung aber nur in reduzierter Form gebaut. Es entstanden daher nur 62 Häuser mit insgesamt 94 Werkswohnungen.