Diebstahl Friedhof: Die Diebe kommen nachts
Immer häufiger registriert Friedhofsgärtner Eddie Kronenberg Diebstähle vor allem von Metall von Gräbern. Laut Polizei gibt es Schwerpunkt- Monate.
Krefeld. Ein Ort der Trauer ist der Friedhof schon immer gewesen. Nun wird er auch zu einem Ort des Entsetzens und der Wut. Vor allem die Menschen, die sich beruflich täglich auf dem Friedhof bewegen, glauben, Alarm auslösen zu müssen. Eddie Kronenberg (37) gehört dazu. Er ist Inhaber der seit 1888 im Familienbesitz geführten Friedhofsgärtnerei und kennt die Krefelder Friedhöfe seit 20 Jahren. „In den vergangenen anderthalb Monaten ist es besonders schlimm geworden“, sagt er. Er weiß, dass es schon immer Diebstähle von Vasen und Laternen gegeben hat, aber was er und seine Mitarbeiter nun bei den täglichen Grabpflegearbeiten registrieren, ist eine besonders üble Form von Zerstörung der Grabstellen und Diebstahl von Metallen.
Vor allem auf dem neuen Teil des Hauptfriedhofs sind offenbar Täter zugange, die mit schwerem Werkzeug arbeiten und nachts mit Autos auf das unverschlossene Friedhofsgelände fahren. Der alte Teil gegenüber ist nicht so betroffen, er ist nicht so befahrbar und dort ist wohl „nicht so viel zu holen“. Vor drei Wochen haben Diebe auf dem neueren Friedhofsteil ein ganzes Kreuz aus Bronze kurz über der Erde abgesägt. Eineinhalb Meter war das Objekt hoch, 20 Kilogramm wird es gewogen haben. Nur ein Stumpf ist noch zu sehen, und nur die Grabeigentümer wissen noch genau, wie es aussah. Jetzt ist es für immer verloren, der ideelle Wert und der Wert als Teil der Friedhofskultur ist noch zu ahnen.
Gleich hinter dem Eingang des Friedhofs ist auf der rechten Seite das Familiengrab einer bekannten Krefelder Familie. 1891 ist dort erstmals beerdigt worden, aus der Zeit etwa stammt auch der Granitaufbau am Kopfende des Grabes. Aus einem Kreuz wurde eine runde Kupferplatte herausgebrochen — das Motiv zeigte einen Christuskopf mit Dornenkrone. Zwei Palmwedel sind erhalten geblieben. „Die Zerstörung ist ja nicht nur eine Grabschändung und Störung der Totenruhe, sie betrifft auch ein Objekt, das einen kulturellen und zeitgeschichtlichen Wert hat“, sagt Eddie Kronenberg.
Eddie Kronenberg, Friedhofsgärtner
Von einem anderen prominenten Familiengrab stellten die Friedhofsgärtner eine Bronzeschale sicher. Sie war schon aus ihrer Verankerung herausgebrochen und lag lose daneben. Vielleicht wurden die Diebe gestört oder sie erkannten den Materialwert nicht. So wie sie auch schon mal Blechteile herausbrechen, die nichts wert sind, dabei aber kaum wieder zu reparierenden Schaden anrichten. Wie Diebstähle und Zerstörungen zu verhindern sind, weiß Eddie Kronenberg auch nicht. Nachts sind die Friedhöfe offen, neben den Eingängen an der Heideckstraße fließt der Verkehr. „Das bekommt keiner mit, wenn dann ein Auto über den Friedhof fährt“, sagt er.
Und für Angehörige gibt es auch keine Möglichkeiten, ihre Gräber zu schützen. Strafanzeigen, hinterher gestellt, bleiben bislang ohne Erfolg. Dennoch rät die Stadt immer dazu, Diebstähle anzuzeigen. Eine Statistik über Diebstähle wird weder bei der Stadt noch bei der Polizei geführt, eine Häufung mag man nicht feststellen. Allerdings, so Stadtsprecher Dirk Senger, kamen und kommen Diebstähle immer wieder vor, unabhängig davon, ob die Friedhöfe abgeschlossen seien oder nicht.
Die Polizei erklärte nach kurzer Recherche, dass 2015 zehn Diebstähle registriert wurden, vergangenes Jahr aber 38. „2016 lag der Schwerpunkt der Taten in den Sommermonaten Juni, Juli sowie in den Wintermonaten Januar, Dezember“, erklärt Polizeisprecherin Katrin Wentker. Hinzu kommen weitere Fälle von Sachbeschädigung.
Nach Ansicht von Eddie Kronenberg könnte man Dieben ihren Metall-Raubzug durch das Abschließen der Friedhöfe deutlich erschweren, weil diese oft mit Autos anrücken müssten, um die schweren Metallgegenstände abzutransportieren. Die Angehörigen wüssten dadurch ihr Eigentum besser geschützt und die Totenruhe bewahrt.