DGB-Chef lädt ein Ein Sturm der Entrüstung wegen Varoufakis-Einladung

DGB-Chef Köpke hat Varoufakis eingeladen. Das hat bei vielen Menschen Empörung ausgelöst.

DGB-Chef Ralf Köpke (l.) hat den umstrittenen griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis nach Krefeld eingeladen. Das hat ihm böse Kommentare eingebracht. Eine Reaktion aus Griechenland gibt es noch nicht.

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Krefeld. Nein, Antwort aus Griechenland hat Ralf Köpke noch nicht. Aber eine Riesenwelle hat Krefelds DGB-Chef ausgelöst, als er den umstrittenen griechischen Finanzminister Varoufakis zum Maifeiertag nach Krefeld eingeladen hat. „Das gab einen regelrechten Shitstorm im Netz, mit vielen Kommentaren unterhalb der Gürtellinie“, sagt Köpke im Gespräch mit der WZ. „Mit dieser Vehemenz habe ich nicht gerechnet.“

Aber er steht zu der Einladung. Ihm sei die regelrechte Kampagne, die gegen die neue griechische Regierung gefahren worden sei, gegen den Strich gegangen. Schließlich seien im DGB auch viele griechische Kollegen organisiert, die irritiert über die Reaktionen der deutschen Öffentlichkeit gewesen seien. Und die Krisenpolitik der EU gegenüber Griechenland habe zu einer sozialen Katastrophe geführt.

Deshalb, so Köpke, habe er sich überlegt, Varoufakis einzuladen zur Maikundgebung nach Krefeld. Über die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen von der Linken ließ er den Kontakt zur griechischen Regierungspartei Syriza herstellen. Er ließ die Einladung ins Griechische übersetzen und schickte sie nach Athen. „Ich bin nicht davon ausgegangen, dass er kommt“, sagt Köpke.

Der DGB-Mann betont aber, dass es sich weder um eine Schnapsidee noch um einen PR-Gag handele. „Mir ging es um eine Geste der Gewerkschaft. Ich wollte klarmachen: Der Mann ist uns willkommen.“ Es solle ein Zeichen sein gegen einen ausufernden Populismus und eine nicht mehr erträgliche Hetze gegen die griechische Bevölkerung, wie es in der offiziellen Einladung heißt.

Und was, wenn Varoufakis nun wirklich nach Krefeld kommen sollte? „Dann habe ich ein Problem“, gesteht Köpke. Am 1. Mai findet die traditionelle Kundgebung im Stadtgarten statt. Dafür müsste ein großes Sicherheitskonzept erstellt werden. Aber es gebe schließlich kein Problem, das sich nicht lösen ließe. „Ich würde jedenfalls alles tun, damit der Finanzminister ein Grußwort spricht“, sagt Köpke.

Ihm ist es wichtig, dass man der neuen griechischen Regierung eine Chance gebe. Dazu brauche sie einen Rahmen, etwas tun zu können. „Es muss endlich Schluss sein mit einer Sparpolitik, die vor allem auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen wird.“ Diese Politik, so Köpke weiter, habe in Griechenland und anderen Ländern zu skandalösen Lebensverhältnissen geführt.

„800 000 Menschen in Griechenland haben keine Krankenversicherung, über 50 Prozent der Jugendlichen sind arbeitslos, Sozialleistungen wurden dramatisch gesenkt — aber die Verursacher der Krise werden nicht zur Verantwortung gezogen“, sagt Köpke. „Der politische Kurswechsel der EU weg von Spardiktaten, hin zu Investitionen muss eingeleitet werden.“

Und was glaubt Köpke nun? Wird Varoufakis am 1. Mai nach Krefeld kommen? „Die Chancen liegen bei zehn Prozent“, sagt er.