Energiepreise Was Siempelkamp vom Strompreispaket des Bundes hält

Krefeld · Das Unternehmen übt scharfe Kritik an der Bundesregierung. Auch die IHK bewertet die geplanten Maßnahmen zur Entlastung der Industrie.

Auch die Krefelder Siempelkamp-Gießerei leidet unter den hohen Energiepreisen und fordert eine bessere Entlastung von der Bundesregierung.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Auf wenig Begeisterung stößt das am Donnerstag von der Bundesregierung bekannte gemachte Strompreispaket in der Krefelder Wirtschaft. Bei der Siempelkamp Giesserei zeigt man sich gar „entsetzt“ vom jüngsten Versuch, die Stromkosten für das produzierende Gewerbe zu senken. Geschäftsführer Dirk Howe begründet das so: „Der Strompreis ist extrem angestiegen und bleibt auch durch dieses Paket unangetastet. Damit zementiert die Bundesregierung einen viel zu hohen Preis, der die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland eliminiert.“

Die nun versprochene Senkung von Steuern und Abgaben habe lediglich einen marginalen Effekt, den Howe auf knapp eineinhalb Prozent der aktuellen Kosten schätzt. Zudem werde diese Ersparnis im Gesetzgebungsverfahren erfahrungsgemäß noch durch Bürokratiekosten weiter geschmälert. Howes bitteres Fazit: „Strom kostet heute 300 Prozent mehr und die Bundesregierung entlastet uns mit einem Rabatt von einem Prozent. Das ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein, das ist eine Mogelpackung!“

Siempelkamp-Vorschlag hätte den Steuerzahler geschont

Siempelkamp habe ebenso wie Gewerkschaften seit Monaten auf einen Brücken- bzw. Industriestrompreis gedrängt und stets betont, dass man keine Subventionen „aus der Gießkanne“ erwarte und auch keine Auflagen-gebundenen Steuergeschenke benötige. Doch genau dies scheine nun einzutreten. „Hier wird wieder der Staatshaushalt um Milliarden Euro belastet, um ein letztlich wirkungsloses Maßnahmenpaket umzusetzen. Dabei gab es genügend Vorschläge aus der Wirtschaft und von Experten, wie sich der Energiemarkt und dessen Preissystem grundlegend an die aktuellen Bedingungen anpassen ließen“, meint Howe. Die Siempelkamp Giesserei hatte  zuletzt für einen Industriestrompreis geworben, der per „Contract for Difference“ finanziert werden könnte, ohne den Steuerzahler zu belasten. Das Prinzip: Der Staat würde Unternehmen bei der Finanzierung der aktuellen Strom-Mehrkosten durch einen geringeren Brückenstrompreis unterstützen und erhielte bei zukünftig niedrigen Strompreisen die Differenz wieder zurück.

Nicht unkritisch, aber deutlich milder beurteilt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein das von der Bundesregierung vorgestellte Paket zur Strompreissenkung.  „Die Senkung der Stromsteuer ist eine richtige, aber überfällige Entscheidung. Das produzierende Gewerbe wird hierdurch in der Breite entlastet. Das begrüßen wir“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, und weiter: „Allerdings hätte ich mir diese Entlastung auch für die Handels- und Dienstleistungsbetriebe gewünscht, die ebenso unter den hohen Preisen leiden.“

Positiv bewertet die Kammer, dass das Paket unbürokratisch und mit dem europäischen Beihilferecht vereinbar sei. Steinmetz: „Ob die Entlastungen am Ende ausreichen, um insbesondere für die energieintensive Industrie wettbewerbsfähige Strompreise zu sichern, ist zweifelhaft. Nachhaltig wird dies ohnehin nur über eine umfangreiche Ausweitung des Stromangebotes gelingen.“

In Krefeld und der Region sind besonders energieintensive Branchen zuhause, vor allem die chemische- und die Metallindustrie. In ihrem aktuellen Konjunkturbericht hat die IHK festgestellt,  dass diese energieintensiven Unternehmen besonders pessimistische Erwartungen gemeldet hätten, weil sie durch die hohen Energiepreise international erheblich an Wettbewerbsfähigkeit verloren hätten. A.S.