Traar „Die Muslime gehören zu uns“
Wolfgang Bosbach spricht in Traar über die Zukunft der Bundesrepublik. Deutschland muss danach verstärkt auf Bildung setzen.
Krefeld. Als Mann der geschliffenen und scharfen Rede wurde er angekündigt und löste diese Vorgabe brillant ein. Auf Einladung der CDU Krefeld und ihres Oberbürgermeisterkandidaten Peter Vermeulen war Wolfgang Bosbach, Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages, nach Krefeld gekommen, um über die „Zukunft der Bundesrepublik Deutschland“ zu sprechen.
Direkt vom Bundestag, wo er an der Abstimmung zum Hilfspaket für Griechenland teilgenommen hatte, reiste Bosbach in seine rheinische Heimat. „Danke, Krefeld, heute kann ich wieder zu Hause schlafen“, begrüßte er launig die rund 300 Gäste im Mercure Hotel in Traar. Neben viel Parteiprominenz waren auch interessierte Bürger der Einladung gefolgt.
Nach Vermeulens Begrüßung richtete Altoberbürgermeister Hansheinz Hauser ein Wort an die Gäste. Neben seiner Unterstützung für den Kandidaten betonte Hauser die Notwendigkeit verlässlicher Mehrheiten in einer Stadt. Dass eine Partei auch unterschiedliche Meinungen aushalten muss, betonte dagegen Bosbach zu Beginn seiner knapp einstündigen, frei gehaltenen Rede. Er spielte damit nicht nur auf die Abstimmung in Berlin an. „Es schadet uns nicht, wenn wir um die beste Lösung ringen“. Den Zuhörern macht er ein Kompliment. „Sie wären nicht hier, wenn Sie nicht politisch interessiert wären.“
Eine Politikverdrossenheit sehe er nicht, aber eine immer größere Kluft zwischen Wählern und Gewählten. „Wählen sie nie jemanden, der nicht lachen kann. “
Vom Aufbau der Bundesrepublik nach dem Weltkrieg, Ludwig Erhardts sozialer Marktwirtschaft, über die Wiedervereinigung und den Nationalstolz bei der Fußball-WM 2006 im eigenen Land rekapitulierte er gehaltvoll und unterhaltsam siebzig Jahre deutsche Geschichte.
Die Konflikte in der Ukraine und in Syrien führen ihn zum Thema Flüchtlinge und Angst vor Islamisierung. Die Rechts- und Werteordnung Deutschlands gelte ausnahmslos für alle Einwohner, auch die muslimischen. „Nicht der Islam, aber die Muslime gehören zu uns“, betont Bosbach. Er würde umgekehrt auch Religionsfreiheit für die Christen in islamischen Ländern wünschen.
Zur Wirtschaft sagt er, dass Deutschland künftig vor allem auf Bildung setzen müsse. Zum Thema Flüchtlinge fordert er ein stärkeres finanzielles Engagement des Bundes und eine Entlastung der Kommunen. Angesichts der rapide steigenden Zahlen (so werden 2015 bis zu 800 000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet) sei es notwendig, die Fluchtursachen genauer anzuschauen. „Wir können nicht alle Probleme hier lösen.“
Mit einem Appell an die Lebensleistung der deutschen Kriegsgeneration und dem Hinweis, dass Frieden und Freiheit Europas Wert ausmachen, endet Bosbach und wird mit Ovationen gefeiert. „Sie haben uns zum lachen und nachdenken gebracht“ bedankte sich Parteichef Marc Blondin bei ihm.