Fressnapf: Streit um Entlassungen
Am Freitag fand Verfahren Nummer zehn seit 2010 statt.
Krefeld. Mit einem Vergleich auf Widerruf endete am Freitag das zehnte Arbeitsgerichtsverfahren gegen die Fressnapf Logistik GmbH (Linn) in noch nicht einmal anderthalb Jahren. Kläger Victor Sona wurden 4500 Euro plus zwei Monatslöhne zugesprochen, obwohl ihm bei knapp fünfjähriger Betriebszugehörigkeit nur 3000 Euro Abfindung zugestanden hätten.
Vergangene Woche hatte die fünfte Kammer des Krefelder Arbeitsgerichts beim Gütetermin für Erdal Corak 9000 Euro Abfindung vorgeschlagen. Corak hatte zehn Jahre im Lager der Tiernahrungs- und -zubehör-Kette gearbeitet.
Beiden war am 1. April fristlos, „hilfsweise fristgerecht“ ohne Angabe von Gründen gekündigt worden. Sona und Corak glauben, den Grund zu kennen: Sie hatten sich im März bei Verdi informiert, wie man die Gründung eines Betriebsrates bewerkstelligt. Das hatte im April 2009 bereits Andrej Tantsura versucht.
Zwei Tage danach sprach er mit Kollegen darüber — und hatte mittags die Kündigung ohne schriftliche Begründung in der Tasche. Offiziell hieß es später, der Kasache habe ein Fehlverhalten an den Tag gelegt, er habe „zuviel geredet“ (die WZ berichtete).
Die Fälle gleichen sich. Nein, mit einer Betriebsratsgründung habe die Kündigung nichts zu tun, teilte Fressnapf-Pressesprecher Achim Schütz mit. Gestern vor der dritten Kammer nannte der Fressnapf-Anwalt die Gründe:
Victor Sona sei am 14. März unentschuldigt der Arbeit ferngeblieben, am 16. März eine halbe Stunde, am 28. März sechs Stunden zu spät erschienen und am 29. März wieder gar nicht gekommen. Am 17. März habe Vorarbeiter Peter T. ein „Abmahnungsgespräch“ mit Sona geführt.
„Alles erstunken und erlogen“, brauste der Mülheimer Anwalt des Gefeuerten in der Verhandlung auf. Eine schriftliche Abmahnung hat es nie gegeben. Dafür sei Sona noch am Kündigungstag schriftlich gelobt und mit Ankündigung einer Lohnerhöhung beglückt worden — wie alle Fressnapf-Lagerarbeiter.
Fassungslos auf der Zuhörerbank des Arbeitsgerichtes saß Erdal Corak. Vergangenene Woche war erklärt worden, dass er wegen „sexueller Belästigung“ geflogen sei. Von einem Strafverfahren gegen ihn ist Corak nichts bekannt. Er denkt nun über eine Strafanzeige gegen Fressnapf wegen Verleumdung nach.