Bündnis für Arbeit Der „Job-Turbo“ für Flüchtlinge soll nun in Krefeld zünden

Krefeld · Ein breites Bündnis will die Integration von geflüchteten Menschen in den Krefelder Arbeitsmarkt schneller und nachhaltiger machen – mit pragmatischen Lösungen, auch wenn es um die Sprache geht.

Bei der Unterzeichnung für den „Job-Turbo“ (v.l.): Jens Ernesti (Kreis Viersen), Daniela Perner (IHK), Thomas Gütgens (Kreishandwerkerschaft), Sarah Borgloh (Agentur für Arbeit), Markus Schön (Stadt Krefeld), Klaus Churt (DGB), Franz-Josef Schmitz (Jobcenter Kreis Viersen), Kirsten Wittke-Lemm (Unternehmerschaft), Ralf Claessen (IG Metall) und Thomas Becker (Jobcenter Krefeld).

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Über allem steht das Ziel, arbeitslose Menschen in einen Job zu kriegen. Weil Arbeit an sich als Wert angesehen wird, der neben Einkommen auch Struktur, Halt und Sinn im Leben bringen kann. Und weil so viele Unternehmen, aber auch soziale Einrichtungen oder Behörden Personalmangel haben. Und dann ist da auch noch der Grundsatz „Fördern und Fordern“, wonach man nicht bedingungslos Bürgergeld beziehen soll, obwohl man arbeiten könnte. Im November zündete die Bundesregierung zusammen mit Wirtschaft und Gewerkschaften den so apostrophierten „Job-Turbo“, um vor allem Hunderttausende Flüchtlinge in Jobs zu bringen. Das soll nun auch in Krefeld versucht werden – am Montag wurde dafür der Schulterschluss vertraglich fixiert.

Arbeit nützt auch der Integration der Menschen in Krefeld

Eine ganze Reihe von Akteuren am Arbeitsmarkt wollen dafür zusammenarbeiten: die Agentur für Arbeit Krefeld, die Jobcenter Krefeld und Kreis Viersen, die Stadt Krefeld und der Kreis Viersen, die IHK Mittlerer Niederrhein, Unternehmerschaft und Kreishandwerkerschaft Niederrhein sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund und die IG Metall. Sarah Borgloh, die Chefin der Arbeitsagentur, freute sich, dass alle Akteure zur Vertragsunterzeichnung in ihr Haus an die Philadelphiastraße gekommen waren: „Es geht uns darum, möglichst viele Geflüchtete zeitnah und nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren, denn sie können einen Beitrag zur Arbeits- und Fachkräftesicherung leisten“, sagte Borgloh.

Erst vergangene Woche hatten Agentur, Unternehmerschaft und DGB hervorgehoben, wie händeringend viele Unternehmen in Krefeld und Umgebung Personal suchten. Thomas Becker, Geschäftsführer des Jobcenters in Krefeld, setzt auf pragmatische Lösungen – etwa bei der Sprache: „Wir brauchen Unternehmen, die Geflüchtete auch schon mit Grundkenntnissen in Deutsch einstellen.“ Denn auch wenn jemand noch nicht sehr gut Deutsch spricht, kann er wertvolle Arbeit tun, zugleich hilft Arbeit bei der Integration und natürlich auch beim Deutsch-Lernen.

Im Visier haben alle Beteiligten dabei auch und gerade Menschen aus der Ukraine, die vor dem russischen Angriffskrieg geflohen sind. Und die in Deutschland bei weitem seltener eine Arbeit aufnehmen als in anderen europäischen Ländern. Wobei zu bedenken ist, dass vornehmlich Frauen aus der Ukraine gekommen sind, nicht selten als alleinerziehende Mütter von kleineren Kindern, die hier nicht ohne weiteres eine Arbeit aufnehmen können. Deshalb fordert Klaus Churt vom DGB: „Wir müssen den Job-Turbo nutzen, um Barrieren abzubauen, zum Beispiel bei fehlender Kinderbetreuung, Sprachkenntnissen oder der Anerkennung von Qualifikationen.“

Auch Thomas Gütgens, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, mahnt „weniger Bürokratie und mehr Pragmatismus“ an, und verspricht: „Im Handwerksbereich intensivieren wir die Angebote von Ausbildung, Praktika und Arbeit für Geflüchtete.“ Für die IHK appelliert Geschäftsführerin Daniela Perner an die Mitgliedsunternehmen, etwa betriebsinterne Deutschkurse zu nutzen, weil man um die sprachlichen Herausforderungen wisse.

Die Stadt Krefeld helfe unter anderem mit Sprach- und Integrationskursen oder der Beratung zur Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, sagt Stadtdirektor Markus Schön, denn: „Wer den sozialen Frieden erhalten will, muss Menschen dazu befähigen, auf eigenen Beinen stehen zu können.“