Ehrenamt „Hilfsbereitschaft ist groß“
Seit einem Jahr setzen sich Ehrenamtler in der Begegnungsstätte für Flüchtlinge ein. Die Nachfrage wächst.
Krefeld. Die Geschäftsstelle und Begegnungsstätte des Flüchtlingsrates im Hochhaus Bleichpfad wird ein Jahr alt — und das wird gefeiert. „Die Arbeitszeit am Küchentisch ist nun endlich vorbei“, sagen die Vorsitzenden, Ute Richter und Christoph Bönders. Längst nicht vorbei sind die Aufgaben des Rates, im Gegenteil: Sie wachsen weiter.
„Einiges könnte besser laufen“, betonen Richter und Bönders. „Die Beratungsstellen und Hilfsangebote, die im vergangenen Jahr weiter angewachsen sind, müssten besser, möglichst von einer Stelle aus, koordiniert werden“, sagt Bönders. „Dies könnte beim Flüchtlingskoordinator, der großartige Arbeit leistet, erfolgen.“ Die Fachleute glauben: Das sogenannte Flüchtlings-Hopping, bei dem Migranten gleich an mehreren Stellen vorsprechen, könnte so vermieden werden.
Die Beratungsstelle des Flüchtlingsrates arbeite beispielsweise mit der Caritas und der Bürgerinitiative St. Joseph zusammen. „Ebenso warten wir auf Taten, was die vom Oberbürgermeister versprochene Umwandlung des Ausländeramtes zur vernetzten Servicebehörde angeht“, erklärt Bönders. „Mit dieser Reform könnte die Vorgehensweise, den Ermessensspielraum der Behörde zugunsten der Flüchtlinge zu nutzen und Probleme angemessen darzustellen, gepflegt werden.“
Was die zwei Vorsitzenden des Flüchtlingsrates sorgt, ist die veränderte gesellschaftliche Stimmung, die auch die Arbeit verändere. „Durch ständige Verschärfungen wird das Asylrecht immer mehr ausgehöhlt. Nicht nachvollziehbare bürokratische Hemmnisse frustrieren die Ehrenamtler.“
Dennoch sei die Hilfsbereitschaft der freiwilligen Helfer noch immer groß, findet Richter. Sie berichtet von dem aus dem Irak kommenden 25-jährigen Fotografen Mohammed Qassim. „Er hat Bilder aus dem Irak mitgebracht und welche von seiner Flucht und seinen Eindrücken in Krefeld geschossen. Sie werden bei der Geburtstagsfeier ausgestellt. Der Ehrenamtler Werner Kölchens steht ihm zur Seite, hilft ihm beim Asylverfahren, das noch läuft und bei allen anderen Behördengängen.“
Auf die Flüchtlinge wartet in Krefeld eine Flut von Anträgen. Sie müssen sich unter anderem mit Wohngeldanträgen, Krankenkasse, Sozialamt und Jobcenter befassen. In diesen Dingen ist die Geschäftsstelle des Flüchtlingsrates zweimal wöchentlich, montags und donnerstags jeweils von 10 bis 12 Uhr, Anlaufstelle, um zu unterstützen.
Darüber hinaus werden unter anderem Sprach- und Kreativkurse angeboten, Hausaufgaben- und Nachhilfe. Freitags um 15 Uhr geht es darum, „einfach miteinander Deutsch zu reden“.