Gründerpreis 2021 Krefelder Buchhandlung trotzt Corona
Krefeld · Trotz eines Starts im Lockdown ist die Buchhandlung „Rheinschmökern“ in Krefeld-Uerdingen gut angekommen. Nun geht es um den Gründerpreis.
Die 39-jährige Diplom-Kommunikationswirtin Anja Choinowski hatte schon immer den Traum, einmal eine eigene Buchhandlung zu eröffnen, wenn auch nicht mitten in einer Pandemie. Doch dann kam ihr ein Zufall zu Hilfe: die Ausschreibung des Wettbewerbs „Neue Buchhandlung Uerdingen“ durch die Wirtschaftsförderung Krefeld zusammen mit regionalen Partnern. Sie bereitete sich akribisch darauf vor und überzeugte die Jury mit einem ausgereiften Geschäftskonzept und einem gut organisierten Netzwerk innerhalb des Stadtteils.
Der Gewinn des mit 10 000 Euro dotierten Wettbewerbs war der finanzielle Grundstein für die Existenzgründung. Die Beratung durch die Wirtschaftsförderung und das angeschlossene Netzwerk „Experten coachen Gründer“ war inklusive. Schnell fand sich ein leerstehendes zentrumnahes Ladenlokal an der Alten Krefelder Straße, und die Sparkasse unterstützte das Vorhaben mit einem KfW-Kredit. Sogar das fachkundige Personal war zum Ende des Jahres 2020 bereits rekrutiert, unter anderem eine fest angestellte Buchhändlerin sowie vier Teilzeitkräfte. Kaufmännisches und Marketingwissen sowie Kommunikationserfahrung bringt sie aus ihrer bisherigen Arbeit als Kommunikationswirtin mit. Insiderwissen eignete sich die Gründerin durch ein Hospitat bei der Wuppertaler Buchhandlung Vohwinkel von Gesa Jürgensen an, wobei die Inhaberin sie in alle wichtigen Abläufe einarbeitete. „Das war ein unschätzbares Hintergrundwissen für mich rund um Planung, Personalführung, Bestellung, Abrechnung, Lieferverträge, Terminverfolgung und Hausmessen bis zum Dekorieren der Schaufenster und Umgang mit Kunden“, ist Choinowski ihrer Mentorin dankbar.
Inzwischen war Weihnachten vorbei, der Buchladen mit vereinten Kräften von Team und Familie renoviert und mit günstig erworbenen Bücherregalen, Präsentationstischen, Aufstellern und einem Tresen für die Kasse eingerichtet. „Wichtig war mir, dass auch die Details den besonderen Charme einer Buchhandlung ausmachen“, erläutert die Inhaberin. So wurde zum Beispiel ein Teil einer schönen Motivtapete erhalten und eine Schmökerecke eingerichtet, der der Laden schließlich auch in Verbindung mit seiner geografischen Lage seinen Namen verdankt – „Rheinschmökern.“
Kostenpflichtiger Inhalt Eigentlich sollte zu Beginn des Jahres die Eröffnung erfolgen, die jedoch ein langanhaltender Lockdown verhinderte. Lediglich ein zaghaftes „Click & Collect“, sprich das Bestellen von Büchern und Abholen an der Ladentür, war anfangs erlaubt. „Ich wollte endlich richtig loslegen“, berichtet die Gründerin und entschloss sich, am 19. Februar die Buchhandlung offiziell zu eröffnen, auch wenn dies zu ihrem Leidwesen nur ohne Kunden möglich war. „Viele, die sehnlichst auf die neue Buchhandlung gewartet hatten, waren froh, zumindest die gewünschten Bücher bestellen und abholen zu dürfen.
Doch trotz dieser Einschränkungen lief das Geschäft von Beginn an gut, auch wenn der persönliche Kontakt noch fehlte“, berichtet sie. Die Entwicklung der Inzidenzwerte macht es inzwischen jedoch möglich, die Kunden persönlich begrüßen zu dürfen, wenn auch mit Maske. Als sie zwischendurch schon einmal schmökern durften, schnellte sofort der Umsatz nach oben“, hofft sie, das Schlimmste überstanden zu haben. „Jetzt dürfen wir endlich auch an Lesungen, Präsentationen und Bastel- und Leseaktionen mit Kindern denken, für die ein eigener Raum im hinteren Teil des Ladens eingerichtet wurde.“
Jetzt kommt auch das Zusatzsortiment hinzu
Da zunächst der Buchverkauf im Vordergrund stand, kommt jetzt mit der Ladenöffnung das ansprechende Zusatzsortiment aus Geschenk- und Papeterie-Artikeln hinzu. Der Zuspruch aus dem Uerdinger Umfeld sei groß, berichtet Choinowski. Das belegen rund 1500 Follower auf Facebook und Instagram. Auch die Alleinstellung als Buchhandlung an ihrem Heimatort sei von Vorteil. Erste Aktionen mit heimischen Schulen seien ebenfalls erfolgreich verlaufen. Zum Beispiel hätten sich rund 300 Schüler an einer Aktion zum Welttag des Buches beteiligt und alle ein Buch geschenkt bekommen. Für das kommende Schuljahr laufen bereits die Vorbereitungen für die Schulbuchbestellungen. Die Schulen warten noch auf die Listen mit Lehrbüchern aus dem Kultusministerium des Landes.
Den Umsatz habe sie wegen der Pandemie zunächst bewusst vorsichtig kalkuliert. „Meine Erwartungen wurden aber übertroffen, und bisher konnte ich alle Kosten über die Einnahmen decken. Durch den Einsatz der Aushilfskräfte bleiben die Personalkosten gut kalkulierbar. Die Einnahmen liegen über Plan und selbst mein Steuerberater ist zufrieden“, sagt sie lachend. Die bisherige Investitionssumme liegt bei 50 000 Euro, das Jahresumsatzziel ohne Corona bei 300 000 Euro.
Am meisten freuen sie die vielen netten Kundenkontakte. „Wir haben viel Spaß miteinander.“ Ebenso gut sei der Teamgeist innerhalb der Belegschaft. Der Geschäftsalltag habe sich eingespielt. Inzwischen habe sie auch wieder Zeit für ihre Familie und die drei Kinder, die während der Existenzgründung zurückstecken mussten. Ihr Fazit: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist besser als gedacht.“