Ehec: Dem Keim auf der Spur
Im Ehec-Labor am Deutschen Ring machen die Mitarbeiter Überstunden. Bis jetzt haben sie noch nichts Verdächtiges gefunden.
Krefeld. Die sechs Mitarbeiter im Ehec-Labor des Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamtes Rhein-Ruhr-Wupper am Deutschen Ring machen zurzeit jede Menge Überstunden.
Liegen die Arbeitszeiten üblicherweise zwischen 7 und 15.30 Uhr, geht der Dienst jetzt meistens bis 21 Uhr und macht auch vor den Wochenenden nicht Halt. Sie sind dem Killer-Keim auf der Spur.
Die gute Nachricht: Bis jetzt haben die Fachleute noch nichts Ehec-Verdächtiges entdeckt, obwohl das Gemüse pfundweise angeliefert wird. Täglich gibt es auch neue Untersuchungs-Schwerpunkte des Ministeriums zu beachten.
Seit Montagmorgen geht es „ab in die Sprossen“. Die Tüten mit den kleinen weiß-braunen Stängeln werden auf direktem Weg ins Labor gebracht. Dort liegen auch Pakete mit Pilzen, Möhren und Rucola.
„Vor eineinhalb Wochen haben wir mit der Untersuchung von Salat, Tomaten und Gurken begonnen“, sagt Frauke Dennig-Schmitz, Fachgebietsleiterin Probe — Planung und Logistic. „Danach waren wir hauptsächlich mit Möhren, Mungobohnen und Sojakeimen beschäftigt. Nun sind es also die Sprossen.“
Nicht zu vergessen ist das Beregnungswasser des Gemüses, das aus Flüssen, Weihern oder Brunnen stammt. Hiervon werden ebenso Proben abgeliefert wie vom benutzten Waschwasser, mit dem die Betriebe ihren kleingeschnittenen Salat reinigen, bevor er in die Tüte kommt.
„Wir untersuchen immer auf Ehec“, erklärt Ingrid Hölzer-Werpup, Teamleiterin pflanzliche Lebensmittel, Mikrobiologie. „Üblicherweise haben wir eher tierische Lebensmittel wie Rohmilchkäse dafür auf dem Labortisch. Nun kommen neben diesen alltäglichen 40 bis 50 Proben insgesamt aktuell rund 70 Produkte, die wir ausdrücklich auf Ehec untersuchen, pro Tag hinzu.“
Für die Untersuchung werden beispielsweise 25 Gramm Salat klein geschnitten und in einen Glaskolben gegeben. Eine Nährlösung fördert das Keim-Wachstum. Fünf bis sechs Stunden wird der Kolben maschinell durchgeschüttelt, damit viel Sauerstoff hinzukommt. Dann folgt eine zweite Nährlösung, die das Ehec-Gift freisetzt, wenn welches darin ist.
„Bisher war alles negativ“, berichten die Fachleute. Sie selbst essen zu Hause auch Tomaten, Gurken und Salat. „Wir achten darauf, ob die Produkte vom Niederrhein kommen und beachten die Hygienevorschriften.“
Sie betonen: „Die Warnungen des Bundesinstituts für Risikobewertung sind schon richtig. Und Sprossen würden wir jetzt auch nicht essen. Sie gedeihen in einem Klima, das auch dem Ehec-Keim gefällt.“