Händler wollen Kunden im Internet abholen
Werbegemeinschaft und Stadtmarketing stellen Pläne für eine attraktivere Innenstadt vor.
Ein goldenes Ausrufezeichen auf der Hemdkragenspitze sowie goldene Krawatte zu weißem Hemd und blauem Jackett sind das neue Aushängeschild des Vorstands der Werbegemeinschaft. Vorsitzender Christoph Borgmann macht es beim Jahresauftakt von Werbegemeinschaft, Handelsverband, IHK und der Interessenstandortgemeinschaft Lebendige Innenstadt Krefeld am Mittwochabend vor. Ziel für das Jahr 2017 ist für ihn als Einzelhändler, präsent zu sein, Qualität zu bieten und selbstbewusst dem Konkurrenten Online-Handel in der Kundengunst die Stirn zu bieten.
Einzelhändler könnten über soziale Plattformen für sich werben
Dazu setzt er auf die digitale Technik, für deren Einsatz er bei der Veranstaltung im abendlichen Schwanenmarkt vor rund 80 Gästen aus Handel, Gewerbe, Gastronomie sowie aus den Stadtteilzentren und dem Stadtmarketing wirbt. 533 Ladenlokale gibt es nach seiner Zählung in der Innenstadt, doch nur 68 Betreiber sind Mitglied in der Werbegemeinschaft. Bis 2018/19 will er die Zahl auf 100 hochschrauben. Von einem größeren Verbund könnten alle profitieren.
„Der Einzelhandel hat in den vergangenen Jahren Federn gelassen“, sagt Borgmann. Er sei zwar noch erfolgreich, trotz rückläufiger Besucherfrequenzen, müsse aber etwas gegen die Online-Händler tun. In den vergangenen zehn Jahren, seit der „Geburtsstunde“ des Smartphones, habe die Zahl der Kunden zugenommen, die sich im Internet über Produkte informieren und sie aufgrund der Zeitersparnis dort auch kaufen.
„Wir müssen auf die Smartphones“, appelliert Borgmann, „für unsere jetzigen wie auch für neue Kunden sichtbar und präsent sein.“ Facebook mit seinem riesigen sozialen Netzwerk sei eine große Werbeplattform, die nichts koste. Die sollten die Krefelder Händler vielmehr nutzen. „82 Prozent aller Verbraucher suchen gezielt mobil nach Produkten, beispielsweise einem Turnschuh der Marke X, in einer bestimmten Farbe und Größe, und wo der in der Nähe am schnellsten zu finden ist.“ Händler, die ihr Sortiment digitalisiert hätten, könnten so den Kunden für sich gewinnen.
Doch auch der klassische Ansatz der Werbung durch Zeitung, Radio und Events sei unverzichtbar. Das zeige das Bemühen des Internetanbieters Amazon, der inzwischen für seine Buchsparte Ladenlokale in den Städten suche.
Ebenso wie bei der Kundenbindung im Handel geht es anschließend für Ulrich Cloos bei der Attraktivitätssteigerung der Krefelder Innenstadt verstärkt um Kommunikation. In seinem Vortrag unter dem Motto „Made in Krefeld“ zeigt der Leiter des Stadtmarketings längerfristige Strategien und Wege für den Krefelder Perspektivwechsel auf. Eine Passantenbefragung im vergangenen Jahr habe die Gruppe der Krefelder deutlich gemacht, die schlecht über die Stadt reden. Deren Merkmale: „Sie wohnen schon lange hier, nutzen die Innenstadt aber nicht, haben dennoch eine Meinung dazu und sind meist älter“, sagt Cloos. Aus dieser Identitätskrise soll der „Krefelder Perspektivwechsel“ herausführen. Das Konzept will hervorheben, was Krefeld an Gutem und Schönem zu bieten hat.
Dazu setze die Stadt bewusst weiter auf den Slogan „Stadt wie Samt und Seide“. Aus der Geschichte haben sich deren neue Stärken entwickelt: Kreativität durch Produkt-Innovationen (beispielsweise bei Lanxess), Avantgarde (siehe Mies-von-der-Rohe-Architektur) und Weltoffenheit, zu erkennen an der vielfältigen Stadtkultur.
krefelder-perspektivwechsel.de