Ruine an der Gladbacher Straße Geplanter Hochhaus-Umbau in Krefeld: Architekt bei Ebay-Kleinanzeigen gesucht

Krefeld · Das ehemalige Studentenwohnheim an der Alten Gladbacher Straße in Krefeld soll ein Vorzeige-Wohnobjekt werden. Doch es hakt bei der Umsetzung.

Die Ruine des Studentenwohnheims Alte Gladbacher Straße im Dezember 2019.

Foto: Werner Dohmen

Derzeit ist es noch eine Ruine. Doch nach dem Umbau soll das ehemalige Studentenwohnheim an der Alten Gladbacher Straße „das modernste und technisch hochwertigste Wohnquartier der Stadt“ werden. So verspricht es eine Maklerfirma aus Süddeutschland, die mit der Vermarktung des neuen „Wohnquartiers Krefeld Süd West“ beauftragt worden ist.

„54 Wohneinheiten, Wohnflächen von 53,59 bis 105,65 Quadratmeter, Kapitalanlagen mit Konzept und sehr guter Rendite, hochwertige Eigentumswohnungen“ – das sind die werbewirksamen Eckpunkte des Projekts, die auf der Homepage des Maklers bzw. auf seiner Facebook-Seite genannt werden. Ein Exposé wird auf Anfrage gerne zugeschickt. Aber bei der Umsetzung der Pläne hakt es derzeit offenbar ein bisschen: Per Kleinanzeige auf Ebay wird seit dem 30. November ein neuer Architekt für das zwölfgeschossige Objekt (einschließlich Erdgeschoss) gesucht.

Bezahlung des Architekten ist Verhandlungsbasis

„Wir suchen ab SOFORT für die Ausführung unseres Großprojektes noch einen Architekten zur Unterstützung unseres Büros bei der Planung und Überwachung verschiedenster Gewerke sowie des Brandschutzes. Gern auch Berufseinsteiger.“ So heißt es unter der Rubrik „Dienstleistungen Haus und Garten“. Das Projekt 1 sei das „Wohnquartier Krefeld I mit 54 Einheiten“, Projekt 2 das „Wohnquartier Krefeld II mit 28 Einheiten“. Arbeitsbeginn sofort, Arbeitsende sechs bis zwölf Monate nach Absprache – „ggf. Festanstellung“. Der Preis? Verhandlungsbasis. Arbeitsplatz ist Krefeld.

Die bisherigen Pläne und Visualisierungen stammen von einem Architekten aus dem Kreis Höxter. Im vergangenen Sommer stellte er seine Ideen dem sogenannten Gestaltungsbeirat der Stadt Krefeld, der mit Fachleuten besetzt ist, persönlich vor und erntete dort viel Zuspruch. Doch jetzt ist er für das Krefelder Projekt nicht mehr zuständig, wie zu erfahren war. Warum das so ist, darüber wurde auf Anfrage unserer Zeitung beim Architekten Stillschweigen bewahrt.

Das Wohnheim soll nach dem Umbau zum schicken „Wohnquartier Krefeld Süd West“ werden.

Foto: Visualisierung: Büro be qbiq

Bauherr ist die am 1. Februar 2019 gegründete SBM Projekt eins GmbH mit Sitz an der Moerser Landstraße in Krefeld. Stammkapital der GmbH: 25 000 Euro. Als deren Geschäftsführerin wird im Handelsregister Sabrina Bartmann genannt.

Bereits im September hatte unsere Zeitung exklusiv berichtet, dass die Stadt Krefeld die Baugenehmigung für den Umbau der seit 2003 leer stehenden Ruine zum Wohnhaus erteilt hat. Sie war erst Anfang Juni beantragt worden. Nach der Landesbauordnung erlischt die Genehmigung erst wieder, „wenn innerhalb von drei Jahren nach ihrer Erteilung mit der Ausführung des Bauvorhabens nicht begonnen oder die Bauausführung länger als ein Jahr unterbrochen worden ist“. Zeit genug für einen Umbau wäre also vorhanden.

Ziel des besagten Umbaus ist es, exklusive Wohneinheiten zu errichten. Alle sollen über einen eigenen Balkon verfügen. Bilder von glänzend weißen Fußböden in Küche und Bad, Laminatböden in Eichenoptik im Schlafzimmer sowie ein großer Parkplatz hinter dem Haus sind dazu auf der Facebookseite des Maklerbüros zu finden. Auch eine umfangreiche technische Sanierung des ganzen Gebäudes (Brandschutz, Wärmedämmung, Videoüberwachung, Fernwärmeversorgung) soll geplant sein.

Mit dieser Kleinanzeige wird nach einem Architekten gesucht.

Foto: Werner Dohmen

Erste Aufräumarbeiten auf dem Gelände haben tatsächlich stattgefunden. Schutthaufen liegen am Randes des Areals. Von Bauarbeiten ist allerdings nichts zu sehen. Nach wie vor hängen zerbrochene Scheiben in ebenso zerbrochenen Rahmen. Angeblich soll die Fertigstellung allerdings schon Ende 2020 sein.

Anfragen zu dem Objekt bleiben unbeantwortet

Eine Nachfrage dazu beim Maklerbüro, ob der Termin zu halten ist, blieb unbeantwortet. Es verwies stattdessen auf den Bauträger. Auf telefonische Nachfrage der WZ bei dem Unternehmen wurde um eine schriftliche Anfrage gebeten. Diese blieb bis Redaktionsschluss aber unbeantwortet. Das gilt auch für die Frage, warum überhaupt ein neuer Architekt gesucht wird. Und was es mit der „Projekt 2“ auf sich hat.

In der asbestbelasteten Immobilie hatte es in den vergangenen Jahren mehrfach gebrannt. Jugendliche nutzen die Ruine als Abenteuerspielplatz, über Unrat und Ratten beschwerten sich Anwohner. Die Stadt Krefeld hält das Objekt im Auge, hatte in der Vergangenheit auf Kosten der damaligen Eigentümer schon einen Bauzaun um das Gelände errichten lassen. Aktuell teilt sie mit: „Zur Sicherstellung des ordnungsgemäßen Umgangs mit asbesthaltigen Bauabfällen wurde im Bauschein ein entsprechendes Rückbaukonzept gefordert. Dieses wird vor Beginn der genehmigungspflichtigen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen durch den Bauherrn eingereicht.“ Was bislang offenbar nicht passiert ist. Die Stadtverwaltung werde durch den Bereich Umwelt- und Verbraucherschutz eine fachliche Beurteilung des gelagerten Materials vornehmen.