Paydirekt Deutsche Banken wollen Paypal Konkurrenz machen

Volksbank und Sparkasse bieten ein neues Bezahlsystem an. Sie wollen Synergien nutzen.

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Krefeld. Die Brüsseler Zinspolitik macht nicht nur den deutschen Sparern schwer zu schaffen, sondern auch den Kreditinstituten. Schon reden Banken und Kunden davon, ihr Geld lieber in Tresoren oder Schließfächern zu bunkern als auf Konten, die gefährlich nah am Negativzins sind.

In Krefeld, heißt es bei Volksbank und Sparkasse, gebe es derlei Ideen — noch — nicht. Dafür gibt es konkrete Pläne, Synergien zu nutzen. Gemeinsam mit anderen deutschen Banken bringen Volksbanken und Sparkassen in diesen Tagen das Online-Bezahlsystem „paydirekt“ an den Start, als Konkurrenz zu PayPal. Die WZ hat bei Sparkassen-Sprecher Peter Bauland und Volksbank-Marketingchef Christian Davids nachgehakt.

Die Niedrigzinspolitik aus Brüssel treibt seltsame Blüten. Müssen Krefelds Privatkunden auch fürchten, für ihre Einlagen Strafgebühren zahlen zu müssen?

Davids: Das ist im Moment für uns kein Thema.

Bauland: Bei uns auch nicht. Wir werden die Marktentwicklung jedoch beobachten.

Im Umfeld der Europäischen Zentralbank (EZB) ist zur Vermeidung einer Deflation von „Helikoptergeld“ die Rede, also an Verbraucher verschenktes Geld. Welche Folgen hat die Niedrigzinspolitik Draghis bis heute für Krefelds Sparer?

Bauland: Die Sparkasse Krefeld ist wie alle Kreditinstitute, die überwiegend im klassischen, zinsbasierten Bankgeschäft tätig sind, nachhaltig von der Niedrigzinspolitik der EZB betroffen. Belastungen aus der Niedrigzinspolitik werden auf mittlere und längere Sicht aber auch die Kunden spüren. Denn von fehlenden Zinsen und Zinseszinsen sind vor allem die Altersversorgungen der Deutschen betroffen. Hierdurch tun sich Lücken im Alter auf, die letztlich durch höhere Eigenvorsorge geschlossen werden müssen.

Davids: Die dauerhafte Niedrigzinspolitik ist im Prinzip eine versteckte Vermögenssteuer für den Sparer und hilft den Staaten bei der Entschuldung. Der Vorteil der niedrigen Kreditzinsen bietet allerdings im Moment den Personen mit mittlerem Einkommen die Möglichkeit, zu günstigen Konditionen Eigentum zu erwerben. Die Helikopter-Pläne würden wahrscheinlich, wenn Sie denn durchkämen, auch zur weiteren Entschuldung der europäischen Staatshaushalte genutzt werden. Diese Erhöhung der Geldmenge würde den Sparer über viele Jahre weiter belasten.

Wie wird der Kunde in Krefelder Geschäften vom neuen Bezahlsystem profitieren?

Bauland: Paydirekt ist ein reines Online-Bezahlsystem. Für den stationären Handel und seine Kunden ändert sich nichts — die etablierten Bezahlsysteme bleiben unverändert im Einsatz. Für Online-Händler ist paydirekt eine gute und günstige Alternative zu anderen etablierten Bezahlverfahren wie PayPal. Dem Verbraucher steht mit paydirekt jetzt eine Bezahllösung „made in Germany“ zur Verfügung. Hier kann sich der Kunde auf deutsche Sicherheitsstandards und Datenschutz-Richtlinien verlassen.

Wann beginnen Sie mit der Akquise der Vertragspartnern vor Ort und gibt es ein abgestimmtes Vorgehen der paydirekt-Partner Volksbank und Sparkasse?

Davids: Es gibt eine zentrale Akquise der 200 größten Online-Händler. Die lokalen Händler werden schon angesprochen, sie sind aber noch zurückhaltend. Es ist kein besonderes Abstimmen notwendig. Jeder Online-Händler registriert sich unabhängig von der Bank. Er hinterlegt nachher nur das Referenzkonto, das er ohnehin benutzt. Da paydirekt ein Produkt der gesamten deutschen Kreditwirtschaft ist, wurde Wert darauf gelegt, dass hier keine Kannibalisierung zwischen den Banken stattfindet.

Bauland: Neben diesen zentralen Aktivitäten werden die Sparkassen und Banken vor Ort ihre Geschäfts-, Gewerbe- und Firmenkunden auf die Möglichkeiten des neuen Zahlverfahrens ansprechen. Wir gehen davon aus, dass die ersten Händler der Sparkasse Krefeld spätestes ab dem 2. Halbjahr 2016 das Zahlverfahren ihren Kunden anbieten können.

Kommt dieses Angebot angesichts der Marktmacht von PayPal und der Bezahldienst-Pläne von Apple nicht zu spät?

Bauland: Konkurrenz belebt das Geschäft. Nach unseren Erkenntnissen warten selbst die großen Online-Händler auf eine funktionierende, sichere und kostengünstige Alternative von ihrer Hausbank. Wenn der aktuelle Anteil von Paypal bei 25 Prozent liegt, haben sich immerhin noch 75 Prozent aller Kunden nicht dafür entschieden.

Davids: Der Vorteil für den Kunden ist, dass er paydirekt an seinem Girokonto hinterlegen kann. Er muss nicht ein zusätzliches Konto anlegen. Das hat zum einen den Vorteil, dass der Käufer keine Transaktionsdaten im Netz hinterlässt. Alles bleibt in seinem Konto, so als würde er eine Überweisung durchführen.

Für den Händler gibt es auch Vorteile. Zum einen ist die Händlergebühr etwas geringer. Zum anderen werden auch hier keine Transaktionsdaten über Artikel, Menge und Preis in Netz hinterlassen. Alles nach deutschem Datenschutzgesetz.