Freibad Gerberstraße ist Geschichte

Die Stadt will die beiden Eingangsgebäude abreißen lassen, um das Gelände des Stadtbads Neusser Straße besser nutzen zu können.

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Mit dem Abriss der Häuser Nummer 53 und 55 auf der Gerberstraße will die Stadt die Voraussetzungen für die mögliche Überbauung des ehemaligen Freibades vom alten Stadtbad Neusser Straße schaffen. Mehrere Generationen von Krefeldern sind bis 1994 durch die unscheinbare Hofeinfahrt zu den beiden Schwimmbecken im Freien gegangen, die zusammen mit der großen Liegefläche Schwimmspaß und Erholung im Sommer mitten in der Innenstadt bot. Das Erdbeben von 1992 hinterließ solche Schäden, das zunächst das Damenbad im Inneren des Gebäudes wie später auch das Freibad geschlossen wurden. Wegen fehlender finanzieller Mittel für Sanierungs, Betriebs— und Personalkosten blieb das Freibad außer Betrieb. Das ist inzwischen längst Krefelder Stadtgeschichte.

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„Bereits im Dezember 2017 ist bei der Bauaufsicht für die beiden Häuser an der Gerberstraße ein Antrag auf Abbruchgenehmigung gestellt worden“, erklärt die Bauverwaltung in ihrem Antrag für den Bauausschuss. Die Mitglieder haben einstimmig die Planung zum Rückbau der Häuser, wie es in der Verwaltungssprache heißt, in ihrer vergangenen Sitzung Anfang Juli beschlossen. Noch steht ein artenschutzrechtliches Fachgutachten des Fachbereichs Grünflächen aus. Das soll die Quartiersmöglichkeiten für Fledermäuse und Gebäudebrüter klären. Erst danach gebe es eine Stellungnahme zum geplanten Abbruch der beiden Häuser.

Durch den Abriss soll die Erschließung des Blockinneren ermöglicht werden. Der Block grenzt an Gerberstraße, Südwall, Neusser—, Gladbacher- und Lewerentzstraße. Durch den jahrelangen Leerstand ist die Bausubstanz der beiden unterkellerten zweigeschossigen Wohnhäuser Gerberstraße 53 und 55 sehr schlecht. Feuchtigkeit und Schädlingsbefall sorgten für Probleme an den benachbarten Gebäuden. Im Gegensatz zu dem Stadtbad Neusser Straße stehen diese beiden Objekte nicht unter Denkmalschutz.

Die Stadtverwaltung prüft derzeit die von vier Ingenieur- und Architekturbüros bei der Stadt Krefeld eingereichten Planungs- und Nutzungskonzepte für das Areal des Stadtbades, um anschließend mögliche Investoren und Projektentwickler anzusprechen. Die letzte Chance für das Stadtbad Neusser Straße. Seit dem Jahr 2000 haben immer wieder verschiedene Architektengruppen und mögliche Investoren nach einem rentablen Nutzungskonzept gesucht. Letztendlich ohne Erfolg. Aus verschiedenen Gründen sprangen die Interessenten immer wieder ab.

Um das unter Denkmalschutz stehende Schwimmbad aus der Jugendstilzeit vor dem endgültigen Verfall zu retten, werden noch bis Ende dieses Jahres wichtige Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Eine Million Euro kosten die Arbeiten, die Hälfte sind Fördergelder aus dem Stadtumbau West. Doch auch ohne finales Nutzungskonzept müssten die Gebäude an der Gerberstraße laut Verwaltung in jedem Fall als Rettungsweg für die Feuerwehr abgebrochen werden.

Die ehemalige Werkstatt vom Stadtbad auf dem Grundstück Nr. 53 sowie die Trafostation der Netzgesellschaft Niederrhein mbH (NGN) auf dem Grundstück Nr. 55 sollen bis zur Findung einer Nachnutzung des Gesamtareals vorerst bestehen bleiben. Die Trafostation umfasst zwei Trafoanlagen, die eine Stromversorgung des ehemaligen Stadtbades, der gesamten Neusser Straße und des umliegenden Gebietes gewährleisten.

Für die Rückbauarbeiten soll ein Abbruchplan erstellt werden, der die örtliche Situation im eng bebauten Wohnquartier berücksichtigt. Darüber hinaus wird vor Beginn der Baumaßnahme ein Beweissicherungsverfahren für die angrenzenden Nachbargebäude sowie für das in etwa zwei Meter Abstand zur Grundstücksgrenze erdverlegte 110-Kilovolt-Hochspannungskabel durchgeführt. Auch die Giebelseiten zu den Nachbarhäusern werden entsprechend den Vorgaben eines Statikers gesichert. „Nach dem Abriss wird das Gelände durch einen stabilen Bauzaun inklusive Kameraüberwachung vor Zutritt durch Unbefugte gesichert“, erklärt die Bauverwaltung weiter. Die geschätzten Gesamtkosten für den beschriebenen Abbruch betragen 235 000 Euro. Die Summe steht im Haushalt 2018.