Brennpunkt Rheinstraße Wildparker bringen Bäcker auf die Palme

Krefeld · Thomas Sommer kritisiert, dass die lange beschlossenen Poller an der Rheinstraße immer noch nicht stehen.

 Wildes Parken auf der Rheinstraße sorgt mal wieder für Ärger. Poller oder Blumenkübel könnten dies verhindern, doch die Umsetzung solcher Ideen kommt bisher nicht zustande.

Wildes Parken auf der Rheinstraße sorgt mal wieder für Ärger. Poller oder Blumenkübel könnten dies verhindern, doch die Umsetzung solcher Ideen kommt bisher nicht zustande.

Foto: Strücken, Lothar (sl48)

„In China wird ein Krankenhaus in sechs Tagen gebaut  – und wir bekommen in zwei Jahren nicht einmal ein paar Poller in die Erde.“ Thomas Sommer von der gleichnamigen Bäckerei hat den sprichwörtlichen Kaffee auf. Als Geschäftsleute und Akteure in der Krefelder Innenstadt sind er und sein Bruder  Steffen besorgt über deren Zustand. Den aktuellen Anlass für seinen Ärger liefern die Parkzustände an der Rheinstraße. Dort betreibt die Bäckerei eine ihrer 14 Filialen.

Was gab den Anlass für den Ärger? Vor wenigen Tagen hatte das ständige Wildparken an der Rheinstraße zwischen Königstraße und Ostwall in unserer Zeitung Anlass zur Kritik gegeben. „Bereits im Februar 2018 wurde vom Rat der Stadt beschlossen, dieses Stück Straße abzupollern, um dem beschriebenen Wildwuchs Einhalt zu gebieten. Dieser Beschluss kam wahrscheinlich erst nach Gutachten und Bürgerbeteiligung zustande“, sagt Thomas Sommer dazu. Denn das Problem sei ja länger bekannt gewesen. Jetzt, nach zwei Jahren, müsse sich endlich mal jemand mit Werkzeug daran machen, den Beschluss auch umzusetzen.

Wann sollen die Arbeiten beginnen? Der zuständige Beigeordnete Marcus Beyer hatte in der jüngsten Ratssitzung auf eine entsprechende Bürgeranfrage erläutert, der Auftrag sei schon im Herbst an den Kommunalbetrieb Krefeld (KBK) raus gegangen. Passiert ist auf der Rheinstraße bisher aber noch nichts. Warum dies so ist, blieb in der Ratssitzung offen. Einen aktueller Sachstand war für unsere Redaktion bis am Donnerstagabend nicht zu bekommen.

Klemmt es aus Sicht von Sommer noch an anderen Stellen? „Es dauert einfach alles zu lange. Schrecklich.“ So kritisiert Thomas Sommer. Und nennt als weiteres Beispiel die Marktstraße (dort hat Sommer zwei Filialen), deren Ausbau nur im Schneckentempo voran kommen. „Das ist eine Strecke von 400 Metern. Am Tag einen Meter zu schaffen, ist einfach zu wenig.“ Am Hauptfriedhof, führt Steffen Sommer ein weiteres Beispiel an, sei vor Jahren bei einem Sturm ein Baum auf den Zaun gefallen. Bis heute sei kein Ersatz geschaffen worden: „Dort stehen immer noch die Bauzäune.“

Wie ist die Situation auf der Rheinstraße? Diese gab aktuell den Anlass dafür, dass Thomas Sommer die Hutschnur geplatzt ist. Seit der Zeit, also dort noch das Restaurant Sausalitos seien Sitz hatte, sei die Gesamtsituation unbefriedigend. Die Straßengemeinschaft sehe hier dringenden Handlungsbedarf, denn die Rheinstraße verkomme immer mehr, sagt Sommer. Die Geschäftsleute wünschen sich eine Gestaltung der Straße durch Poller, Spielmöglichkeiten, Grünflächen.

Wie sehen die politischen Beschlüsse aus? Schon im Sommer 2018 gab es tatsächlich den politischen Beschluss, durch Poller und das Aufstellen von Fahrrad-Lehnbügeln das Wildparken unmöglich zu machen. Doch der damalige Dezernent Martin Linne und Planungsamtsleiter Norbert Hudde kamen überein, von der Abpollerung abzusehen. Stattdessen bekamen die Politessen den Auftrag, konsequenter gegen das Wildparken vorzugehen. Allein 2018 wurden deshalb bis zum November 5181 Verwarnungen auf der Rheinstraße geschrieben – allerdings ohne sichtbaren Erfolg: Vielen oft mit großen Autos ausgestatteten Wildparkern sei es nach Aussage von regelmäßigen Beobachtern offenbar egal, ein paar Euro blechen zu müssen. Weshalb im Sommer 2019 der Bauausschuss erneut den Beschluss fasste, abzupollern und Fahrrad-Lehnbügel aufzustellen. 70 000 Euro soll das kosten.

Könnte eine Sperrung helfen? Fridays for Future hatte jüngst der Politik vorgeschlagen, Straßen in der Innenstadt zu sperren. Auch die Rheinstraße wurde dafür als Möglichkeit genannt. SPD, CDU und FDP konnte sich dazu aber aktuell nicht entschließen, obwohl die SPD selbst in der Bezirksvertretung Mitte beantragt hatte, eine solche Sperrung zu prüfen. Daran hat  Fridays for Future vor Tagen noch einmal erinnert.

Bisher fließt ein Teil des Verkehrs, der über die Königstraße kommt, über die Rheinstraße in Richtung Ostwall ab. Bei einer Sperrung würden alle Autos, die auch aus der Tiefgarage des Behnisch-Hauses kommen, in Richtung St.-Anton-Straße geleitet.