Glosse: Kreativität trifft auf knöcherne Bürokratie
Muss die grüne Oase an der Kölner Straße geräumt werden?
Krefeld. Zeiten der Not erfordern Kreativität, heißt es. Und wo zeigen sich die leeren Kassen deutlicher, als an all jenen Huddelsplätzen, die längst einer neuen Bestimmung harren?
Wild wuchernde Brachflächen, die zur Müllkippe und zum Hundeklo mutieren — das muss nicht sein, dachten sich also einige kreativen Köpfe und krempelten die Ärmel hoch. Nach und nach entstand so an der Kölner-, Ecke Melanchthonstraße eine kleine Oase, die Nachbarn und Passanten gleichermaßen erstaunt und erfreut.
Doch die schönste Kreativität kann hierzulande nicht in Frieden leben, wenn es der knöchernen Bürokratie nicht gefällt. Die begibt sich derzeit per Mail auf die Suche nach den Verantwortlichen, damit solch ungenehmigte Nutzung untersagt werden kann. Gemäß der Frage: Keine Legitimation — wer ist da eigentlich für die Verkehrssicherungspflicht und die Haftung zuständig?
Nee, klar, wäre ja zuvor auch alles viel sicherer gewesen, als die Fläche noch wild bewuchert und vermüllt war . . .
Grundsätzlich offenbart sich hier aber ein Fehler im System: Der Stadt fehlt wohl schlicht ein Vertragspartner, mit dem ordnungsgemäß verhandelt werden kann. Die jetzige Nutzung stelle einen Eingriff in die Eigentümerrechte der Stadt dar, heißt es. Doch allein die Wortwahl lässt schon ahnen: Spontaner Kreativität geht da nur allzu schnell die Puste aus.
Zeichnet sich Guerilla -Gardening doch eben gerade dadurch aus, dass unkompliziert etwas entstehen kann, das noch dazu Wellen schlagen soll. Wäre doch eine zu schöne Vorstellung, wenn all jene öden Freiflächen im Wartestand zumindest vorübergehend beackert und weitere Bürger zu ähnlicher Aktivität anregen würden. Kaum auszudenken, welch positive Auswirkungen das wiederum aufs Image der Stadt haben könnte . . . Da gehört dann vielleicht auch auf Seiten von Politik und Verwaltung einfach nur ein wenig Kreativität dazu, um das auch möglich zu machen.
Wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Im Januar wollen sich die Akteure mit der Stadt zu einem klärenden Gespräch treffen. Und selbst, wenn diese Fläche dann zum Ausweichparkplatz fürs Klinikum erklärt würde: Huddelsplätze, die durch ein bisschen Kreativität zum Leben erweckt werden wollen, gibt’s in Krefeld nun wirklich genug.