Streitthema Gebäudereinigung: Frust über dreckige Schultoiletten

Eltern, Schüler, Erzieher und Gewerkschaftsvertreter: Zufrieden ist mit der Gebäudereinigung keiner. Alle fordern Neuausschreibungen.

Foto: D. Jochmann

Krefeld. Verdreckte Schultoiletten, Staub in den Klassenräumen, verschmierte Tische und Fenster: Die Gebäudereinigung von Schulen, Kindergärten, aber auch anderen städtischen Gebäuden ist und bleibt ein Streitthema in Krefeld. Das zeigt auch die Diskussionsrunde, zu der am Donnerstag Vertreter der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), Mitglieder der Ratsfraktionen sowie Elternvertreter zusammenkamen.

Die schriftliche Stellungnahme der Verwaltung zur aktuellen Situation der Gebäudereinigung, sei zwar sehr umfangreich, betont Krefelds GEW-Vorsitzender Philipp Einfalt, „sie bietet aber wenige Lösungsmöglichkeiten, um der Situation Herr zu werden“. Schimmel, andere allergieauslösende Stoffe — aus einigen Schulen gebe es Berichte von durch die Klassenräume fliegenden Staubmäusen — „an einigen Schulen findet eine tatsächliche Gesundheitsgefährdung statt. Das sind nicht hinnehmbare Zustände“, sagt Einfalt. Man könne keine zwei Jahre auf eine neue Ausschreibung warten.

Romy Warmo und Anne Seitz vom Jugendamtselternbeirat berichten, dass Erzieherinnen in den Kindergärten das Putzen übernehmen, damit es in den Gebäuden für die Kinder sauberer ist. An den Schulen sei das ähnlich, erzählt Ulrike Vermeulen-Deimen, vom örtlichen Personalrat für die Grundschulen. Es gebe zu wenig Reinigungsmittel, manchmal werde nur mit Wasser geputzt, Tische würden gar nicht gewischt. „Nachdem es bei uns seit fast zwei Jahren keine Grundreinigung gab, putzen die Lehrer selber, weil sie den Kindern den Dreck nicht zumuten wollen.“ Die Folge: „Frustration und Hilflosigkeit — weil man klagt, aber nichts passiert.“

Verantwortlich für diese Situation seien nicht die Reinigungskräfte, sondern die Einsparungen seitens der Stadt und der beauftragten Reinigungsfirmen: Die Hälfte des Personals müsse sich bei einer Stundenkürzung um 30 Prozent um ein größeres Revier kümmern — „das ist ein Skandal“, ärgert sich IG Bau-Gewerkschaftssekretär Mahir Sahin. Er fordert sofortige Neuausschreibungen sowie die Übernahme der langjährigen Reinigungskräfte. Denn, und das sei ein weiteres Problem: Reinigungspersonal, das teilweise 20 Jahre und länger in Krefelds Gebäuden geputzt habe, sei durch die im Sommer vergangenen Jahres erfolgte Neuvergabe jetzt in der Probezeit und kaum in der Lage, sich gegen die Arbeitsverhältnisse zu wehren. „Einige Firmen geben statt den tariflich vorgeschriebenen 28 nur 21 Urlaubstage“, weiß Sahin.

Güler Magdanz gehört zu den Betroffenen. 23 Jahre hat sie als Vorarbeiterin an einem Berufskolleg in Krefeld gearbeitet und sei im Rahmen der Neuausschreibungen von heute auf morgen zur Sozialhilfeempfängerin geworden. Sie berichtet von Druck, „weinende Frauen, die Angst um ihren Job haben, die Leute werden verheizt. Und diese Missstände werden sich nicht ändern, so lange der Werksvertrag nicht geändert wird“, sagt Magdanz.

Auch Thomas Schmitz, Obermeister der Gebäudereiniger-Innung Mittlerer Niederrhein ist mit der Situation unzufrieden: „Mich hat die Ausschreibung drei Viertel Millionen Euro Umsatz gekostet“, rechnet er vor. Und bittet um Verständnis für seine Situation als Arbeitgeber: Wie soll die Leistung bei Einsparungen um 300 000 Euro im Jahr die selbe bleiben? Auch Schmitz fordert baldige Neuausschreibungen mit dem Ziel: „Es muss eine wirtschaftlich und hygienisch vertretbare Leistung in Krefelds Gebäude.“