Frauen legen Eizellen auf Eis
Krefelderinnen interessieren sich verstärkt für die Kryokonservierung zur Familienplanung.
Krefeld. Eizellen einfrieren geht sehr schnell — obwohl sie auf minus 196 Grad Celsius herabgekühlt werden müssen, dauert der Vorgang nur Sekunden. Dr. Thomas Schalk, Frauenarzt und Mitinhaber des Kinderwunschzentrums Niederrhein, beschreibt die Geschwindigkeit des Prozesses so: „Zack! Mit flüssigem Stickstoff geht das von jetzt auf gleich.“
Das Kinderwunschzentrum, mit Niederlassungen in Mönchengladbach und Krefeld, bietet diesen Service seit gut drei Jahren an. Ursprünglich wurde er vor allem von Frauen in Anspruch genommen, die aufgrund einer Krebserkrankung eine Strahlen- oder Chemotherapie zu erwarten hatten. Mittlerweile interessieren sich jedoch zunehmend auch gesunde Frauen für die sogenannte Kryokonservierung.
Zwar habe sich bisher noch keine Krefelderin für einen derartigen Eingriff entschieden, sagt Schalk — aber: „In der letzten Zeit sind die Anfragen immer mehr geworden, es sind schon eine oder zwei im Monat. Der Informationsbedarf ist sehr groß.“
Schalk erklärt, welche Frauen sich für die Kryokonservierung als Mittel der Familienplanung interessieren: „Meist sind das Singles in qualifizierten Positionen.“ Da diese erstens keinen festen Lebenspartner hätten und zweitens beruflich eingebunden seien, sei das Kinderkriegen zunächst einmal nicht vorgesehen: „Trotzdem wollen sie diese Option nicht ausschließen.“
Aber auch wenn die Kryokonservierung durchaus geeignet sei, dem nahenden Ende der Fruchtbarkeit seine Endgültigkeit zu nehmen, sollten die Frauen sich nicht zu spät für diesen Eingriff entscheiden. Was sie derzeit leider täten, wie Schalk zu berichten weiß: „Meistens sind sie schon 35 oder noch älter, wenn sie das erste Mal zu uns kommen. Optimal aber wäre ein Alter von Mitte, Ende 20 bis Anfang 30. Dann ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass es ohne Komplikationen funktioniert.“
Und wie es funktioniert, das beschreibt er so: Zunächst einmal müsse die Frau mit Hormonen behandelt werden, um das Heranreifen der Follikel, die die Eizellen enthalten, zu fördern: „Davon bildet sich nämlich normalerweise immer nur einer im Monat, idealerweise aber brauchen wir 12 bis 15.“ Sei diese Zahl nach rund zwölf Tagen Hormonbehandlung erreicht, würden aus den Follikeln unter Vollnarkose mit einer Hohlnadel die Eizellen abgesaugt. „Dann werden sie eingefroren. Erst vor der Befruchtung im Reagenzglas werden sie wieder aufgetaut.“ Und die befruchtete Eizelle werde dann in die Gebärmutter eingesetzt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Eizellen das Einfrieren und Auftauen unbeschadet überstehen, liege bei etwa 65 Prozent: „Deshalb brauchen wir auch mehrere.“ Wie lange eingefrorene Eizellen von Menschen haltbar sind, darüber gebe es allerdings noch keine gesicherten Erkenntnisse: „Von mehreren Jahren kann man aber auf jeden Fall ausgehen.“
Trotzdem sollte die Frau ihre Eizellen nicht zu lange lagern lassen — dafür gebe es sowohl medizinische als auch ethische Gründe, betont Schalk: Ab 45 Jahren steige das Risiko, dass die Frau internistische Krankheiten bekomme, die die Schwangerschaft gefährden. „Außerdem wird dann die Generationenabfolge zu sehr auseinandergezogen. Schließlich haben viele Eltern schon jetzt Probleme damit, zu verstehen, warum ihre Kinder Heavy Metal oder Hip-Hop mögen.“