Schienenverkehr Straßenbahnfahrer aus Leidenschaft fährt auch Schluff

Heinz Erkes von der Interessengemeinschaft Schienenfreunde ist als Zugbegleiter und Schaffner ehrenamtlich aktiv.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Frühschicht macht Heinz Erkes nicht, die hat er nie gerne übernommen. Aber als er noch hauptberuflich Straßenbahnfahrer in Diensten der Stadtwerke Krefeld (SWK) war, musste auch er immer wieder zu Zeiten aufstehen, zu denen manche Nachteule erst ins Bett geht. „Am liebsten war mir die Nachtschicht“, sagt der 65-Jährige. Seit dem 31. Oktober 2016 ist er pensioniert, doch der Straßenbahn ist er treu geblieben: Wenn Not am Mann ist, springt Erkes ein. Etwa fünfmal im Monat übernimmt er eine Schicht und lenkt Straßenbahnen kreuz und quer durch Krefeld.

1978 hat Erkes erstmals eine Bahn gefahren. „Das ist meins“, erzählt er von diesem Glücksmoment. „Das war klar, als ich das erste Mal die Hand am Hebel hatte.“ Woher diese Faszination und Begeisterung für das Schienengefährt kommt, kann er nicht sagen. Die schiere Größe überzeugt ihn. „Etwas besseres als die FOC gibt es nicht!“, schwärmt Erkes von den modernen rot-weißen Niederflurbahnen, die die SWK in Krefeld einsetzen.

Eine Lieblingslinie hat Erkes, der Straßenbahnfahrer, nicht, wohl aber der Schaffner und Zugbegleiter Erkes. Nach einer Schlufffahrt mit Freunden war klar: Als Ausflügler mitfahren ist für ihn nur der Anfang.

Straßenbahnfahrer Erkes wird Mitglied der Interessengemeinschaft Schienenverkehr Krefeld (ISK), lässt sich als Schaffner und Zugbegleiter ausbilden und pendelt seit 2004/2005 jeweils ab dem 1. Mai an Sonntagen, am Vatertag oder an einem Mittwoch in den Sommerferien im Schluff, Krefelds historischer Dampfeisenbahn, zwischen St. Tönis über den Nordbahnhof zum Hülser Berg und zurück. Drei Runden gibt es pro Tag. Jeden Sonntag ist die ISK im Wechsel mit den Freunden der Eisenbahn (FD) im Einsatz. Als Zugbegleiter achten Erkes und seine Kollegen darauf, dass die Schranken — elektrisch oder per Hand — geschlossen sind und sichern die Überwege.

Ein Lokführer, ein Beimann, der Zugbegleiter und zwei Schaffner sind an Bord, wenn sich Familien, Freundeskreise oder Einzelpersonen von der alten Dampflok ziehen lassen. Fahrkarten gibt es nur bei den Schaffnern — blaues Jackett, blaue Hose, blaues Hemd — im Zug und erst, nachdem der sich in Bewegung gesetzt hat. Manche Gesichter kann Erkes sich merken, sagt er, aber „wir setzen darauf, dass sich die Leute melden, die noch keine Karte haben“. 240 Plätze kann er verkaufen, 14 bis 15 Dienste macht er pro Saison — ehrenamtlich, ab 1. Mai. Wie lange noch? „So lange ich kann.“