Die Anfänge der Straßenbahn
Pferde, Dampf, Elektro: Vor nunmehr 137 Jahren wurde die Verbindung in die City eingerichtet.
Stadtteile. Am 3. Mai 1883 feierte der öffentliche Personennahverkehr in Krefeld eine Premiere: Die ersten Wagen der Dampfstraßenbahn fuhren von der Rheinstraße zum Thiergarten (heute Kaiserstraße). Lange hatte dieser Schritt gedauert — zehn Jahre, um genau zu sein. In der Diskussion waren Politiker und Bürger gleichermaßen involviert. Zwei Jahre später, die Einwohnerzahl Krefelds lag bei etwa 80 000 Einwohnern, kamen Überlegungen auf, eine Straßenbahn zu bauen. Die zunehmende Trennung von Wohn- und Arbeitsplatz beförderte den Gedanken — und die Eisenbahn hatte ja schon die Anbindung an den Fernverkehr geschaffen. Die Droschken reichten nicht mehr aus, die Massen zu transportieren.
Zuerst dachte man an „Kutschen auf Schienen“. Ein einzelnes Pferd, wusste man, konnte auf ebener Strecke einen Wagen mit mehreren Personen ziehen. Die Kommunen taten sich schwer. In den Rathäusern von Krefeld, Uerdingen und Fischeln wollte man private Unternehmer finden, um den kommunalen Haushalt nicht zu belasten. Die Unternehmer mussten jedoch für die Nutzung der öffentlichen Straßen eine staatliche Genehmigung haben und sich mit den Kommunen abstimmen. In Krefeld hatte der Oberbürgermeister zu einer Konferenz eingeladen. Anschließend beschloss der Stadtrat, die Einrichtung einer Pferdebahn.
Doch inzwischen wurde der Dampfantrieb erfunden. Kurzentschlossen, nach der landesherrlichen Erlaubnis zum Betrieb, entschied man sich 1881 für eine Zweierlösung. Innerstädtisch sollte es eine Pferdebahn, für die „Fernlinien“ nach Uerdingen und Fischeln aber eine Dampfstraßenbahn geben. Es kam zum Vertrag mit einem Berliner Betreiber für den Bau der Dampfbahnstrecke von Krefeld-Mitte über Bockum nach Uerdingen. Gleichzeitig wurde die zwei Kilometer lange innerstädtische Pferdebahnlinie begonnen.
Nicht alle waren begeistert. Ein Leserbrief von Juni 1883 zeigte Missstände der mit Koks beheizten Dampfstraßenbahn auf: „Abgesehen von den sehr großen Unannehmlichkeiten, welche den angrenzenden Hausbewohnern durch das Fahren, Rangieren, Schellen, Pfeifen, Dampfablassen, Heizen, Wassernehmen, bereitet werden, ist man als Passant trotz der breiten Trottoirs gehemmt.“ Auch die Droschkenkutscher betrachteten die neuen Straßenbahnen als Konkurrenz und blockierten sie gern. Die Zeitung schrieb: „Oft lenken sie vor einer herannahenden Bahn aufs Gleis und machen dort trotz aller Zurufe nicht Platz.“ Man ängstigte sich und nicht selten hörte man den Seufzer: „Wenn dat mar alles joot jieht!“
Aber es gab auch Zustimmung: Die innerstädtische Pferdebahn wurde wenige Tage nach der Dampfbahn, am 10. Mai 1883, in Betrieb genommen. Unter dem Jubel der Bevölkerung wurde die Strecke von der Neusser Straße in der Nähe des Staatsbahnhofs über die Hochstraße bis zur Friedrichstraße eingeweiht. Ein paar Tage später war schon die Verlängerung bis zur Drießendorfer Straße fertig. Im Juni 1883 fuhr die Bahn bis zum heutigen Oranierring.