Kommentar Facebook und die Polizei
Krefeld. Am Dienstag gibt Krefelds Polizeipräsident also eine Facebook-Sprechstunde. Klingt innovativ. Tatsächlich birgt der Plan ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Den Vorwurf, nicht einfach Bürgernähe für die Galerie zu initiieren, muss Rainer Furth jetzt durch einen überzeugenden Auftritt erstmal widerlegen.
Denn gerade die Krefelder Behörde pflegt eine mitunter sehr restriktive Öffentlichkeitsarbeit.
Manchmal zu Recht. Ein gutes Beispiel bietet die laufende Woche. Natürlich hat die Politik, in diesem Falle SPD-Ratsherr Hans Butzen, das Recht, sich bei bei der Polizeibehörde nach Strategien gegen die Geldautomaten-Räuber zu erkundigen. Er darf aber nicht erwarten, dass die Polizei mit ihm in den öffentlichen Diskurs geht. Für solche Fragen ist der Polizeibeirat der richtige Ort. Oftmals gibt es sicher auch ermittlungstaktische Gründe für eine zurückhaltende Informationspolitik.
Doch Krefelds Presseabteilung unter der Linie Furths überrascht regelmäßig durch eine Arbeitsweise, die Journalisten und die interessierte Öffentlichkeit den Kopf schütteln lassen. Einige Beispiele aus den letzten Wochen: Am Oranierring wird an einem Samstagabend eine Tankstelle überfallen. Mit Axt und Pistole. Die Medien, und damit die Bürgerinnen und Bürger, die ja auch Zeugen sein könnten, bekommen die Nachricht erst am Montagmittag. Dasselbe Schema, als am Sonntag Schüsse am Krüllsdyk fallen. Nachfragen der Medien am Folgetag werden nichtmal beantwortet. Dann fährt ein Jugendlicher ohne Führerschein an einem Nachmittag in Bockum gleich mehrere Autos an, der halbe Stadtteil bekommt das mit, Facebook tobt. Die Polizei entscheidet erst auf Intervention der Medien, eine offizielle Erklärung herauszugeben. Das alles in einem Zeitalter der schnellen Gerüchte und Falschmeldungen.
Welche Fragen möchte Furth also in einer Facebook-Sprechstunde beantworten? Wem nützt sie am Ende? Es ist gut, dass dieses Format geprobt wird. Es wäre noch besser, wenn es aus Überzeugung geschieht.