Meinung Hunger ist unpolitisch

20 Jahre Tafel sind eigentlich kein Grund zum Feiern. Schlimm, dass es diese Einrichtungen in diesem reichen Land geben muss. Gut, dass es sie gibt. Ein Widerspruch? Absolut nicht. Deutschland hat eines der besten Sozialsysteme der Welt, aber das ist für Bedürftige in Krefeld kein Trost.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Auch vor unserer Haustür geht die Schere zwischen arm und reich unaufhaltsam auseinander, etliche Studien belegen das. Menschen bleiben auf der Strecke.

Intellektuell, sozial, materiell. Oft sind es Suchtkranke oder die wachsende Gruppe der psychisch Erkrankten. Zunehmend, und das ist dann Verantwortung und Aufgabe der Politik, sind es Kinder und Rentner. Das Schlimme daran: Beide sind chancenlos. Die einen werden immer öfter in bildungsferne, so genannte „Karrierefamilien“ hineingeboren. Die anderen haben vielleicht ihr Leben lang geschuftet oder Kinder groß gezogen und müssen sich nun als Rentner trotzdem überlegen, ob sie sich einen Topf Quark kaufen. Das ist unerträglich. Genauso wie die völlig realitätsferne Diskussion über die angeblich schädliche Entlastung des Staates durch Tafeln, wie sie große Wohlfahrtsverbände gern führen.

Hunger ist unpolitisch. Was sind das für Wohltäter, die ihre ja richtigen Ziele über das Elend derer erreichen wollen, die ihre Daseinsberechtigung darstellen? Tafelarbeit ist unverzichtbar, wertvoll und verdient unseren höchsten Respekt. Schlimm, dass es sie geben muss. Gut, dass es sie gibt!