Flüchtlingshilfe Geregelte Essenszeiten in der Glockenspitzhalle
DRK und Gesundheitsamt kümmern sich um die Versorgung der Flüchtlinge.
Krefeld. 100 männliche, 49 weibliche Personen, sechs Babys unter einem Jahr und sieben Kinder zwischen einem und drei Jahren — das sind die derzeitigen Bewohner der Glockenspitzhalle. Versorgt werden sie vom Deutschen Roten Kreuz, dessen Mitarbeiter dafür sorgen, dass es regelmäßige Essenszeiten und bei Bedarf auch Kleidung gibt.
Am vergangenen Donnerstag wurden die Asylbewerber aus aller Herren Länder zum ersten Mal mit Frühstück versorgt. „Die Angekommenen waren sehr hungrig, am ersten Tag wurden die Frühstückportionen für drei Tage verspeist. Aber das ist gar kein Problem, wir können ja jederzeit Nahrungsmittel nachkaufen“, sagt Sabine Hilcker, Kreisgeschäftsführerin des DRK Krefeld. Der Putenbrustaufschnitt sei besonders gut angekommen, die Marmelade hingegen kaum angerührt worden.
Die erste Mahlzeit des Tages zwischen 8 und 10 Uhr wird in der Küche der DRK an der Uerdinger Straße vorbereitet. Es gibt verschiedene Sorten Brot, Geflügel-Aufschnitt, Müsli, Käse, Marmelade und für die Kinder Schokocreme. „Zwölf bis 16 Leute sind über den Tag verteilt im Einsatz in der Sporthalle, Ehrenamtler sowie Hauptberufliche — auch aus der Verwaltung. Pro Mahlzeit muss man etwa vier Stunden einrechnen“, erzählt Hilcker, und ergänzt: „Wir sind dringend auf die Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer angewiesen, ansonsten können wir die ganze Arbeit nicht stemmen.“
Das warme Mittagessen, das zwischen 12 und 13 Uhr angerichtet wird, liefert eine Tochterfirma des DRK an, die DRK Nordrhein Service (DNS). Seitdem bekannt ist, welche Nationalität die Flüchtlinge haben, kann bei der Auswahl der Speisen auch auf spezifische Bedürfnisse Rücksicht genommen werden. „An den ersten beiden Tagen gab es vegetarische Gerichte, künftig wird es Essen geben, dass fast jeder mag, wie zum Beispiel Nudeln mit Soße oder Reis mit Gemüse“, sagt die Geschäftsführerin. Auch ein Nachtisch ist mittags dabei.
Aufgrund der gemischten Gruppe werden für 150 Personen auch nur 150 Mahlzeiten gekocht, da die Kleinkinder nur Babynahrung bekommen. In großen Behältern wird das Essen angeliefert. Allerdings muss niemand Hunger leiden. Wenn noch Bedarf besteht, können die DRK-Mitarbeiter jederzeit zusätzlich Brot und Aufschnitt auf den Tisch stellen. Getränke wie Wasser, Zitronentee und Kaffee gibt es rund um die Uhr.
Zwischen 17 und 19 Uhr gibt es Abendbrot. Da es in den Räumlichkeiten der DRK keine Industriespülmaschine gibt, wird von Plastikgeschirr gegessen. Um die Entsorgung des Abfalls kümmert sich die Stadt Krefeld. In der Glockenspitzhalle gibt es ein kleines Bistro samt Kühlraum, in dem die nicht verwendeten Lebensmittel gelagert werden können. Dort findet auch die Essenausgabe statt.
Auf 15 bis 20 Euro pro Person pro Tag belaufen sich die Kosten für die Verpflegung. „Wegen der kurzfristigen Planung muss man nehmen, was man kriegen kann und spontan im Großhandel einkaufen gehen. Wenn die Versorgung längerfristig angelegt ist, sinken auch die Kosten“, erklärt Sabine Hilcker.
Um die ärztliche Versorgung kümmern sich unterdessen drei hauptamtliche Ärzte des Gesundheitsamtes sowie der ehemalige ärztliche Leiter der Krefelder Feuerwehr, Uli Lenssen. Dr. Agnes Court ist die Leiterin des Fachbereichs Gesundheit: „Die Flüchtlinge wurden von unseren Mitarbeitern das erste Mal in Augenschein genommen. Sind schwangere Frauen dabei? Wie viele Kleinkinder gibt es? Außerdem wird die Krankengeschichte erfasst. Zum Glück gibt es einige, die Englisch sprechen und so für ihre Landsleute übersetzen können.“
Montag steht dann die TBC—Diagnostik an. Dafür werden die Flüchtlinge per Bus in ein Krankenhaus gefahren und falls möglich geröntgt. Nach dem Tuberkulose-Check werden je nach Alter und Antikörper Impfungen wie zum Beispiel gegen Masern, Mumps und Röteln, angeboten. Wenn die Asylbewerber schließlich an andere Kommunen übermittelt werden, wird auch die neu angelegte Akte mitgeschickt. „Jeder bekommt von uns einem Impfausweis zur genauen Nachverfolgung“, sagt Agnes Court.
Die Kosten für die medizinische Untersuchung für die Flüchtlinge in der Glockenspitzhalle trägt die Bezirksregierung Arnsberg. Sollte jemande akute Beschwerden haben, organisieren die Sozialarbeiter vor Ort eine Fahrt zu dem entsprechendem Arzt. Auch verordnete Medikamente sind über die Bezirksregierung abzurechnen, allerdings gebe es in der praktischen Umsetzung dabei immer wieder Probleme und die Stadt müsse in Vorleistung treten, sagt Stadtsprecher Timo Bauermeister.