Gewerkschaften schlagen Alarm Erdogan-Politik spaltet Krefelder Belegschaften
Gift und Galle in der Pause. Gewerkschaften wollen Mittwoch in der Fabrik Heeder ein Zeichen für Demokratie setzen.
Krefeld. Die Gewerkschaften in Krefeld sorgen sich um ihre Kollegen in der Türkei und die Atmosphäre in den Krefelder Betrieben. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und seine AKP haben seit dem Putschversuch am 15. Juli mehr als 100 000 Menschen entlassen und unzählige Regierungskritiker inhaftiert. Darunter Journalisten, Lehrer, Hochschul-Dozenten und Regierungsbeamte. Die Bildungsgewerkschaft GEW Krefeld, die IG Metall, das Solidaritätshaus und der DGB laden für nächsten Mittwoch, 9. November, um 19 Uhr in die Fabrik Heeder an der Virchowstraße 130 ein. Motto: „Für Demokratie und Gewerkschaftsrechte in der Türkei“.
Ein brisantes Thema, denn auch in vielen Krefelder Unternehmen und in den Gewerkschaften sind Beleidigungen und Anfeindungen zwischen Gegnern und Anhängern Erdogans zunehmend an der Tagesordnung. Ein Umstand, den DGB-Chef Ralf Köpke umtreibt: „Wir erleben eine völlig gespaltene Gesellschaft, es gibt nur Pro und Contra, dazwischen nichts. Wie in der Türkei. In Krefeld gibt es zunehmend Beschimpfungen in den Pausen und sogar auf Betriebsratssitzungen.“ Die Veranstaltung am Mittwoch soll zwei Ziele verfolgen. Zum einen wolle man sich solidarisch zeigen mit den Verfolgten, Entlassenen und Inhaftierten in der Türkei, zum anderen hofft Köpke auf eine Belebung eines sachlichen Dialogs in Krefeld.
„Wir wollen natürlich auch AKP-Anhänger nicht ausgrenzen. Wer nicht miteinander spricht, kann sich nicht annähern.“ Köpke wird den Abend moderieren, sprechen werden Sakine Esen Yilmaz, ehemalige Generalsekretärin der türkischen GEW-Partnerin Egitim-Sen, die in einem Essener Flüchtlingsheim Schutz suchen musste. Und Düzgün Altun, Bundesvorstandsmitglied der Demokratischen Arbeitervereine aus der Türkei.
Aktueller kann eine Debatte kaum sein, nachdem dieser Tage die regierungskritische Tageszeitung Cumhuriyet lahmgelegt und jetzt HDP-Vorstand Selahattin Demirtas in der Türkei verhaftet wurde. Philipp Einfalt von der GEW Krefeld findet auch deutliche Worte in Richtung Ditib: „Die Moscheevereine sind in Krefeld auch zuständig für herkunftssprachlichen Unterricht. Da wäre eine deutliche Positionierung angebracht.“