Pilgerreise Glaube bringt Jugendliche auf die Beine

Bei der Wallfahrt der St. Matthias Bruderschaft nach Trier sind ab Donnerstag auch viele junge Pilger vertreten.

Von der Gemeinde St. Clemens nach Trier pilgern (v.l.): Jonas Otten, Thomas Biel, Helen Kleuters, Felix Weidler, Jonathan Schulze, Philip Hagedorn, Kaplan Marc Kubella und Brudermeisterin Susi Hell.

Von der Gemeinde St. Clemens nach Trier pilgern (v.l.): Jonas Otten, Thomas Biel, Helen Kleuters, Felix Weidler, Jonathan Schulze, Philip Hagedorn, Kaplan Marc Kubella und Brudermeisterin Susi Hell.

Krefeld. Einfach mal den Mund halten? Im Alltag fällt das Helen Kleuters schwer. Wenn sich die 23-jährige Studentin aber heute wieder zusammen mit gut 70 anderen Pilgern der St. Matthias Bruderschaft von St. Clemens Fischeln zur Wallfahrt zum Grab des Heiligen Matthias nach Trier aufmacht, dann ist das anders. „Für mich ist das Runterkommen, dem Stress und der Hektik des Alltags entfliehen.“ Stattdessen nur „Natur, Gebete und absolute Ruhe. Da kann selbst ich mal schweigen“, sagt Helen Kleuters.

Drei Tage, in Etappen von 26, 28 und 32 Kilometern, sind die Pilger zu Fuß nach Trier unterwegs — „es geht ums Tragen, von der Gruppe getragen zu werden, wenn man selbst nicht mehr kann, darum, an seine Grenzen zu kommen“, sagt Kaplan Marc Kubella, der selbst zum sechsten Mal an Christi Himmelfahrt von Fischeln nach Trier aufbricht und sich freut, dass diesmal 23 Jugendliche mitpilgern.

Den 15-jährigen Thomas Biel „reizt dabei auch der Gedanke, drei Tage abseits von zuhause Zeit mit Freunden zu verbringen“. Welche Rolle Gott dabei spielt? „Der krasse Glaube an Gott muss ja nicht Voraussetzung sein. Man kann auch seinen Glauben erst finden. Es ist bestimmt cool, sich darauf einzulassen und einfach mitzubeten.“ Felix Weidler (15) betont: „Ich mache das für mich selbst. Abseits von den Leuten, die das vielleicht uncool finden.“

Für Jonathan Schulze (17) geht es beim Pilgern vor allem um die Gemeinschaft in der Gruppe: „Das sind alles Leute, die runterkommen wollen. Sich gegenseitig zu helfen, dafür ist die Kirche doch da.“ Bei der Wallfahrt komme man mit jedem ins Gespräch — ganz egal, wie alt der Gegenüber ist. „Irgendwer merkt immer, dass man gerade vielleicht Sorgen oder Nöte hat, die man loswerden will“, sagt Susi Hell. Für die Brudermeisterin der St. Matthias Bruderschaft ist die 32-jährige Pilgertradition zum Grab des Apostels Matthias „eine ganz besondere Glaubenserfahrung“.

Fernseher und Radio, Computer und Smartphone — „über Medien verlernen wir das Hören. Wann sind wir denn noch mal still?“ Am ersten Tag der Wallfahrt falle es vielen Pilgern schwer, sich auf die Stille einzulassen. „Aber so lernt man wieder zuzuhören, auf seinen Nachbarn zu achten“, ist Hell überzeugt. „Und wir können uns einmal ganz auf das, was in unseren Herzen ist, konzentrieren, ohne den ganzen Ballast, mit dem wir uns sonst zuschütten. Das ist es doch, was wir alle suchen, aber so schwer in Worte fassen können.“

Pilgern — für Kaplan Marc Kubella sind das die täglichen Messen in den kleinen Kapellen am Wegesrand, gemeinsam schweigen, gemeinsam reden, vor allem aber eins: „beten mit Füßen“. Im wahrsten Sinne des Wortes: „Wenn am Abend die Füße bei einer kräftigen, schlichten Pilgermahlzeit qualmen, das ist doch toll.“