Ausstellung US-Bomber-Fragment wird zur Installation

Thomas Pöhler zeigt im „emilith“, wie spannend eine Spurensuche im Gebirge sein kann.

Foto: Sebastian Paschold

Geröll, massiver Fels und Spuren einer Kriegsmaschine — mittendrin ein staunender Künstler. Thomas Pöhler geht raus, um den Zufall in der Natur zu suchen. Im Herbst 2016 schlägt er zu. Im Engadiner Hochgebirge in der Schweiz. Das Ergebnis seiner Ausflüge in die Berge ist ab Samstag unter dem Namen „Fliegende Festung“ in der Ausstellungshalle „emilith“ an der Wiedstraße zu sehen.

Foto: Andreas Bischof

Auf einem langen Tisch liegen aus dem Granit-Gebirge in Schichten zerfallene Gesteinsformationen. Was Pöhler fasziniert: „Im Chaos sind Formen sichtbar, die sich ähneln.“ Die Steinfetzen präsentiert er geordnet. Die flachen und spitzen Fragmente wirken, als hätten sie Urzeitmenschen gesammelt, um sie als Werkzeuge, Speer- oder Pfeilspitzen zu verwenden. „Als hätte die Natur die Verwendung als Idee vorgegeben und der Mensch musste nur eine Funktion dafür finden“, sagt Pöhler. Das einzige Teil, das auf dem Tisch mit den Gesteinen hervorsticht, ist ein rundes Stück aus Stahl. Zwei miteinander verbundene Gewinde mit Rissen und scharfen Kanten.

Spuren einer Kriegsmaschine - dieses Teil stammt von einem US-Bomber, der am Fels zerschellte.

Foto: Sebastian Paschold

Im schweizer Hochgebirge zwischen grauem Trümmerschutt war Pöhler auf ein Wrackteil aufmerksam geworden und ließ es liegen. „Das hatte mich bei der ersten Wanderung gar nicht interessiert“, sagt er. Später erfuhr er in einem Museum vor Ort, dass 1945 ein amerikanischer Bomber dort nach einem Angriff auf Regensburger Industrieanlagen abgestürzt war. Die Besatzung hatte das Flugzeug verlassen, als Geisterflugzeug zerschellte es 45 Kilometer weiter im Gebirge. Dass dieses Wrackteil ein Teil der geplanten Ausstellung werden muss, ist Pöhler erst später klar geworden. Er kehrte zu der Stelle zurück, suchte einen ganzen Tag ohne Erfolg.

„Dann hat mein siebenjähriger Sohn dieses Teil gefunden.“ Jetzt liegt das von Menschen gemachte Trümmerstück zwischen den zerfallenen Formen der Natur. Für Pöhler eröffnet sich ein Gedankenspiel zwischen den Geröllfetzen, die eine „natürliche Vervielfältigung“ widerspiegeln und dem von Menschen in Massenproduktion hergestellten Stahlteil, das von der am Gebirgsriesen zerschellten Kriegsmaschine stammt. Von letzterer leitete Pöhler den Namen für seine Ausstellung in Krefeld ab: Der B17-Bomber der Amerikaner wurde auch „Flying Fortress“ (fliegende Festung) genannt. Ein drittes Element der Installation, für die Pöhler einen langgezogenen Raum der Galerie ausnutzt, entstand beim Spiel mit dem Feuer.

An einer Wand hinter dem Tisch mit den Trümmerstücken hängen fünf großformatige Drucke, die vor zwei Jahren entstanden sind. Hier hält Pöhler die sich ständig verändernde Form einer Flamme fest. Er zündete einen großen Bogen Pappe unten an, ließ das Feuer sich nach oben fressen und löschte es, indem er die gepressten Papierschichten auf den Boden schmiss. Mit Farbe und einer Walze druckte er die so entstandene Kontur auf großformatige Leinwände. „Es ist geplant, aber trotzdem dem Zufall unterworfen.“

Der Zufall und die Natur haben Thomas Pöhler schon während seiner Studien in Karlsruhe und Düsseldorf als Ausgangspunkt für Kunst fasziniert. Von der Malerei im Wald habe es ihn in die Berge gezogen. Nach 28 Jahren in Düsseldorf sind er und seine Familie nach Krefeld gezogen. Erhöhungen wie Kapuziner- oder Inrather Berg trösten ihn darüber hinweg, dass es ansonsten am Niederrhein eher flach ist. Auch auf den Krefelder Bergen könnte Pöhler bald fündig werden. „Ein Berg aus Trümmerschutt ist faszinierend, dort gibt es auch durch den Krieg zu Glas verschmolzene Kalksteine.“

Nicht weniger spannend ist eine zweite Ausstellung, die am Samstag im „emilith“ an der Wiedstraße 21 um 16 Uhr zusammen mit Pöhlers Installation eröffnet wird. Dabei zeigt Sammler Thomas Turowski in seinen Räumen mehr als 100 Keramiken aus dem Nachlass von Dorothea und Anton van Eyk. Das Künstler-Paar war auch in Krefeld und Amsterdam tätig, bevor es sich in Nettetal niederließ. Zu sehen ist unter anderem verspielte Keramik im Stil der 50er Jahre.