Die Schulleiterin für schwere Fälle geht
Claudia Kohlstedt verlässt nach 24 Jahren die Erich-Kästner-Förderschule. Sie hat die Einrichtung mit aufgebaut und geprägt.
Oberbürgermeister Frank Meyer hat die Leiterin der Erich-Kästner-Schule, Claudia Kohlstedt, in einer offiziellen Feierstunde verabschiedet. Kohlstedt geht Ende August nach 38-jähriger Tätigkeit im Schuldienst, davon 24 Jahre als Schulleiterin der städtischen Förderschule an der Inrather Straße, in den Ruhestand.
„Sie ist die erste und bis heute einzige Leiterin dieser Schule: Sie hat sie seit 1994 mit aufgebaut, hat sie geprägt durch ihre Arbeit, ihr Wesen und vor allem durch ihre Haltung“, sagte Meyer bei der Verabschiedung. Claudia Kohlstedt wurde 1954 in Krefeld geboren und hat die damalige Liebfrauenschule auf dem Westwall besucht, später ging sie auf das neu gegründete Mädchengymnasium Maria-Sibylla-Merian.
Während ihrer Schulzeit gab es für sie ein einschneidendes Ereignis in der zwölften Klasse. Sie hat in der damaligen Körperbehindertenschule an der Bismarckstraße ein Praktikum gemacht.
Nach drei Wochen hat sie dort zum Einen ihren späteren Ehemann kennengelernt, der dort als Zivildienstleistender beschäftigt war. Zum Anderen hatte sie den festen Berufswunsch gefasst, mit Kindern zu arbeiten, die mit einer körperlichen Behinderung durchs Leben gehen. In Köln hat Kohlstedt deshalb die beiden Fächer Körperbehindertenpädagogik und Verhaltensauffälligenpädagogik studiert.
Neben dem Studium hat sie immer auch gejobbt — im Büro, in der Kantine oder als Pflegerin in einem Seniorenheim. Da nach ihrem Examen 1980 vor allem Pädagogen gesucht wurden, die mit sozial und emotional auffälligen Kindern umgehen können, hat Kohlstedt an der „Schule für Erziehungsschwierige“ in Aachen ihr Referendariat gemacht.
Daran anschließend arbeitete sie zehn Jahre an einer Schule für verhaltensauffällige Kinder im Duisburger Norden. Anfang der 1990er Jahre hatten ihre Versetzungsanträge Erfolg: Nach zwei Jahren an der Schule Fichtenhain, einer Einrichtung des Landschaftsverbandes, erhielt sie 1994 die Aufgabe, die Erich-Kästner-Schule aufzubauen.
„Kästner betrachtet die Mädchen und Jungen in seinen Büchern auf eine Art und Weise, die man als unbeirrbar liebevoll beschreiben könnte“, sagte Meyer, „und wer mit Claudia Kohlstedt über ihre Arbeit spricht, der stößt auf genau diese unbeirrbar liebevolle Einstellung, die dort zum Ausdruck kommt — nur, dass diese Einstellung im wahren Leben manchmal schwerer durchzuhalten ist als in der Literatur.“ Kohlstedt hatte deshalb in der Schule eine klare Losung für alle formuliert: Jeder Tag ist ein neuer Tag. Den Chancen, die die Schüler nirgendwo anders bekommen haben, sollen sie zumindest dort an jedem neuen Tag begegnen.
Er bewundere es zutiefst, wie es Kohlstedt und ihren Kollegen täglich gelinge, Zuwendung und Achtung auch dort zu bewahren, wo einem Abwendung und Verachtung entgegenschlagen, so der Oberbürgermeister. Für die nächsten Jahre wünschte Frank Meyer der scheidenden Schulleiterin alles Gute, Gesundheit und Glück.