Fünfte Jahreszeit Karneval: Wie ein Geistlicher zum Ritter wurde

Die Prinzengarde der Stadt hat einen neuen Steckenpferd-Ritter: Helmut Dieser, Bischof von Aachen. Im Seidenweberhaus wurde er nun gekürt.

Foto: Dirk Jochmann

„Sagt an, wer ist denn dieser“, singt Doktor Manfred Lütz, Arzt, Theologe, Schriftsteller und Steckenpferd-Ritter 2011 in leichter Abwandlung mit einem „r“ zum Schluss. Denn im originalen Kirchenlied ist diese, die „Braut von Nazareth“, angesprochen. Lütz, der von jetzt auf gleich für den verhinderten Laudator, Gesundheitsminister Hermann Gröhe, eingesprungen ist, wendet sich so an den neuen Bischof Helmut Dieser von Aachen.

Er trage nun die tierische Auszeichnung der Prinzengarde mit „Würde und Humor“. Dieser sei einer, so Lütz, dem man Scherze nicht erklären muss. Er sei als Pfarrer in Adenau — also ist er ein Adenauer — als Kirchenmaus verkleidet mit dem „Zuch“ gelaufen und hätte statt Bischof auch Präsident der Prinzengarde werden können, denn der Posten war frei. „Doch jetzt sitzt auf dem Stuhl Karls des Großen ein Helmut.“ Dass Dieser mit zweitem Namen Karl heißt — sei‘s drum.

Der „karnevalistische Bischof“ kommt aus einer Schreinerfamilie. Lütz: „Schreiner ist ein häufiger Beruf, den der liebe Gott selbst ausgeübt hat. Auch wenn Dieser etwas anderes geworden ist, kann er sicher die hölzerne Qualität des Steckenpferdes beurteilen.“ Es war klar, sagt der linksrheinische Protestant Lütz dem rechtsrheinischen Katholiken Dieser dies zur Karriere sagt. „Helmut Dieser ist immer offen für die Menschen. Solche Priester braucht die Kirche. Er konnte nur Papst werden — oder Steckenpferd-Ritter.“

Dieser findet, die Prinzengarde habe die Nase vorn mit einem Gesundheitsminister Gröhe, Steckenpferd-Ritter 2016 und einem Bischof: „Karneval hält Leib und Seele zusammen, ist gut für den Menschen und zieht Kreise bis hin zum lieben Gott.“ Die Charmeoffensive sei nachhaltig — auch noch nach Aschermittwoch.

Das Programm führt rund um die Welt

Der Bischof verspricht, seine Botschaft als Krefelder Reiter durchs Land zu tragen. Zu Beginn des Abends ziehen die Prinzengardisten mit klingendem Spiel ein und sind ihr eigener Programmpunkt. Ihr Aufzug dauert eine lange Weile, währenddessen das Mariechen mit seinem Partner den gewohnten Tanz zeigt. Erstmals fungiert Christian Cosman als Präsident. Das Rahmenprogramm klasse, die Musik fetzig, die Künstler aus dem Fernsehen bekannt.

Sie haben aber mehr die Welt auf dem Schirm — die sich überall verkaufen lässt — als den vollen Lokalkolorit. Bernd Stelter findet, dass kaum, dass Dieter Hoeneß aus dem Gefängnis sei, seien die Bullen aus Leipzig schon wieder hinter ihm her. „Es hat viele Trennungen gegeben. Joachim Löw von Bastian Schweinsteiger, Brad Pitt und Angelina Jolie, England und die EU. Geht doch“, singt er laut.

Und zu Donald Trump: „Die deutschen Regierungsmitglieder überlegen, wer Trump im Wahlkampf nicht beleidigt hat, wer kann hin? Es fällt ihnen keiner ein.“ Guido Cantz, wie gewohnt im roten Anzug, berichtet von Mick Jagger (73), dass dieser nach der Geburt seines achten Kindes statt auf die Säuglingsstation, in die Geriatrie geschickt worden sei.

Dass Google ein sächsischer Weihnachtsbaumschmuck und er selbst ein passiver Vegetarier sei. „Das bedeutet: Ich esse nur Tiere, die Vegetarier sind.“ Und dann auch: „Wir brauchen keine Treppenschubser und keine Gruselclowns wie Trump.“ Nach der Hälfte des Programms machen sich einige Besucher mit einer Polonaise durch den Saal , einige andere zahlen. Kommentar der zuletzt genannten: „Wir hätten gerne mal geschunkelt.“