Erster Palliativtag: Deutliches „Nein“ zur aktiven Sterbehilfe
Diskutanten erteilen gesetzlicher Regelung eine Absage. Sie setzen sich für die individuelle Begleitung von Schwerstkranken ein.
Krefeld. Wenn das Leben sich dem Ende neigt, kann das ein sehr beschwerlicher und schmerzhafter Prozess sein. Keine Frage, dass die aktive Sterbehilfe eine von vielen geforderte Maßnahme ist: Noch in diesem Jahr will der Bundestag über entsprechende Gesetzesänderungen abstimmen.
Auch in Krefeld wurde das Thema am Samstag intensiv diskutiert. Im Rahmen des ersten Krefelder Palliativtages war man sich einig: Die Podiumsdiskussion brachte ein deutliches „Nein“ zur aktiven Sterbehilfe hervor. Begleiten statt beenden ist das oberste Credo der Palliativmedizin.
Initiiert wurde die Veranstaltung von Bürgermeisterin Karin Meincke, die auch Vorsitzende der Hospizstiftung in Krefeld ist, und Prof. Dr. Thomas Frieling vom Helios Klinikum und dem Verein für Tumor- und Palliativmedizin.
Das Ziel: „Die Vernetzung aller Bereiche der Palliativmedizin ist in Krefeld sehr erfolgreich. Genau das wollen wir den Krefeldern zeigen“, betont Meincke. Thomas Frieling fügt hinzu: „Aufklärung ist das Wichtigste. Für viele ist das Thema Tod ein Tabu und mit vielen Ängsten versehen. Je mehr Angst, desto mehr wünscht man sich Notausgänge, wie etwa die aktive Sterbehilfe.“
Die Diskussion zeigte: Verständnis für den Wunsch nach einem selbstbestimmten Ableben gibt es — aber dennoch keine Befürwortung einer gesetzlichen Regelung. „Meine Erfahrung ist, dass die Patienten und ihre Angehörigen vor allen Dingen Zuwendung und Gespräche brauchen“, so die Leiterin des Hospizes am Blumenplatz, Brigitte Schwarz. „Von den 1400 Gästen, die wir bisher begleitet haben, haben bloß zehn das Thema aktive Sterbehilfe angesprochen, jedoch schnell wieder verworfen. Man hätte ihnen noch einige wichtige Erfahrungen und Entwicklungsschritte genommen.“
Oft seien es auch eher die Angehörigen, die die lebensbeendenden Maßnahmen in Erwägung zögen. Und auch traumatisierte junge Menschen, etwa stark versehrte Unfallopfer, spielen zunächst oft mit dem Gedanken, ihr Leben vorzeitig zu beenden. „Wenn wir die Gesetzeslage jetzt ändern, bereitet das den Weg für vorschnelle Entscheidungen und ein Geschäft mit dem Todeswunsch, der immer nur temporär ist“, warnt Weihbischof Johannes Bündgens, der ausgesprochen differenziert und aufgeklärt auftritt.
„Das Leben nach dem Tod gibt es definitiv: nämlich das der Angehörigen“, so der Direktor des Zentrums für Palliativmedizin an der Uniklinik Köln, Prof. Dr. Raymond Voltz. „Ich erlebe es immer wieder, dass die Angehörigen am Ende froh und stolz sind, dem geliebten Menschen bis zum Ende zur Seite gestanden zu haben. Wie es einem wohl nach einiger Zeit geht, wenn man hinterfragt, ob es richtig war, das Leben der eigenen Mutter beendet zu haben, mag ich mir nicht vorstellen.“
Insgesamt sechs Vorträge rund um die palliativen Möglichkeiten wurden den Besuchern vor der abschließenden Diskussion geboten. Trotz des plötzlichen Wintereinbruchs kamen fast doppelt so viele Interessierte wie erwartet, etwa 150. „Wenn wir heute nur einem Besucher neue Wege und Möglichkeiten offenbart haben, wäre ich schon zufrieden. Und bei so vielen Besuchern bin ich natürlich überglücklich“, so Karin Meincke. Die Veranstaltung wird nächstes Jahr wieder stattfinden.