Eichenprozessionsspinner Erste Raupen sitzen in Krefeld in den Baumkronen

Krefeld · Stadtförster Jens Poschmann sorgt sich um die Eichen in den Krefelder Wäldern. Das Wetter sei derzeit ideal für den Eichenprozessionsspinner.

Stadtförster Jens Poschmann mit Hündin Luna an einem Baumstamm, der womöglich bald vom Eichenprozessionsspinner befallen werden könnte.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Stadtförster Jens Poschmann blickt derzeit mit sorgenvoller Miene auf die Eichen in den Krefelder Wäldern. Denn seine Mitarbeiter haben bereits vereinzelte Eichenprozessionsspinner an den Baumkronen ausgemacht. Ende Mai erwartet er die so genannten Prozessionen mit hunderten von Raupen an den Stämmen. Für die Bäume sind sie ungefährlich; nicht jedoch für Mensch und Tier. Hier können sie allergische Reaktionen auslösen.

„Das Wetter ist geradezu ideal für die Raupen des Schmetterlings“, berichtet Poschmann. „Die Insekten lieben Wärme und Trockenheit geradezu. Ob die recht kühlen Eisheiligen der vergangenen Woche positive Auswirkungen auf die Population haben, lässt sich noch nicht sagen. Da müssen wir abwarten.“

Also gehen die Blicke der Forstleute an den Eichen in Forst- und Stadtwald sowie am Hülser Berg in die Kronen der Bäume. Die frischen jungen Blätter gehören zur Leibspeise der Raupen in den Nachtstunden. Tagsüber wandern sie in ihre nestartigen Gespinste. „Beim Schneiden des Totholzes in den Baumkronen per Steiger haben wir die ersten Tiere entdeckt.“

Während einzelne Tiere kaum Auswirkungen haben, können die Prozessionen gefährlich sein. „Die Raupen sind mit feinen Gifthärchen bedeckt, die heftige Hautreizungen mit Brennen, Juckreiz und Quaddelbildung verursachen können. Mediziner sprechen auch von einer Raupendermatitis. Eingeatmet lösen die Gifthärchen mögliche Atembeschwerden aus. Manche Menschen reagieren zudem allergisch auf das Eiweißgift“, berichtet der Forstrat. „Auch Hunde können, wenn sie mit der Schnauze an die Härchen gelangen, allergische Reaktionen zeigen.“

In Krefeld gehen die Fachleute nicht vorbeugend gegen die Spinner vor. Poschmann: „Wir spritzen nicht vorab, auch nicht am Straßenrand, weil wir andere Insekten vor dem Sterben schützen wollen.“ Dagegen sind Kleister, Haarspray oder Klarlack gefragt, um die Nester damit zu bearbeiten, dann mit dem Spachtel abzukratzen und einzusammeln. Im Plastiksack wandern die Insekten dann in den Restmüll. Eine andere Möglichkeit sei es, die Plagegeister mit dem Sauger zu entfernen, sagt der Fachmann. „Es bleiben danach immer noch genügend Insekten übrig, die sich später in einen unscheinbaren Schmetterling verpuppen. Er überlebt nur etwa vier Wochen. Die Weibchen schaffen es in dieser Zeit jedoch, etwa 150 Eier in die Rinde der heimischen Stiel- und Trauben-Eichen zu legen. Diese Bäume machen etwa 25 Prozent der Krefelder Laubbäume aus, die übers gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Die Puppen lieben die Blätter einfach.“

Der Eichenprozessionsspinner gehört gemeinsam mit dem Schwammspinner, dem Frostspanner und dem Eichenwickler zur „Eichenfraßgesellschaft“, die diese Gehölze kahl frisst. Poschmann: „Die Bäume werden mit dem Unheil fertig. Sie bilden Mitte Juni die Johannistriebe und somit neues Laub aus.“

Im Verlauf eines Jahres vollzieht der Eichenprozessionsspinner seine Entwicklung vom Ei über sechs Raupenstadien, der Puppe bis hin zum erwachsenen Nachfalter. Poschmann: „Die Nester dienen den Insekten zur Häutung. Mit Kot und alten Larvenhäuten gefüllt können sie eine Größe von bis zu 1,5 Metern erreichen.“

Das Gefährliche an den Brennhaaren ist, dass sie in alten Gespinstnestern auch noch nach Monaten und Jahren ihre schädliche Wirkung entfalten und sich über Luftverwehungen verbreiten. Wer ihnen nahegekommen ist und sich nicht gut fühlt, sollte den Arzt aufsuchen.