Rathaus-Sanierung Krefelder Rathaus wird in diesem Jahr zu einer Großbaustelle

Krefeld · Das denkmalgeschützte „Schloss“ der Familie von der Leyen wird für 1,77 Millionen Euro saniert. Parallel dazu beginnen die Arbeiten an der Tiefgarage und am Von-der-Leyen-Platz.

Am und rund um das Krefelder Rathaus gibt es in diesem Jahr viele Sanierungsarbeiten.

Foto: Andreas Bischof

Karneval ist für die etwa 500 Mitarbeiter im Krefelder Rathaus am Von-der-Leyen-Platz diesmal etwas anders verlaufen: Die zumeist feucht-fröhliche Feier an Altweiber war in Teilen in ein Festzelt auf der Gartenseite des Gebäudes am Westwall verlegt worden. „Hat super funktioniert“, berichtet ein Mitarbeiter des Presseteams: Vom Foyer aus konnte man blitzschnell und trockenen Fußes ins Zelt dahinter wechseln. Die Sitzungssäle im Erdgeschoss des Hauses, in denen in den zurückliegenden Jahren gefeiert wurde, blieben dagegen gesperrt. Aus gutem Grund: Sie sind frisch renoviert worden.

Neue Parkettböden, Erneuerung von Decken und Beleuchtung, frische Farbe, Austausch des Brandschutzes, der Lüftung und der Präsentationstechnik – all dies wurde in den Räumen „Venlo“ und Leicester“ angepackt. Auch die Arbeiten auf der Westwall-Seite im Sitzungssaal des SPD-Fraktion (B44) sind abgeschlossen.

Doch diese Instandhaltungsmaßnahmen sind gewissermaßen nur die Vorboten einer viel größeren Sanierung, die dringend notwendig ist: An Krefelds guter Stube bröckelt der Putz, die Fenster sind marode, das Dach ist nicht mehr wetterfest. Weshalb schon im Herbst Arbeiten in einem Gesamtvolumen von 1,77 Millionen Euro beginnen sollten. Die Zeitplanung war allerdings Anfang des Jahres nochmals aktualisiert worden. Demnach soll die Ausschreibung der einzelnen Gewerke im Februar erfolgen. Die Fertigstellung sei dann für den kommenden November vorgesehen. „Die Ausführungsplanung ist abgeschlossen“, berichtete damals Dirk Senger vom Presseteam der Stadt.

Bis November sollen die
Arbeiten abgeschlossen sein

Bleibt es dabei? Auf Nachfrage sagt Rachid Jaghou, Fachbereichsleiter des Zentralen Gebäudemanagements: „Es bleibt beim Projektende im November, sofern alles planmäßig läuft.“ Derzeit könne er aber noch nicht sagen, ob sich für alle Einzelgewerke Firmen bewerben. In der Regel dauere die Auswahl danach vier bis sechs Wochen, zumal nicht europaweit ausgeschrieben werden musste. Nach Auftragserteilung könnten im April und Mai die Arbeiten beginnen.

Es ist Eile geboten, denn schon im Juni 2019 hatte der damalige Dezernent Thomas Visser erklärt: „Wenn wir jetzt nicht tätig werden, drohen irreparable Schäden an der historischen Bausubstanz.“ Dass dies unbedingt vermieden werden muss, hob damals auch Oberbürgermeister Frank Meyer hervor. Er erklärte: „Es ist unsere Verantwortung, diese letzten baulichen Zeugnisse unserer reichen Stadtgeschichte in der Innenstadt nachhaltig zu pflegen und zu erhalten. Das Rathaus gehört zum Krefelder Erbe, wie auch die Häuser Esters und Lange oder das Kaiser-Wilhelm-Museum, die bereits umfangreich saniert wurden.“

Schon jetzt dringt bei starkem Regen Feuchtigkeit in die Holzkonstruktion des Daches ein. Die Putzfassade weist Risse und Abplatzungen auf, auch hier kann deshalb Feuchtigkeit ins Mauerwerk eindringen. Damit die Schäden an der Fassade behoben werden können, muss vor einem neuen Anstrich die vorhandene Farbe bis auf den standfesten Untergrund abgetragen werden. Die maroden Fenster werden durch neue ausgetauscht, die eine historische Fensterteilung erhalten. Die oberste Geschossdecke wird mit einer Holzfaserdämmung versehen, das Dach erhält schrittweise eine neue Schiefereindeckung. Für die Arbeiten wird das historische Rathaus eingerüstet.

Apropos historisch: Das Gebäude ist 1791  bis  1794 für die Familie von der Leyen als Stadtpalais errichtet worden. Der Entwurf stammte von Martin Leydel. Familienoberhaupt Conrad von der Leyen, seines Zeichens königlich preußischer Kommerzienrat, gehörte zu den reichen Krefelder Seidenbaronen.

Der neue Familiensitz mit seiner klassizistischen Säulen-Fassade war damals das prächtigste Haus der Stadt und wurde von den Krefeldern „das Schloss“ genannt. Sogar Napoleon soll hier 1804 einmal genächtigt haben. 1860 verkaufte die Familie das Gebäude an die Stadt, die es seitdem als Rathaus nutzt. Mehrfach wurde der Komplex durch Anbauten erweitert. Im Zweiten Weltkrieg ist das Gebäude allerdings weitgehend zerstört worden, nur die Umfassungsmauern und die Säulen des fünfachsigen Portikus an der Ostfassade blieben erhalten. Nach dem Krieg erfolgte der eher zweckmäßige Wiederaufbau des historischen Teils, der heute unter Denkmalschutz steht.

Parallel zur Rathaus-Sanierung beginnt nach Auskunft von Jaghou Anfang März der erste Bauabschnitt zur Sanierung  der Tiefgarage. Zwei Millionen Euro werden investiert. Unter anderem werden die Ein- und Ausgänge umgestaltet. Den „unberechtigten Zugang“ sollen Kartenlesegeräte verhindern. „Ich bin froh, dass es endlich los geht“, sagt Jaghou. In einem zweiten Bauabschnitt erfolgt der Umbau der Parkebenen.

Nicht zuletzt will der Kommunalbetrieb ab Sommer den Von-der-Leyen-Platz erneuern. Das Pflaster wird ersetzt und die Decke zur Tiefgarage abgedichtet. Die Zeiten der „Tropfsteinhöhle“ sind dann vorbei.