Friedensbündnis mit drastischer Aktion
Vor 73 Jahren warfen die Amerikaner eine Atombombe über den japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki ab. In der Innenstadt inszenierten Aktivisten eine ungewöhnliche Mahnwache für die Opfer.
Als mehrere hundert Menschen an zwei Polizisten in der Innenstadt vorbeiziehen, halten sich diese dezent im Hintergrund. Warum sollten sie auch eingreifen, laufen die Teilnehmer der vom Friedensbündnis organisierten Demonstration am Montagabend zum Neumarkt. Sie haben sich bereits zuvor auf dem Platz An der Alten Kirche versammelt, um den Opfern der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 zu gedenken.
Hier spricht Ingrid Vogel von dem seinerzeitigen Inferno und verweist auf das diesjährige Motto „Gedenken reicht nicht — atomwaffenfrei jetzt“. Auf dem Boden des Platzes ist eine acht Meter große Malerei einer Atombombe zu sehen. Als um 18 Uhr die Glocken der Alten Kirche über den Platz hallen, nehmen die Teilnehmer Spruchbänder und Plakate hoch und gehen schweigend am Schwanenbrunnen vorbei zur Hochstraße.
„Was ist hier los?“ — Passanten werfen den Demonstranten neugierige Blicke zu. Während sie entspannt draußen ihren Kaffee trinken oder ihren Burger verspeisen, werfen sich mehrere Friedensfreunde auf den Boden. Ihre Umrisse werden mit Kreide nachgezeichnet, damit sie noch ein paar Tage nach der Mahnwache in der Stadt zu sehen sind. Drei Albaner sitzen in der Nähe und lassen sich das Geschehen erklären. Danach stimmen sie dem Satz zu, dass „es keine Menschen gibt, die diese Waffen mögen“.
Als die Gruppe wieder zurück an der Alten Kirche ist, wird die Demonstration fortgesetzt. Max Zelzner und acht Mitglieder des Krefelder Friedenschores begleiten die Redebeiträge auf ihren Instrumenten. Einer der Referenten: Thies Kätow aus Prag. Der Mitarbeiter der internationalen Gruppe „Parlamentarier für nukleare Nichtverbreitung und Abrüstung“ spricht von den wohl tausend Atombomben, die es auf der Welt geben soll und verweist auf die 20, die in Büchel (Eifel) lagern. „Die Bundesrepublik hat leider den Atomwaffenverbotsantrag der UNO noch nicht unterschrieben“, sagt er.
Deshalb ruft Ulrich Knur die Versammelten auf, einen „Bürgerantrag“ (siehe Kasten) zu unterstützen, welcher den Krefelder Stadtrat auffordert, einen Appell an die Bundesregierung zu richten.