Hochschule als Jungbrunnen
Die Stadt könnte noch viel stärker von den Studenten profitieren, sagt Frank Meyer (SPD).
Krefeld. Hohe Wohnqualität, großes Freizeit- und Kulturangebot, viele Grünflächen. Mit diesen Qualitätsmerkmalen wirbt die „Stadt wie Samt und Seide“ für sich. Dass Krefeld auch eine Hochschulstadt ist, fehlt in der Aufzählung. Dabei könnte die Stadt mit diesem Pfund wuchern, ihr Image erweitern.
Doch das geschehe zu wenig, sagen Kritiker. Sie bemängeln auch, dass die Lehranstalt besser in Wirtschaft und Unternehmen, Arbeits- und Wohnungsmarkt eingebunden werden muss. Mit einer guten Zusammenarbeit ist eine Hochschule für eine Stadt wie ein Jungbrunnen.
„Zwischen der Hochschule Niederrhein und der Stadt ist viel mehr möglich“, sagt Sozialdemokrat Frank Meyer. Das fange schon bei der Beschilderung an und gehe weiter über das unnötig lange Prozedere für den Bau einer Hochschul-Kita. Das war in Mönchengladbach viel einfacher. SPD-Chef Ulrich Hahnen ergänzt: „Das endet bei der fehlenden Begrüßung für die Studienanfänger durch den Oberbürgermeister. Auch das macht der Mönchengladbacher besser.“
Meyer: „Die Hochschule muss in Krefeld viel besser im öffentlichen Bewusstsein verankert werden. Nur bei Innenstadt-Umfragen und der Gestaltung der Weihnachtsmarkttasse fällt den Verantwortlichen ein, dass es eine Hochschule mit kreativen Studierenden gibt.“
Gleiches sagt Bernd Albrecht, der Vorsitzende des Bürgervereins Süd-West, beim Neujahrsempfang: „Die Hochschule Niederrhein hat hier ihren Sitz. Krefeld ist eine Hochschulstadt. Das könnte besser gewürdigt werden.“
Als verbesserungswürdig sieht Meyer die Vernetzung von Unternehmen und Hochschule an. Beispiel: „Unternehmen der Kreativwirtschaft suchen Praktikanten. Sie haben keinen Kontakt zur Hochschule“, bemängelt er. „Studenten, die in einem Unternehmen Praktikanten gewesen sind, werden viel schneller übernommen und bleiben in der Stadt. Sie behalten ihren Wohnstandort in der Stadt, die sie kennen.“
Der Standortfaktor Familienfreundlichkeit spiele deshalb eine bedeutende Rolle. Dies sei wichtig im Kampf um die durch den demografischen Wandel geringer werdende Zahl an Studenten und im Kampf um die klügsten Köpfe.
Die Neuansiedlung von studentischem Wohnen muss einhergehen mit der Schaffung von sozialer Infrastruktur, guter Verkehrsanbindung sowie Kulturangeboten. „Städte können viel tun, um ihre Attraktivität zu steigern; dabei sind Studierende und Hochschulangehörige ein wichtiger Faktor. Doch das kommt nicht ‘rüber“, erklärt Meyer.
Die Hochschule möchte sich zu der Kritik nicht äußern, lässt Professor Hans-Henning von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein, durch seinen Pressesprecher ausrichten.
Dagegen erklärt Oberbürgermeister Gregor Kathstede, dass die Menschen, die täglich mit der Hochschule zu tun haben, auch enge Verknüpfungen sehen. „Ich denke da an die Innenstadt-Umfragen der Studierenden und die Weihnachtsmarkttasse.“ Ein Problem sei die Lage der Hochschule am Rande der Stadt, sagt er weiter. „Das studentische Leben ist deshalb nicht so präsent im täglichen Leben. Außerdem ist die Lehranstalt eher eine Pendler-Hochschule.“
Dass er die Studenten nicht begrüße, stimme so nicht. Wenn der Termin nicht bereits belegt sei, komme er immer. „Präsident von Grünberg hat gerade erst angerufen und das gute Miteinander gelobt.“
Verbesserungspotenzial gebe es immer, weiß Kathstede, es gebe deshalb regelmäßige Treffen. „Es besteht auch eine gute Zusammenarbeit von Unternehmen und Arbeitsagentur, um an die Studenten heranzukommen.“
Dieter Porschen, IHK-Hauptgeschäftsführer und neuer Vorsitzender des Hochschulrates, sieht aktuell keinen Handlungsbedarf. „In Krefeld funktioniert alles sehr gut. Die Hochschule hat attraktive Fachbereiche wie Design, Chemie, Elektrotechnik und Gesundheitswesen. Wir sind die Erfinder des Dualen Systems und jetzt bekommt die Hochschule noch einen schönen Erweiterungsbau. Die Krefelder würdigen das positiv.“