Bis Samstag Designer der Hochschule Niederrhein präsentieren ihre Arbeit

Die Werkschau der Hochschule Niederrhein ist noch bis Samstag zu sehen und ist nicht nur vom Bauhaus-Jubiläum inspiriert.

Carlotta Thomeczek hat mit Kommilitonen eine elektronische Fahrradklingel entworfen.

Foto: Dirk Jochmann

Das 100-jährige Bestehen des Bauhauses feiert die Hochschule Niederrhein auf ganz besondere Weise, denn sie begeht zugleich ihr eigenes Jubiläum. Vor 115 Jahren machte die Stadt Krefeld einen Vertrag mit der königlichen Staatsregierung in Berlin, die einen Teil der Kosten für die Handwerker- und Kunstgewerbeschule übernahm. Die Aufsicht über die Einrichtung hatte jedoch nicht Krefeld, sondern das Ministerium für Handel und Gewerbe in Berlin. Drei Jahre später entstand der Deutsche Werkbund unter dem großen Reformer Hermann Muthesius. Die Hochschule Niederrhein beruft sich auf dessen kunstvolle Initiativen, wenn sie noch bis Samstag, 26. Oktober, zur großen Werkschau an den Frankenring 20 bittet.

Der Fachbereich Design hat zwei sehenswerte Abteilungen, eine für Produktdesign und eine für Kommunikation. Die Produktdesigner unter Anselm Strauß-Deli präsentieren sich im bestens eingerichteten CAD-Labor mit 25 Werkstationen, wo die jungen Leute in den computergestützten Entwurfstechniken ausgebildet werden. Der Laie darf durchaus staunen. Hier werden etwa von Alexander Lücke, Carlotta Thomeczek und Nina Strutz spannende Dinge entworfen. Wenn es nach ihnen geht, hat die alte Fahrradklingel ausgedient. Sie wird durch eine elektronische Klingel ersetzt, die mit einem bloßen Knopfdruck bedient werden könnte. Ein Staub-Roboter fährt zumindest theoretisch durch den Raum und könnte unzählige Tische flott säubern, autonom und automatisch. Es gibt in diesem Labor sogar eine Fahrradklingel für Mädchen und eine für Jungen, die möglicherweise so ein Gerät ganz anders handhaben. Nur: Die Produktdesigner bräuchten eine Firma außerhalb der Hochschule, die derlei Ideen in die Wirklichkeit umsetzt.

Das eigentliche Objektdesign gibt es leider in Krefeld nicht. Dazu wären Gewerke wie Materialtechnik und Fertigungstechnik nötig, die eher an technischen Hochschulen angesiedelt sind. Aber immerhin hat sich der ehemalige Student Max Gutbier aus Krefeld so weitergebildet, dass er zum Leitungsteam bei VW gehört, das den neuen VW-Bus konzipiert hat. Es gibt verrückte Dinge in dieser kleinen, aber feinen Krefelder Abteilung für Produktdesign. So hat etwa Alexander Lücke ein Hologramm für die Luft entwickelt, als Schmuckbrosche für die Brust, versehen mit einer mobilen Holografie-Einheit. Der Akku ließe sich auf dem Pullover oder auf der Weste installieren.

Studenten beschäftigen sich
mit der Bauhaus-Lehre

Im Raum, der dem Bauhaus gewidmet ist, steht ein Modell der Schulgebäude aus Dessau. Dreht man das Modell um, hat man lauter Steckkästen sowie hölzerne Sticker, auf denen die Grundprinzipien der Lehre unter den Bauhäuslern aufgedruckt ist. Die Studenten setzten sich derzeit theoretisch mit der Lehre des Bauhauses auseinander. Zu den praktischen Dingen in diesem Raum gehört eine „Hose für alle“. Sie stammt von Anna Eben und ist ein bunter Wickel mit Knöpfen, sodass dicke wie dünne Menschen sie tragen können.

Design ist ein breites Feld. Der Schwerpunkt in Krefeld liegt im gestalterisch-künstlerischen Bereich. Es gibt eine gut ausgestattete Druckwerkstatt, auf die die Dekanin Nora Gummert-Hauser stolz ist, denn hier stehen noch die alten Druckmaschinen. Die Studenten bekommen dadurch automatisch ein Bewusstsein für das Handwerk. Grundausbildung in Lithographie und Holzschnitt sind möglich. Viele Künstler befinden sich im Team der Schule. Die gute alte Textilschule, mit der einst alles in Krefeld anfing, gibt es allerdings nicht mehr. Textildesign gehört in Mönchengladbach zur Ingenieurausbildung.

Gang durch die Ausstellung
ist unterhaltsam

Ein Trend in Krefeld gilt einer alternativen Zukunft. Linda Wendland etwa spricht vom „slow living“ und schwört auf den guten alten Kaffe-Filter. Es gehe um das Entschleunigen, das manuelle Zubereiten des Getränks. Die Kaffeekannen entstanden im 3D-Druck und wurden anschließend unterschiedlich glasiert. Und Carla Osebold bietet in einem Koch-Workshop ein „interaktives Kochbuch“ an. „Kochen“, so erzählt sie, „hat immer auch etwas mit dem Baugefühl zu tun“. Man koche, was man hat, und wozu man Lust habe.

Linda Wendland hat ihre Arbeit der Entschleunigung gewidmet und schwört auf Kaffee-Filter aus dem 3D-Drucker.

Foto: Dirk Jochmann

Der Gang durch den Pfaubau und die Shedhalle ist unterhaltsam. Man kann gleich im ersten Foyer Lucas Schnurre und Saskia Zillekens zusehen, wie sie mit ein paar Holzstäben und einem Stecksystem Prototypen für eine Schaukel präsentieren. Wer will, kann aber auch ein Porzellan bewundern, das sich als Urne und als Gefäß für den Hausaltar eignet. Lustiger ist es bei Johanne Wömpner, da lernen selbst Kinder, mit Instagram richtig umzugehen.