Es gibt weniger Mücken, aber mehr Wespen

Harmloser Winter, sanftes Frühjahr und Hitzewelle haben Insektenpopulationen beeinflusst.

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Ein milder Winter, ein sanfter Übergang zum Frühjahr und die aktuelle Hitzewelle haben fühlbaren Einfluss auf die Entwicklung und das Verhalten zahlreicher Insekten gehabt. Gerade bei den stechenden Arten wie Mücken, Bienen, Hummeln und Wespen — zu denen auch die Hornissen gehören — ist das für den Menschen spürbar. Oder im Fall der Mücken besser gesagt: nicht spürbar. Denn die Zahl der lästigen Tiere ist in diesem Sommer bisher sehr niedrig.

Das wird allerdings nicht so bleiben, sagt Stefani Pleines von der Biologischen Station Krickenbecker Seen. „Durch die große Hitze waren beispielsweise die Pfützen ausgetrocknet“. Und beim niedrigen Stand von Teichen, Weihern und Seen hätte sich der dort abgelegte Mückennachwuchs in der Gewässermitte gesammelt. „Die Fische haben also alles gefressen.“

Deshalb gab es kaum Mücken. Das haben wir auch selbst gemerkt, wenn wir draußen waren“, sagt die Biologin. „Aber nach ein paar Gewittern wird das anders aussehen. Das geht in Rekordzeit, dauert nur ein, zwei, drei, vier Tage, die Weibchen stehen sozusagen schon in den Startlöchern.“ Voll Blut gesaugt, warten sie nur darauf, ihre Eier im Wasser abzulegen. Für die Menschen eine schlechte, aber für Vögel und Fledermäuse in Sachen Futter eine gute Nachricht.

Wie stark die Dürre die Fortpflanzung der verschiedenen Mückenarten beeinflusst hat, zeigt sich auch an einem deutschlandweiten Problem von Forschern. „Für ein Monitoring, bei dem untersucht wird, welche Mückenarten, die womöglich Krankheiten übertragen, wo verbreitet sind, finden die Experten nicht genügend Mücken“, berichtet Magnus Wessels, Artenschutzexperte vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit Sitz in Berlin.

Bei Honig-, Wildbienen, Hummeln und Wespen sind die Wettereffekte andere. Die Tiere suchen verzweifelt nach Wasser. Auch deshalb fällt ihre Anwesenheit den Menschen derzeit besonders auf.

Ob an Vogeltränke, Rasensprenger, Planschbecken, Teich, Wasserspielplatz oder an Küchenspüle oder Toilette — die Begegnungen von Mensch und Tier sind häufiger geworden. Sonst fielen vom halben Dutzend Wespenarten, die es gibt, meist nur die Deutsche und die Gemeine Wespe auf dem Balkon, im Garten oder Straßencafé auf. Jetzt suchen die Tiere nach Orten mit hoher Luftfeuchtigkeit. „Ich würde aber nicht sagen, dass die Wespen, die man sonst durch fast schon aggressives Essensammeln kennt, dadurch derzeit besonders auffallen“, beschreibt der 42-Jährige seinen Eindruck der aktuellen Lage, „die wirken eher so, als wollten sie sagen: ,Ist mir doch egal, Hauptsache, ich bekomme Wasser’.“

Zur Frage, ob die Wespenpolulationen in diesem Jahr größer sind als in den Vorjahren, gebe es keine verlässlichen Erkenntnisse, sagt Wessel. Fest steht, dass Mensch und Wespe sich in der Hitzeperiode häufiger begegnen, weil sich die Zweibeiner mehr im Freien aufhalten beziehungsweise Türen und Fenster häufiger offen stehen.

Harry Abraham, Wespenberater vom Naturschutzbund Krefeld/Viersen, geht schon davon aus, dass es in diesem Jahr mehr dieser Tiere gibt als in manchen vergangenen Jahren. „Dadurch, dass der Winter sanft ins Frühjahr überging, ohne ein paar warme Tage, auf die dann wieder Fröste folgten, haben einfach mehr Larven überlebt“, berichtet er. „Es ist ein tolles Jahr für Wespen.“ Die Menschen, die das nicht so schön finden und sich auf seiner Bienen-Hummel-und-Wespen-Hotline unter Tel. 02154/1888 melden, kann er aber bereits beruhigen. „Die ersten Wespenarten verabschieden sich jetzt schon wieder, so wie die Sächsische Wespe beispielsweise“, sagt Abraham. Gerade hat er sich von einem Betroffenen wieder Fotos schicken lassen. „Und ich konnte sagen, die leben jetzt noch 14 Tage, dann sind sie weg.“