Trauer Es gibt keine Cafés mehr an den Friedhöfen
Krefeld · Nach einer Beerdigung sitzen Trauernde oft noch zusammen. Dafür müssen sie in Krefeld allerdings weit fahren.
Wer nach der Beerdigung mit Familie und Freunden bei einem Trauerkaffee zusammensitzen möchte, um dem Toten noch einmal gemeinsam zu gedenken oder zusammen zu essen und zu trinken, hat ein Problem. „Es gibt kaum noch Cafés und Restaurants, die dies anbieten“, sagt Monika Hannappel vom gleichnamigen Beerdigungsinstitut am Dionysiusplatz. „Vor allem am Hauptfriedhof ist die Situation katastrophal, nachdem es auch das Kaffeehaus Schmitz dort nicht mehr gibt.“
Früher gab es mehr Cafés, wo man nach Beerdigungen hin ging
Hannappel: „Im Trauergespräch klären wir stets, ob die Angehörigen einen Kaffee wünschen.“ Er diene mit seiner langen Tradition dazu, den Angehörigen zu zeigen, dass sie in ihrer Trauerbewältigung nicht alleine dastehen und dass das Leben weitergeführt werden dürfe. „Wenn die Leute die Zusammenkunft in einem Café oder einer Gaststätte wollen, was meistens der Fall ist, ist die große Frage: ,Wo?`.“
Am Hauptfriedhof habe es in der Vergangenheit neben dem Kaffeehaus Schmitz noch Krieger, Kisters, die Martinsklause und Stauch gegeben, die Trauerkaffees angeboten hätten. „Sie existieren nicht mehr. Wer dort neu aufmacht, dem würde es nicht schlecht gehen.“
Als mögliche Ziele blieben für Trauernde vom Hauptfriedhof das Forstwaldhaus oder der Landgasthof Hückels May. „Die liegen am nächsten. Da haben ältere Menschen, die nicht mobil sind, wieder ein Problem. Sie müssen Fahrgemeinschaften dorthin bilden.“ Ähnlich sei es mit dem Krefelder Hof, der Trauerkaffees anbiete. „Da muss man flexibel sein.“
Auch in anderen Stadtteilen gestalte sich die Suche nach einem geeigneten Café schwer. „Ähnlich dünn ist das Angebot in Bockum“, sagt Hannappel. „Das Haus Mormels gibt es nicht mehr. Für einen Kaffee machen sie vielleicht noch einmal auf. Hier gibt es noch das Café Exquisit und das Hotel Benger.“ Mit Blick auf Elfrath sagt sie: „Das Hotel Mercure ist für einen Beerdigungskaffee nicht jedermanns Sache.“
Auch das Angebot in Stadtmitte sei schlecht, seitdem das Seidenweberhaus-Restaurant dicht sei, sagt sie. Einzig in Fischeln gebe es keine Probleme. „Da bestehen unter anderen mit Haus Gietz, der Gaststätte U 76 oder dem Röck-Stöck gute Angebote.“
Zu Hause zusammen zu sitzen, ist für die Trauernden meist keine Alternative, sondern überfordert sie. „Die Angehörigen müssen dann die Zusammenkunft vorbereiten, einkaufen, eindecken und die Leute an diesem Tag bedienen. Viele sind dann seelisch aufgewühlt, haben nicht die Kraft, auch wenn die Belastung durch anfallende Kosten verringert wird.“ Eine Alternative sei ein Catering. Weitere Frage: Wer hat so viel Platz?
Monika Hannappel: „Neun von zehn Familien möchten den Trauerkaffee in einem Restaurant durchführen.“ Die Professionalität entlastet. Traditionell werden Kaffee und Kuchen gereicht oder kleine Häppchen. Findet eine Beerdigung im Winter statt, bietet sich eine Suppe an.