Traditionsgaststätte Gehen im „Herbst Pitt“ endgültig die Lichter aus?

Für den Makler Bühler-Lomberg ist es fraglich, ob die Gastronomie an der Marktstraße erhalten werden kann.

Krefeld. Das Licht in der 153 Jahre alten Traditionsgaststätte Herbst Pitt an der Markstraße scheint endgültig auszugehen. Davon kündet auch ein Werbebanner, mit dem Makler Lomberg die Immobilie zur Nutzung anbietet. Für das denkmalgeschützte Gebäude sucht Roman Bühler-Lomberg nach einem Nutzer, „der Ideen und ein Konzept“ dafür hat. Die weitere Nutzung der Gaststätte im Erdgeschoss will Bühler-Lomberg zwar nicht ausschließen, hält es aber unter anderem wegen der fehlenden Parkplätze und Außengastronomie für „eher schwierig“.

Er verweist auch auf die zahlreichen aber vergeblichen Versuche der Wiederbelebung in den letzten Jahren. „Sogar ein so erfahrener Gastronomie-Hase wie Klaus Rudolph ist damit gescheitert.“ Der Immobilien-Makler rechnet nicht damit, für das Gebäude an der Markt- und Hubertusstraße schon bald einen Investor zu finden. Mit einem kompletten Umbau wäre ja auch eine Nutzungsänderung verbunden und jeder Umbau müsste mit den städtischen Denkmalschützern abgesprochen werden. „Es ist ein schwieriges Objekt“, seufzt Bühler-Lomberg. Nicht zuletzt sei eine neue Nutzung auch mit der Frage der Finanzierung verbunden. Banken wollten dafür ein schlüssiges Konzept auf dem Tisch haben.

Bühler-Lomberg, der sich persönlich stark für die Entwicklung der Innenstadt engagiert, will dennoch die Gastronomie an diesem Platz nicht ganz abschreiben. „Vielleicht lässt sich im unteren Bereich die Gaststätte erhalten und die Räume darüber in Büros oder Wohnungen umbauen.“ Nach dem „Et Bröckske“ wäre Herbst Pitt die nächste historische Gaststätte, die aus dem Stadtbild verschwindet.

Gegründet wurde der Gastronomiebetrieb von Johann Josef Herbst am 22. Oktober 1862. später folgte die Hausbrauerei. 1972 stellte Peter Herbst die Brauerei ein. 1975 pachtete die Tivoli-Brauerei (bis 1986 an der Hülser Straße) die Gaststätte Herbst. Unterpächter wurden Willy Furth und seine Familie, die heute den Nordbahnhof bewirtschaftet. Bis 2001 befanden sich die beiden Gebäude noch im Besitz der Familie Herbst, bis Ursula Pfeiffer (geb. Herbst) die Immobilie an die Geschwister Rudolf, Georg und Christiane Mäurers aus Grefrath veräußerte. Georg Mäurers gehört auch das Traditionsbrauhaus Gleumes an der Sternstraße. Peter Herbst, der letzte der Bier-Dynastie, vermachte Mäurers das Familienrezept für das Alt-Bier, das fortan bei Gleumes gebraut wurde.

Von 2003 an verpachtete Mäurers an die Brüder Rudnick. Ein Zwischengastspiel gab ab 2007 Vucko Filipovic, Wirt des „Montenegro“ an der Marktstraße. Am 1. Mai 2011 stieg Klaus Rudolph (früher Seidenweberhaus, bis 2008 Rennbahn-Gastronomie und später „KR“) bei Herbst Pitt und auch bei Gleumes ein. Seit Oktober 2012, dem 150-jährigen Bestehen, wurde Herbst Pitt wieder von der Familie Mäurers inhabergeführt. Seit 1990 stehen die Häuser an der Markt- und Hubertusstraße unter Denkmalschutz.