Hülser Schützen: Am Ende geht es um die Wurst

Ihr 550-jähriges Bestehen feierte die Schützenbruderschaft fünf Tage lang auch mit alten Bräuchen.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Bei strahlendem Sonnenschein herrscht schon um 10 Uhr eine schwüle Hitze. Trotzdem präsentieren sich die Hülser Schützen in ihren schmucken grünen Uniformen. Eine schweißtreibende Angelegenheit für die Wurstsammler und ihre Trachten. „Meine Uniform ist nach den fünf heißen Tagen erst mal ein klarer Fall für die Reinigung“, sagt Michael Lubowitzki. Er ist der Gruppenleiter der Schützen, die den Hülser Süden abmarschieren, um Wurst und Spenden einzusammeln.

Rund zehn Kilometer werden ihnen am Nachmittag in den Beinen stecken. Bis um 16.30 Uhr ziehen sie von Haustür zu Haustür, um ihren traditionellen Spruch aufzusagen: „Wir sind bei der historischen Schützenbruderschaft und kommen zum traditionellen Wurstbeiholen“, heißt es auch bei Ex-Minister Christian Wimmers, wenn ihm die Haustüren des Stadtteils geöffnet werden.

An der Ecke Fischersstraße/Godert-Haes-Straße wird die schon gesammelte Wurst abgeholt. Dafür sind zwei Fahrer mit ihren Autos unterwegs. Die Kühlboxen im Kofferraum sind heute besonders für die frische Bratwurst überlebenswichtig.

Auch großzügige Geldspenden werden eingesammelt. Nach einer kurzen Pause geht es weiter. Christian Wimmers (45) und Jungschütze Marvin (13) versuchen ihr Glück bei den Einfamilienhäusern am Stapperweg.

Nicht alle Bürger kennen die Tradition. „Da habe ich nichts mit am Hut“, heißt es auch schon mal. Wimmers nimmt es gelassen. „Man darf sich nicht entmutigen lassen. Wichtig ist, dass wir den Leuten mit einem Lächeln begegnen.“

Wurst gibt es am Stapperweg nicht einzusammeln, dafür weitere Geldspenden. „Das wird nachher zu Wurst“, erklärt der 45-Jährige. Jungschütze Marvin hat ein Ass im Ärmel. „Da vorne wohnt meine Oma“, erklärt der 13-Jährige. Bei den Großeltern gibt es neben einem großen Glas mit Bockwurst auch eine kleine Erfrischung. „Ich finde es toll, dass mein Enkel sich so engagiert“, sagt Gisela Mayer.

„Das Wurstbeiholen ist eine Tradition, die erhalten werden muss“, sagt Christian Wimmers. Er sehe den Brauch als Ausdruck für das Engagement, dass die Schützen für den Stadtteil heute noch zeigen. Der Schützenverein habe nach seinem Verständnis weniger mit dem Schießen zu tun, sondern mehr mit dem Beschützen der Mitbürger. „Einsatz zeigen für Leute, die sich nicht helfen können“, ist seine Devise. Am Abend werden die Würste im Festzelt auf dem Kirmesplatz gebraten und gekocht. Zum Essen sind auch die Hülser Bürger eingeladen.