Kabarett Das Glühwein-Cabarett ist volljährig geworden

Das beliebte Weihnachtsspecial des Podios im Stadtwaldhaus begeistert mit einer Mischung aus kreativen Komikern und familiärem Rahmen.

Beim Glühwein-Cabarett im Stadtwaldhaus hatte Alleinunterhalter Marcel Wagner ein Heimspiel. Er hat 15 Jahre lang in Krefeld gelebt.

Foto: Andreas Bischof

Seit 18 Jahren bieten die Podio-Akteure Betty Ixkes und Rüdiger Höfken ihrem Publikum nun schon komödiantischen Frohsinn in der Vorweihnachtszeit. Mit großem Erfolg, denn das Weihnachts-Special im Stadtwaldhaus ist wieder einmal ausverkauft – mit mehr als 1000 Besuchern an den vier Spieltagen. Die Stimmung am vergangenen Montagabend war prächtig, nicht zuletzt wegen dieser Erfolgskriterien: Die vielen Stammgäste kommen stets gutgelaunt zum Feiern mit Freunden, und die bunte Mischung aus kreativen Künstlern passt ebenso wie der familiäre Rahmen. Deshalb ist die Nachricht von Lokalmatador und Comedian Rüdiger Höfken mit Applaus aufgenommen worden, dass das Glühwein-Cabarett auch im kommenden Jahr im Stadtwaldhaus stattfinden kann, weil die Stadt den Entschluss gefasst habe, das Haus während der Renovierung nach Möglichkeit weiter zu bespielen.

„Ich singe mit mir selbst im Chor. Warum? Weil ich es kann“

Höfken moderiert den Abend gewohnt souverän mit Kostproben seines Humors. So erinnert er mit Anspielung auf das 18-jährige Bestehen daran, was bei seiner Volljährigkeit im Jahr 1983 angesagt war. „Die CDU erreichte gut 48 Prozent, die SPD mehr als 38. Damals kannte man die Parteivorsitzenden noch, heute wechseln sie schneller als man es sich merken kann“, kommentiert Höfken. „Manchmal glaube ich, Loriot ist noch am Leben und verarscht uns alle angesichts des heutigen Politzirkus“, sagt der Moderator. Es folgt ein satirisch gewürzter Streifzug über beherrschende Themen des Alltags wie Klimaschutz und über Dauerbrenner wie Berliner Flughafen.

Als Stimmungskanone brilliert anschließend Marcel Wagner, ein musikalischer Alleinunterhalter mit ausgeprägter Bewegungskomik, eine Mischung aus modernem Clown und Musiker. „Ich singe mit mir selbst im Chor“, stellt er seine A-Cappella-Comedy dem Publikum vor. „Warum? Weil ich es kann.“ Seine Stimme, live mit einem Loop-Sampler aufgezeichnet und vervielfacht, schafft so einen orchestralen Sound. Er mischt aktuelle Songs und Evergreens, würzt die Texte mit Gags und bindet das dankbare Publikum ein. So gibt er gerade einmal zwei Takte vor und der Saal stimmt sofort freudig mit ein, wie bei „We will rock you“.

Der verschmitzte Humorist wohnt in Oberfranken und hat 15 Jahre lang in Krefeld gelebt. „Mein Vater war Regisseur am Stadttheater, am Horkesgath-Gymnasium habe ich mein Abitur gemacht und mein Unwesen getrieben“, sagt er unserer Redaktion nach seinem Auftritt.

Mark Britton, Komiker, Autor, Moderator, Regisseur und Schauspieler, ist durch Gastrollen in Krefeld bekannt. Trotz seiner 60 Jahre wirbelte er tanzend wie ein Irrwisch über die Bühne und gibt Kostproben seines britischen Humors – hyperaktiv und skurril zugleich. Etwa bei der Klage darüber, dass im Alter die Haare in Ohren und Nase rutschen und dort Büschel bilden, in denen sich der Nasen-Trimmer verfange.

Wer allerdings Kritik zum Brexit erwartet, liegt schief. „Der ist mir völlig egal, weil ich seit sechs Monaten die deutsche Staatsangehörigkeit habe“, sagt er und wird herzlich willkommen geheißen.

Weihnachten wird in England ganz anders gefeiert als hier

Unter dem Motto „Weihnacht in Britton“ vergleicht er auf seine urkomische Art Festtagsbräuche in seiner alten und neuen Heimat. Während in England die ganze Verwandtschaft unangemeldet auftauche, feuchtfröhlich feiere und miteinander streite, würden in Deutschland die Weihnachtsgeschenke auf Ebay angeboten.

Der Hammer des Abends kommt zum Schluss. Bauchrednerin, Puppenspielerin und Sängerin Murzarella alias Sabine Murza gehört zu den weiblichen Shootingstars der Comedy-Szene. Auf den Listen deutscher Bauchredner tauchen sonst nur Männer auf. Ausnahme: Murzarella. Die kann nicht nur aus dem Bauch reden, sondern trällert sogar Arien, ohne die Lippen zu bewegen. Dass sie das alles im Verein mit lustigen Handpuppen tut, wie mit Kalle der Kanalratte, die Heavy Metal röhrt, und Dudu, dem frechen Kakadu, setzt ihrer Performance die Krone auf. Zuerst im Duett mit Dudu, der „Atemlos“ krächzt, und dann im Duett mit ihm und gemeinsam mit dem Publikum, das „My Way“ von Frank Sinatra intoniert. Der gefeierte Abschluss eines vergnüglichen Abends.