Führt diese Debatte — jetzt!
Die Sanierung des Museums bietet große Chancen
Krefeld. Vor der Sanierung glich das Kaiser-Wilhelm-Museum einem Geisterhaus. Anfang 2009 verirrten sich noch vier bis sechs Besucher pro Tag in die Ausstellung. Kein Wunder, sagten damals die Verantwortlichen. In diesem Zustand ist ein Museum nicht attraktiv. Recht hatten sie.
Wenn alles gutgeht, kann das Haus im Herbst 2014 wieder eröffnen. 13,5 Millionen Euro wird das den Steuerzahler dann gekostet haben. Nicht auszudenken, wenn die schmucken Säle auch künftig leer blieben.
Doch so wird es natürlich nicht kommen. Obwohl die Stadt das Millionenprojekt bislang eher unbeholfen vermarktet hat, ist schon jetzt Vorfreude spürbar. Die Krefelder werden sich mit Neugier und Enthusiasmus auf ihr neues Museum stürzen.
Dessen Leiter Martin Hentschel bringt als Ausstellungsmacher alle Qualitäten mit, das Haus auf hohem Niveau zu bespielen. Gleichwohl läuft er Gefahr, einen alten Fehler zu begehen. Auf Vorschläge von außen reagiert Hentschel traditionell empfindlich — und verschließt sich somit einer Debatte, die dringend geführt werden müsste: Wie viel Krefeld steckt im neuen Museum?
Die Frage bezieht sich einerseits auf die heutige Kunstszene dieser Stadt. Hier muss ein international ausgerichtetes Institut einen schwierigen Balanceakt meistern — doch zumindest wagen sollte man ihn. Was Krefelds Kunstgeschichte betrifft, gibt es zwar erste zaghafte Versuche, etwa das Buch über Paul Wember. Doch ansonsten überlassen die Museen engagierten Initiativen das Feld.
Ab Herbst 2014 wird sich das ändern müssen. Dann braucht das Kaiser-Wilhelm-Museum ein klares Konzept für den Neubeginn, in dem große Chancen liegen. Statt Alleingängen ist deshalb schon jetzt eine Debatte gefragt, in der auch das Wort Krefeld vorkommen darf und Künstler wie Luther, Zangs und Cassel.
Zurecht beklagen die Verantwortlichen, dass die Politik für die Eröffnung noch keinen Cent bereitgestellt hat. Vielleicht ist es an der Zeit, die Volksvertreter — und vor allem das Volk — mit Ideen zu begeistern.