Ein ereignisreiches Leben mit dem 100. Geburtstag gekrönt

Lieselotte Hannen hat gestern mit Familie einen besonderen Tag gefeiert. Für die WZ erinnert sie sich an einschneidende Stationen.

Foto: Dirk Jochmann

„Oma, du wirst bestimmt 100, und das feiern wir“, sagte ihr ältester Urenkel, als er noch ein kleiner Junge war. Der heute 26-Jährige hat Recht behalten: Lieselotte Hannen hat am gestrigen Donnerstag ihr 100. Lebensjahr vollendet. Die große Geburtstagsfeier mit den Familien der Tochter und der beiden in Schweden lebenden Söhne — dazu zählen sieben Enkel und 13 Urenkel — ist für den Frühsommer geplant.

An ihrem gestrigen Ehrentag hat die Jubilarin einige Gratulanten im Altenheim empfangen. Darunter Bezirksvorsteher Klaus-Dieter Menzer von der Bezirksvertretung West, der ihr die Glückwünsche für die Stadt Krefeld überbracht hat.

Seit zwei Jahren lebt Lieselotte Hannen im Cornelius-de-Greiff-Stift, erhält regelmäßig Besuch von ihrer Tochter und fühlt sich dort sehr wohl. „Langweilig war mein Leben nicht — eher ereignisreich und turbulent — und ich habe viel Glück gehabt“, fasst sie die vergangenen 100 Jahre zusammen.

Lieselotte Hannen, Jubilarin

Gerne und oft erinnert sich die Jubilarin an viele Stationen ihres Lebens und bedauert es deshalb kaum, dass sie mit nachlassender Sehstärke auf das Lesen verzichten muss. Viele Sachbücher zu den unterschiedlichsten Themen habe sie verschlungen, berichtet sie. Schon als Kind war sie ehrgeizig und wissbegierig.

Mit den Eltern, die es aus beruflichen Gründen an den Niederrhein verschlug, kam die neunjährige Lieselotte von Magdeburg nach Krefeld. Das aufgeweckte Mädchen besuchte das Lyzeum, das heutige Ricarda-Huch-Gymnasium. „An meine Schulzeit habe ich nur gute Erinnerungen“, sagt die Seniorin. In der Klasse stand sie mit ihren tollen Leistungen stets im Mittelpunkt, und die Zeugnisse wiesen nur sehr gute Zensuren auf, „außer in Mathematik“, erzählt sie schmunzelnd, „das war nicht meine Stärke“.

Trotzdem hat Lieselotte Hannen nach dem Abschluss der Schule einen kaufmännischen Beruf erlernt. Nach ihrer Heirat lebte sie in Traar und besuchte eine Hotelfachschule, um im Ausflugslokal des Ehemannes mitarbeiten zu können. Sie bekam „drei Kinder in eineinhalb Jahren“ — 1941 eine Tochter und 1943 die Zwillingssöhne. Nachdem sie sich Anfang der 1960er-Jahre von ihrem Ehemann getrennt hatte, war Lieselotte Hannen auf sich alleine gestellt. Zu ihrer Erleichterung hatten die Kinder bereits ihren beruflichen Weg eingeschlagen.

Sie selbst wurde Chefarztsekretärin in der Hautklinik der damaligen Städtischen Krankenanstalten und ging ganz in ihrem Beruf auf. Zehn Jahre später wechselte sie als Sekretärin ins Hauptamt der Stadtverwaltung Ratingen.

Ihre Urlaubsreisen führten die Jubilarin stets nach Schweden, wo sie die mittlerweile dort lebenden Söhne mit ihren Familien besuchte. Neben ihrem liebsten Hobby Lesen hat die Seniorin im Ruhestand viel genäht und gehandarbeitet.

„Über mehrere Jahre habe ich sicherlich mehr als 75 Kostüme für das Damenkomitee ‚Fidele 11‘ der GKG 1878 genäht“, erinnert sie sich lächelnd an den Krefelder Karneval und die Anerkennung, die sie damals für ihre kunstvoll geschneiderten Gewänder erhielt. Red