Gesangswunder trägt das Herz auf der Zunge
Die Band Der weise Panda begeistert das Publikum im Lentz.
Eine Nachwuchsband im besten Sinne. Einfach nicht ausgereift, aber keineswegs unbedarft. Eine junge Band mit Potenzial eben. Der weise Panda, so nennt sich das Quartett, das jetzt im ausverkauften Lentz in der Samtweberei gastierte und das Publikum begeisterte. Nicht verschwiegen werden aber darf hier von Anfang an: Für die Begeisterung ist vor allem die 23 Jahre alte Sängerin Maika Küster verantwortlich.
Gefunden haben sich Küster, Kontrabassist Yannik Tiemann und Schlagzeuger Jo Beyer an einer Jazzschule in Köln, neu dabei ist Fabian Neubauer am Keyboard, der das Stammmitglied Simon Seeberger ersetzt. Küster studiert inzwischen an der renommierten Folkwang-Schule in Essen Jazzgesang.
2015 gewann die Band in ihrer ersten Besetzung den Sparda Jazz Award, und eine CD gibt es mit dem Titel „Mam“ auch schon. Die in Krefeld bestens bekannte Saxophonistin Angelika Niescier hat das Ursprungsquartett in Köln gecoacht und zur Bandgründung ermuntert.
Die Band stößt noch an Grenzen des Handwerks, das merkt man an vielen Dingen. Der Keyboarder ist viel zu zurückhaltend, jazzige Phrasierung scheint ihm auch fremd. Als Neuer in der Gruppe muss er sich aber wahrscheinlich noch eingewöhnen. Bassist Tiemann begleitet solide, bei seinen Soli geht ihm aber schon mal die Luft aus. Schlagzeuger Beyer ist von den Instrumentalisten am weitesten, groovt ordentlich, variiert die meist binären Beats vielfarbig und abwechslungsreich.
Die Arrangements der zeitgenössischen Fusionmusik des Pandas lassen übliche Formen vermissen, oft werden nur achttaktige Akkordschemata aneinandergehängt. Hat sich ein Schema erschöpft, wird wie in einer Collage einfach ein weiteres angehängt, wobei auch schon mal der Rhythmus gewechselt wird.
Solche Wechsel kündigt Küster per Handzeichen an, sie ist auf der Bühne die Chefin. Aber sie dirigiert nicht nur per Handzeichen, sondern führt ihre Begleiter auch mit ihren Melodien und ihrer Stimme.
Was für ein Talent, das muss man vor allem von diesem Gesangswunder sagen. Küsters singt ihre selbst geschriebenen Texte in den meist selbst komponierten Stücken auf Deutsch, öfter in Englisch oder in einer Phantasiesprache. Zwischen Säuseln und Shouten wechselt sie mühelos mit ihrer mal weichen, mal Aufmerksamkeit fordernden Stimme, die vom Alt bis in den Mezzosopran reicht.
Beim Improvisieren scattet sie beinahe wie eine abgeklärte Jazzsängerin, scheut nicht vor maßvoll experimentellem Stimmeinsatz zurück. Und bei allem trägt sie das Herz auf der Zunge, transportiert viel Gefühl. Von Küster wird man mutmaßlich noch viel hören.