Mit welchen Erwartungen kommen die Menschen zu Ihnen?
Wünsche an Weihnachten „Arbeitslose wollen so gut es geht Normalität leben“
Krefeld · Im Ökumenischen Arbeitslosenzentrum können keine Wünsche erfüllt werden. Doch es gibt vielfältige Hilfen.
Den wohl größten Wunsch der Menschen, die bei Hans-Peter Sokoll und seinen Kollegen Hilfe suchen, kann das Ökumenische Arbeitslosenzentrum am Westwall nicht erfüllen: Arbeitsplätze werden hier nicht vermittelt. Doch welche Hilfen können geleistet werden? Darüber sprach die WZ mit Hans-Peter Sokoll, Leiter der Einrichtung.
Hans-Peter Sokoll: Es vor allem um Hilfen im Bürokratie-Dschungel des Arbeitslosengeldes II sowie um Rat und Unterstützung bei Konflikten mit Behörden. Es gibt auch Unterstützung bei Bewerbungsschreiben und ein Selbstvermittlungs-Coaching als Gruppenangebot, wie man sich in Bewerbungsgesprächen präsentieren kann. Erwerbslose Kollegen unterstützen sich dabei gegenseitig ganz aktiv. In den Räumen des Arbeitslosenzentrums stehen zudem Rechner zur Verfügung, an denen Stellen gesucht und Bewerbungen aufgesetzt werden können.
Welche weiteren Hilfen kann das Arbeitslosenzentrum leisten?
Sokoll: Wir überprüfen Leistungsbescheide, erklären sie, informieren über die Rechten und Pflichten. Wir sind eine parteiische Erwerbsorganisation, die Betroffenen haben unsere Lobby. Wir machen ihnen Mut. Entscheidend ist, ihnen mehr Selbstbewusstsein zu vermitteln. Mit Behörden über berufliche Perspektiven zu verhandeln hat keiner gelernt. Außerdem helfen wir Aufstockern, darunter viele EU-Bürger, die zwar einen Teilzeit- oder Mini-Job haben, davon aber ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können. Bei der Zahl der Langzeitarbeitslosen hat Krefeld eine Quote wie im Ruhrgebiet. Immer mehr Menschen verschulden sich deshalb. Und dabei fehlt es gleichzeitig an günstigem Wohnraum in der Stadt.
Wer keinen Job hat, dem fehlt auch das Geld, allein oder mit der Familie Weihnachten feiern zu können. Wie gehen die Arbeitslosen damit um?
Sokoll: Sie wollen natürlich so gut es geht Normalität leben. Und da gehört Weihnachten mit Geschenken für die Kinder und einem Baum unbedingt dazu. Auch wenn es natürlich sehr schwierig ist. Es handelt sich hier um Frauen und Männer, die sich trotz widriger Verhältnisse durchs Leben schlagen und den Kopf über Wasser halten. Für mich sind das die wahren Helden unserer Gesellschaft.
Wie kann das Ökumenische Arbeitslosenzentrum seine Hilfen denn eigentlich finanzieren?
Sokoll: Für unsere projektbezogene Arbeit werden wir unterstützt durch finanzielle Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie durch das Land. Auch die katholischen und evangelischen Kirchen stellen Mittel zur Verfügung. Von der Stadt gibt es einen Personalkostenzuschuss. Nicht zuletzt haben wir einen Förderverein und bekommen Spenden. Wobei Arbeitslose von Spendern leider nur marginal unterstützt werden.
Welchen Wunsch haben Sie persönlich für das Arbeitslosenzentrum im nächsten Jahr?
Sokoll: Wir würden uns freuen, wenn die Initiative für einen „Krefelder Konsens“, bei dem alle an einem Strang ziehen, um Langzeitarbeitslosen zu fördern und ihnen neue berufliche Perspektiven zu verschaffen, konkret umgesetzt werden könnte. Wirtschaft und Industrie könnten verstärkt ältere und behinderte Erwerbslose einstellen und bestehende Vorurteile hinterfragen. Weiter benötigen wir beim Arbeitslosenzentrum ehrenamtliche Unterstützung – auch in unserem Vorstand. Und ich hoffe darauf, dass der soziale Wohnungsbau in Krefeld angegangen wird.