Flüssiges Schreiben in gebrochener Schrift

An der Volkshochschule Krefeld wird im Februar ein Kurs angeboten, in dem man alte deutsche Schriften erlernen kann.

Krefeld. Margarete Mücke war sieben Jahre alt und hatte gerade Lesen und Schreiben gelernt: „Aber dann musste ich nochmal ganz von vorne anfangen.“

Die Nazis — ausgerechnet — verbannten die deutsche Schrift aus den Lehrplänen und ersetzten sie durch die lateinische Schrift. 1941 sei das gewesen, erinnert sich Mücke: „Wir lernten damals Sütterlin. Aber dann hat der Hitler das verboten.“

Dieses Verbot wirkt nach bis heute: An allen deutschen Schulen wird die lateinische Schrift unterrichtet. Auch Mücke, Realschullehrerin im Ruhestand, brachte sie ihren Schülern bei. Sie findet das auch in Ordnung: „Die Schüler müssen heute genug fremde Sprachen und Schriften lernen.“ Aber sie findet es auch schade, dass kaum noch jemand die deutsche Schrift beherrscht: „Das ist ein Kulturgut, das verloren zu gehen droht.“

Deshalb entschloss sie sich vor etwa zwei Jahren, dieses „Kulturgut“ zu studieren: „Da war so ein Kurs in Duisburg. Eine Dame hat den gegeben — die war sogar noch älter als ich.“

In diesem Kurs hat sie dann nochmal Lesen und Schreiben gelernt — in der deutschen Schrift, so wie vor fast 70 Jahren in der Schule. „Aber kein Sütterlin“, betont sie, „sondern Kurrent.“

Sie erklärt den Unterschied: „Das Sütterlin ist eine vereinfachte Version der Kurrent. Sütterlin wurde speziell für Kinder entwickelt, zum Schreibenlernen. Das sieht man auch, die Schrift wirkt sehr kindlich.“ Da das Sütterlin aber erst 1911 aus der wesentlich älteren Kurrent entwickelt und 1941 schon wieder verboten worden sei, habe es kaum historische Bedeutung: „Wichtige Dokumente in Sütterlin sind selten, das ist fast immer Kurrent.“

Vor allem Heimat- und Familienforscher müssten diese Schrift daher beherrschen: „Aber auch für Behördenmitarbeiter, die alte Dokumente lesen müssen ist das hilfreich. Oder Erben, die einen Familienbetrieb übernehmen und die alten Firmenchroniken lesen wollen.“

Damit umreißt sie die Zielgruppe für ihren Volkshochschul-Kurs „Lesen und Schreiben in der alten deutschen Schrift.“

Neben dem Lesen und Schreiben von Kurrent geht es in dem Kurs auch um das Lesen von Frakturschriften. Die gehören, genau wie Kurrent, zu den gebrochenen Schriften. Allerdings sind es keine Schreib-, sondern Druckschriften. Sie wurden heutzutage weitestgehend von den runden Antiquaschriften abgelöst, aber in alten Büchern sind sie allgegenwärtig. „Frakturschriften sind auch sehr wichtig, wenn man historische Dokumente studieren will“, betont Mücke.

Da es vor allem darum gehe, alte Schriften zu entziffern werde sie in ihrem Kurs auch die Rechtschreibung und Grammatik aus vergangenen Zeiten verwenden: „Reformen nach 1941 kommen nicht vor.“

Um an diesem Kurs teilzunehmen muss man eigentlich nur zwei Bedingungen erfüllen: Man muss die deutsche Sprache beherrschen und man muss einen Füller besitzen. „Kulis“, betont sie, „gehen nicht. Die rutschen immer weg!“