Frust über Rathaus und Politik wächst

„Krefeld hautnah 2018“, das heißt: Bürgervereine nennen ihre Themen, die WZ sorgt für die Experten. Im Nordbezirk wird am Dienstag, 26. Juni, über „Bürgerwille ja, aber wie?“ diskutiert.

Nord. Wohnen ganz nah an der grünen Lunge im Norden der Stadt, da, wo andere extra hinfahren, um spazieren zu gehen, radzufahren oder zu reiten — das gehört für viele Menschen im Nordbezirk zu ihrem Leben, ihrer Lebensqualität. Das gilt für Inrather wie Kliedbrucher. Auch wenn sie ansonsten klare Grenzen zu ziehen wissen — im Gegensatz zur Stadt, die den gemeinsamen Stadtteil Inrath/Kliedbruch in ihren Plänen und Listen führt.

Was die Bürgervereine Inrath und Kliedbruch jedoch derzeit noch viel mehr eint, ist die „gemeinsame Anstrengung Politik und Verwaltung für die Interessen der Bürger zu gewinnen“, sagen Rolf Hirschegger und Peter Gerlitz, die Vorsitzenden der Bürgervereine Inrath und Kliedbruch. Deshalb wollen sie bei der Diskussions-Tour der WZ in der Reihe „Krefeld hautnah 2018“ über genau diesen Ärger sprechen — konstruktiv, aber eben auch streitbar, wie der Titel es verheißt: „Bürgerwille ja, aber wie? — Bürgervereine im Spannungsfeld mit Politik und Verwaltung“. Am Dienstag, 26. Juni, können alle Bürger mitdiskutieren. Los geht es um 19 Uhr im Vereinsheim des Gartenbauvereins Rosengarten am Kanesdyk.

Um Sorgen und Nöte, aber auch Ziele und Hoffnungen wird es in der offenen Runde gehen. Es gibt kein Podium, sondern ein direktes Zwiegespräch zwischen den Experten und dem Publikum.

„Alle rufen nach bürgerschaftlichem Engagement, aber wenn es kommt, dann will es keiner“, fasst Gerlitz seine Beobachtungen im Vorfeld der Veranstaltung provokativ zusammen.

Seit Jahren kämpft sein Verein beispielsweise gegen die Zersiedelung und Versiegelung im Kliedbruch. Sprich: dass Zubauen von Grünflächen, die die großzügigen Gärten der Häuser dort ausmachen. Gebetsmühlenartig mahnt der Bürgerverein beispielsweise auch den Verfall der Hubert-Houben-Kampfbahn an. „Teile von Politik und Verwaltung bemühen sich sehr, unsere konstruktiven Vorschläge nicht wahrzunehmen, oder sie nicht verstehen zu wollen, obwohl Politik und Verwaltung für die Bürger da sein sollten“, sagt Gerlitz.

Bürgerbeteiligungen wie etwa um die Erweiterungspläne von Siempelkamp sieht der Vorsitzendes des Bürgervereins Inrath als Farce. „Wenn nichts, was die Menschen vor Ort einzuwenden haben, am Ende als relevant erachtet wird“, sagt Hirschegger. Kleinste Bitten und Forderungen würden ignoriert, kritisiert er.

Noch einmal verschärft hatte sich die Lage zuletzt im Zusammenhang mit dem von den beiden Bürgervereinen gemeinsam mit den Sportvereinen im Nordbezirk entwickelten Sportkonzept. Die Verwaltung hatte um Vorschläge gebeten. Die zwei Bürgervereine und drei Sportvereine hatten einen erarbeitet. „Aber wir haben nie wieder etwas zu unseren Vorschlägen gehört“, sagen die beiden Bürgervereinsvorsitzenden.

Bei all ihren unterschiedlichen Projekten und Problemen, die die Bürgervereine Inrath und Kliedbruch beschäftigen, hat sich zuletzt immerhin ein Miteinander „über Grenzen hinweg“ entwickelt. Da sei nur der drohende Grundwasseranstieg genannt. Wenn am Inrath die Anlagen der LEG aufhören, das Grundwasser abzupumpen, dann werden Hausbesitzer hier wie dort unter den Konsequenzen zu leiden haben.

Auch dieses Thema wird, so wie Sorgen um Bauboom in den grünen Vierteln, um andererseits Zeitverzögerungen bei Bauprojekten wie beim Schroersdyk, marode Sportstätten, Gefahr für Sportvereine, zu den Diskussionsschwerpunkten unter dem Titel „Bürgerwille ja, aber wie?“ gehören.

Als Experte von Seiten der Stadtverwaltung wird deshalb der Beigeordnete Thomas Visser mit von der Partie sein. Der Dezernent, der Mitglied des Verwaltungsvorstands ist, ist im Rathaus zuständig für den Bereich Umwelt — und damit auch fürs Grundwasser — und neben Grünflächen, Gesundheit und Soziales auch für Sport.

Mit den Themen Bürgeranliegen, -interessen und -beteiligung beschäftigt sich David Nowak im Team des Oberbürgermeister-Büros.

Von Seiten der Politik im Bezirk Nord hat der Bezirksvorsteher Ralph-Harry Klaer (SPD) seine Teilnahme an der Diskussion zugesagt.